In den Armen der Nacht
habe ich außer dem Fünf-Uhr-Termin noch eine Videokonferenz mit den Leuten von Fitch Communications für neun Uhr heute Abend anberaumt.«
»Danke, Caro. Falls irgendetwas Dringendes dazwischenkommt, wissen Sie ja, wo Sie mich erreichen.«
Sie nickte und nach einem kurzen »Lieutenant« in Eves Richtung löste auch ihr Bild sich auf.
»Was waren das für Leute?«
»Architekten. Ich habe da ein paar Ideen, wie man einen der Bereiche auf Olympus noch etwas verbessern kann.«
»Sechs Architekten für einen einzigen Bereich.«
»Es geht dabei nicht nur um die Gebäude, sondern auch um die Umgebung, die Gewässer und so weiter, ist also eine durchaus komplexe Angelegenheit … aber das ist dir im Grunde vollkommen egal.«
Sie fuhr schuldbewusst zusammen. »Es interessiert mich nur am Rande, aber es ist mir nicht egal. Du brauchst es nur zu sagen, falls ich dich in irgendeiner Weise unterstützen kann.«
Er verzog den Mund zu einem Grinsen. »Was brauchst du?«
Jetzt wurden ihre Schuldgefühle von leichter Verärgerung
verdrängt. »Dass ich dir meine Unterstützung angeboten habe, heißt noch lange nicht, dass ich was von dir brauche.«
»Nein, das heißt es nicht.« Er lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und sah sie freundlich an. »Aber du bist hereingekommen, weil du etwas brauchst. Deshalb brauchst du keine Schuldgefühle zu haben oder dir Gedanken darüber zu machen, dass meine Arbeit darunter leidet, dass ich dir bei deinem Job behilflich bin. Wenn ich dir nicht helfen wollte, würde ich es nämlich ganz einfach nicht tun.«
»Tja, ich bräuchte ein Gebäude, möglichst in der City.«
»Was hättest du denn gern?«
Jetzt war sie diejenige, die grinste. »Angeber. Hast du vielleicht irgendetwas Unbewohntes? Etwas, das wir innerhalb von vierundzwanzig Stunden sichern und verkabeln können?«
»So etwas müsste zu finden sein. Das soll eure Falle werden, stimmt’s? Und weshalb in der City?«
»Weil ich weiß, dass ihr Schlupfwinkel woanders ist. Und weil sie so weit wie möglich von dem Kind entfernt sein sollen, wenn wir sie uns schnappen. Ich brauche ein Gebäude, in dem ich bis zu einem Dutzend Leute –Scharfschützen und Techniker – unterbringen kann. Es muss aussehen wie ein Frauenhaus, die Türen und die Fenster müssen erkennbar gesichert sein, und ich muss alles verriegeln können, sobald sie drinnen sind.«
»Ich werde dir heute Nachmittag ein paar Adressen nennen. Ist das früh genug?«
»Gut. Dann ist da noch etwas. Aber keine Angst, ich mache schnell. Du hast gesagt, dass Richard und Elizabeth heute kommen.«
»Ja, um vier. Ich werde mich um sie kümmern.«
»Auch wenn mir das natürlich am liebsten wäre, kann ich das nicht annehmen.« Niemand brauchte ihr zu sagen, dass die Termine, die Caro eben heruntergerasselt hatte, ganz bestimmt nicht alles waren, woraus sein Arbeitstag bestand. »Ich habe das Kind hierher gebracht, also werde ich auf jeden Fall dabei sein, wenn es seine potenziellen neuen Eltern trifft. Ich nehme an, du hast für ihre Sicherheit gesorgt.«
»Ist bereits alles erledigt.«
»Ich lade auch noch Mavis ein.«
»Wie bitte?«
»Die Kleine ist ein Riesenfan von ihr. Sie war total begeistert, als sie mitbekommen hat, dass ich Mavis kenne, aus irgendeinem Grund habe ich gesagt, dass sie sie mal treffen kann. Außerdem wirkt es bestimmt viel ungezwungener, wenn außer Richard, Elizabeth und Mira –die wir brauchen, damit sie uns als Psychologin sagt, wie die Kleine auf die beiden reagiert – auch noch Mavis kommt. Als hätten wir ein paar Gäste eingeladen, weiter nichts.«
Sein Kommunikationssystem fing an zu schrillen und die aufleuchtenden Lämpchen wiesen auf eingehende Daten hin. Sie fragte sich, wie er all diese Unterbrechungen, einschließlich derer, die sie ständig verursachte, ertrug.
»In der realen Welt von Gut und Böse geben die Guten für gewöhnlich keine Party, wenn sie denken, dass das Böse im Anmarsch ist.«
Er nickte mit dem Kopf. »Also erwecken wir den Eindruck, dass es hier bei uns kein kleines Mädchen gibt, auf das es das Böse abgesehen hat.«
»So schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe, findest du nicht auch? Leonardo ist gerade in Mailand oder Paris oder sonst irgendwo da drüben unterwegs.«
Sie winkte vage in die Richtung, in der vielleicht Europa lag.
»Wenn ich Mavis einlade, behalte ich sie besser erst mal hier. Nur für den Fall der Fälle.«
»Auch wenn in diesem Fall die meisten Gäste Cops sind, heißt es
Weitere Kostenlose Bücher