In den Armen der Nacht
Albtraum, woraufhin ihr Summerset ein Beruhigungsmittel gegeben hat. Würden Sie sich vielleicht gerne auch noch über die neuste Mode oder die jüngsten Skandalgeschichten mit mir unterhalten, während Sie in Plauderlaune sind?«
»Ihnen scheint eindeutig eine andere Laus als mir über die Leber gelaufen zu sein«, stellte Peabody knurrend fest. »Also«, meinte sie, als Eve sie einfach reglos ansah, »Sie haben etwas von Familien gesagt.«
»Oh, dann sind wir also bereit, mit der Arbeit zu beginnen. « Eve wies auf die Pinnwand, an der neben den Aufnahmen vom Tatort eine Reihe von Fotos der lebenden Swishers hingen, und stellte dabei fest: »In einer Familie gibt es doch bestimmt jede Menge Routine, oder nicht? Ich habe mir von Nixie den letzten Morgen vor den Morden erzählen lassen und mir dabei ein ungefähres Bild von ihrem normalen Tagesablauf gemacht. Sie haben zusammen gefrühstückt, an den Kindern herumerzogen, dann hat der Vater die beiden auf dem Weg zur Arbeit an ihren Schulen abgesetzt und so weiter und so fort.«
»Okay.«
»Erstens: Jemand, der sie beobachtet hätte, hätte bestimmt genau wie ich ein Gefühl für diese Routine entwickelt. Er hätte auf jeden Fall genug gewusst, um sich einen von ihnen schnappen zu können, wenn es um einen von ihnen gegangen wäre. Dass sie alle dran glauben mussten, zeigt, dass es um die ganze Familie ging. Das ist das Eine.«
Sie trat einen Schritt von der Pinnwand zurück. »Zweitens hatten sie alle im Verlauf des Tages mit einer ganzen Reihe anderer Menschen zu tun: Mandanten, Klienten, Kolleginnen, Kollegen, Nachbarinnen, Nachbarn, Ladenbesitzern, Freundinnen und Freunden, Lehrerinnen, Lehrern. Wo hat einer oder wo haben mehrere von ihnen Kontakt zu jemandem gehabt, der sie nicht nur alle tot sehen will, sondern der auch noch über die Möglichkeit verfügt, sie auf so grausame Art und Weise aus dem Verkehr zu ziehen?«
»Okay, nach allem, was wir bisher wissen, hat sich niemand aus der Familie bedroht gefühlt. Daraus lässt sich schließen, dass kein gefährlicher Typ auf einen von ihnen zugekommen ist und ihm erklärt hat: ›Für diese oder jene Sache bringe ich dich und deine ganze Familie um.‹ Oder etwas in der Art. Dem Profil dieser Familie zufolge hätten sie es der Polizei gemeldet, wenn etwas in der Richtung vorgefallen wäre. Sie waren gesetzestreue Bürger. Und gesetzestreue Bürger glauben an das System und daran, dass es einen Weg findet, sie zu beschützen, wenn jemand sie bedroht.«
»Gut. Selbst wenn es also einen Streit oder Disput gegeben hat, hat keiner der Erwachsenen in dem Haushalt ihn ernst genug genommen, um diesen Schritt zu gehen. Oder es war bereits so lange her, dass das Gefühl der Bedrohung schon wieder abgenommen hatte, als es plötzlich so weit war.«
»Oh. Vielleicht hat ihnen ja wirklich irgendwann mal irgendwer gedroht und vielleicht haben sie das ja auch gemeldet«, führte Peabody diesen Gedanken aus.
»Fangen Sie am besten sofort an, danach zu suchen«, meinte Eve und wandte sich dem ankommenden Baxter und seinem treuen Assistenten Trueheart zu.
Eine Stunde später hatte sie ihren Leuten verschiedene Arbeitsaufträge erteilt und verließ das Haus. »Zuerst fahren wir zu den Dysons«, erklärte sie ihrer Partnerin. »Ich muss noch mal mit ihnen sprechen, dann fangen wir mit den förmlichen Vernehmungen der Nachbarn an.«
»In den letzten beiden Jahren hat weder einer von den Swishers noch die Haushälterin Anzeige wegen Bedrohung oder so erstattet.«
»Gehen Sie noch weiter zurück. Jemand, der zu etwas
wie diesen Morden in der Lage ist, hat unendliche Geduld.«
Die Dysons hatten ein zweigeschossiges Appartement in einem gut gesicherten Gebäude in der Upper West Side. Ehe Eve auch nur den Wagen parken konnte, hatte sie bereits ein paar Übertragungswagen des Fernsehens entdeckt.
»Verdammt. Weshalb muss es immer irgendwelche undichten Stellen geben?«, murmelte sie zornig, stieg aus und überließ es ihrer Partnerin, das Blaulicht einzuschalten.
Schlauerweise hatte der Portier den Sicherheitsdienst des Gebäudes angerufen, und so hielten außer ihm zwei muskulöse Bodybuilder-Typen die Journalisten, so gut es ging, in Schach.
Sie zückte ihre Dienstmarke, und zu ihrer Überraschung seufzte der Portier erleichtert auf. »Officer.«
Im selben Augenblick schwang die sensationsgierige Horde auch schon zu ihr herum und feuerte unzählige Fragen auf sie ab.
»Die Polizei wird heute noch eine
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