In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
großer Perserteppich dämpfte die Kälte des Bodens.
Carson hatte inzwischen begriffen, dass Harsh die Annehmlichkeiten des Lebens liebte. Teure Annehmlichkeiten. Wie einen Fünftausend-Dollar-Teppich auf dem Dachboden. Oder jenes elegante Paar Lederschuhe, das mal eben tausend Dollar gekostet hatte.
Auf der einen Seite des Raumes waren Pappkartons bis zur Decke gestapelt, und in einer Ecke, neben einem hölzernen Bettgestell und einer Kommode mit zerbrochenem Spiegel, standen mehrere Kisten.
Interessant, irgendjemand nutzte den Dachboden als Rückzugsort. Eine Wolldecke und ein Kissen lagen auf dem Teppich, daneben ein Stapel Taschenbücher. Das oberste war ein Handbuch der U.S. Armee und des Marine Corps mit dem Titel: » Wie man einen Aufstand niederschlägt«. Nicht gerade Unterhaltungslektüre.
Carson durchquerte den Raum, um ein Fenster zu öffnen. Seit der Talisman aufgebrochen war, war ihr ständig warm; Harsh, der regelmäßig ihre Temperatur überprüfte, hatte festgestellt, dass sie stets ein bis zwei Grad über dem Normalwert lag.
Mondlicht fiel durch das Fenster herein und zeichnete silbrige Bahnen auf den Teppich. Draußen waren Eulenrufe zu hören.
Carson ging hinüber zu den Kisten, in denen laut Harsh die Waffen liegen sollten, und öffnete den Deckel der ersten. Beeindruckend. Harsh hatte nicht übertrieben. Heckler & Koch. In einer weiteren Kiste entdeckte sie verpackte Munition.
Plötzlich breitete sich Kälte in ihrem Kopf aus. Carson versuchte immer noch, sich an die Veränderungen zu gewöhnen, die das Aufnehmen der Magie des Talismans mit sich gebracht hatte. Wie diese neue Art, Dämonen wahrzunehmen. Manche dieser Veränderungen waren nur ab und zu spürbar, dann wieder gar nicht, einige jedoch schienen von Dauer zu sein. Wie dieses eisige Gefühl, wenn ein Dämon in der Nähe war.
Carson drehte sich um.
Iskander stand in der Tür, die Hände oben gegen den Rahmen gedrückt. Sie blickte auf die Decke und das Kissen und verstand. Iskander schlief nicht mehr bei seiner Schwester. Er hatte sich hier oben eingerichtet.
Carson war daran gewöhnt, von anderen überragt zu werden. Die meisten Leute waren größer als sie. Iskander jedoch war ein wahrer Riese. Größer als Nikodemus und muskulöser. Ähnlich wie Xia. Seine Armmuskeln waren beeindruckend.
Carson war nicht gerade wild darauf, allein mit ihm zu sein. Mit Fen würde sie jederzeit fertigwerden, Iskander dagegen jagte ihr manchmal Angst ein. Er weckte die gleichen zwiespältigen Gefühle in ihr wie Xia.
Deshalb war sie erleichtert, als sie keine bedrohliche Ausstrahlung bei ihm wahrnahm.
» Ich werde dir garantiert nicht helfen, wenn Fen dich hier mit der bösen Hexe entdeckt«, sagte sie.
Die Linien auf seinem Gesicht glühten, als wären sie mit phosphoreszierender Tinte gezogen worden, und seine Magie loderte glühend heiß. Aber, nun ja, er war nun mal genauso gebrochen wie sie selbst.
» Magellans Hexe«, sagte er, und seine Stimme klang eingerostet.
Die Härchen an ihrem Nacken richteten sich auf. Normalerweise wirkten die kobaltblauen Streifen in seinem Gesicht stärker als seine Augen, doch jetzt glühten auch diese. Er kam in den Raum, trat in eine der silbrigen Mondlichtbahnen.
Carson wischte sich nervös die Hände an ihrer Jeans ab. » Was willst du, Iskander?«
Ihre Blicke trafen sich, und etwas Merkwürdiges geschah mit ihren Augen. Ihre Sicht veränderte sich. Die Ecken des großen Raums schienen zu verschwimmen, mit der Decke und dem Boden zu verschmelzen. Sie sah Farben, die ineinander verliefen.
Carson schüttelte den Kopf. Sie hatte Mühe zu atmen. Ihr Körper war wie elektrisiert. Sie blinzelte, und die Farben verschwanden.
Iskander legte eine Hand auf einen der Stützpfosten. Ihre Sehkraft verminderte sich weiter, deshalb konnte sie nicht sicher sein, doch für einen Moment glaubte sie, dass seine Finger länger erschienen, als sie sein sollten, und an ihren Spitzen Klauen saßen. Sie versuchte, seiner Hand mit ihrem Blick zu folgen, als diese tiefer glitt. Ein dicker Splitter stach in seinen Zeigefinger. Iskander zuckte zusammen, und die unheimliche Verbindung zwischen ihnen schwankte und zerriss dann ganz.
Der Raum erschien wieder normal, genau wie Iskander. Ein normaler Mann, wenn auch knapp zwei Meter groß mit hundertfünfzehn Kilo stahlharter Muskeln.
Die Wunde an seinem Finger blutete, und der Geruch machte Carson schwindelig. Auch das war eine der Veränderungen, mit denen sie nun leben
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