In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
musste: dass bestimmte Dinge sie unglaublich erregten. Etwa, wenn Nikodemus seine Gestalt wechselte. Oder der Anblick und der Geruch von Blut. Helles Blut, das so einladend roch.
In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie ein so wundervolles Rot gesehen oder etwas so Verlockendes gerochen wie Iskanders Blut in diesem Moment. Unwillkürlich ging sie zu ihm hin.
» Du brauchst ein Pflaster«, flüsterte sie.
Carson versuchte, sich so normal wie möglich zu geben, versuchte es, solange sie es konnte. Doch sie sehnte sich mit einer Heftigkeit danach, sein Blut zu kosten, die nicht normal war.
» Hexe«, sagte er, und es klang verächtlich. Immer noch glühten seine Augen genauso stark wie seine Tattoos.
Und wieder entstanden hinter Carsons Augen Farben, Streifen von ebendiesem Kobaltblau, die sich verfestigten und zu dem gleichen Muster wurden wie auf Iskanders Gesicht. Erneut schwankte sie, und sie musste hart darum ringen, den Raum in seiner tatsächlichen Form zu sehen und ihre Sicht innerhalb der drei Dimensionen zu halten.
Was auch immer in diesem Moment mit ihr passierte, sie erkannte plötzlich, dass sie Iskander mit der gleichen extremen Deutlichkeit wahrnahm wie Xia. Bevor Nikodemus sie von ihm weggezogen hatte, hatte sie gesehen, wie sie ihn von Rasmus trennen könnte. Und auf die gleiche Weise sah sie nun auch Iskander. Alles, was sie noch tun musste, war, seine Magie hervorzurufen, sie aus den Tiefen dieser kobaltblauen Streifen hervorzuholen und sie zu berühren. Wenn sie ihn dann mit ihrer Magie traf, würde er nicht länger gebrochen sein.
Sie konzentrierte sich auf die Streifen in seinem Gesicht und ließ sich dazwischenfallen. Keine Geräusche waren mehr zu hören. Ihre mentale Verbindung zu Nikodemus und Harsh wurde schwächer.
Sie spürte Druck in ihren Ohren, schluckte, um ihn zu lösen. Es knackte. Auf dem Dachboden war es noch immer gespenstisch still. Beinahe konnte sie die Magie berühren, die Xia hatte trennen wollen. Doch sie war sich auch der anderen Magie in ihr bewusst, jener, die sie nicht berühren konnte. Was sie nun erfüllte, war anders, keine Hexengabe, sondern dämonengeboren, dunkel und tief und fassbar, und sie griff entschlossen danach.
Iskanders Augen wechselten von Dunkelblau zu Kobalt und dann zu einem hellen Blau. Sie roch seinen Körper, den erdigen Geruch nach Asche und Holzfeuer. Hunger stieg in ihr auf, der scharfe und beißende Wunsch, dass er ihr gehören möge. Das Gefühl traf sie völlig unvermittelt, überflutete sie wie ein reißender Fluss der Begierde. Carsons Haut prickelte, ihre Fingerspitzen vibrierten. Sie streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf Iskanders Brust.
Ja.
Magie floss aus ihr, glühend heiß, und sie folgte ihr, denn nur Iskander konnte in dem Moment ihr Verlangen stillen.
Der Dämon hatte die Augen weit aufgerissen. Sie hörte, wie er etwas sagte, doch sie nahm es nicht wirklich wahr. Sein Körper strebte ihr entgegen. Die Sehnen an seinem Hals traten hervor, als er den Kopf nach hinten bog.
Carson beugte sich vor, öffnete sich ihrer Magie. Ein Bild formte sich in ihrem Kopf, von ihr in Iskanders Armen, wie sie von ihm trank, ihn schmeckte, seine Magie berührte.
Carson kniete sich hin, und Iskander tat es ihr gleich. Sie hielt seinen Kopf zwischen ihren Händen, und Iskander streckte ihr sein Kinn entgegen. Seine Augen waren himmelblau, das rechte durch die erste Linie geteilt, die über sein Gesicht nach unten lief. Ganz genau und mit gieriger Freude sah Carson, wie sie ihn an sich binden konnte.
Sie legte die fünf Finger ihrer rechten Hand jeweils an eine der kobaltblauen Linien und zog ihre Hand langsam nach unten. Formte ihre Magie durch nichts als Instinkt. Die Streifen erschienen nun grau, dann hellblau und schließlich wieder in dem Kobaltton. Sie verstand die Natur seiner Bindung, sah das Band zwischen ihm und Fen und dann etwas anderes.
Jemand anderen?
Irgendetwas, was nicht dorthin gehörte. Etwas, was seine geistige Gesundheit bedrohte.
Sie verstand nun, worüber Nikodemus und Harsh geredet hatten. Iskander war schon viel zu lange von seiner Spezies abgeschnitten gewesen. Wie Harsh, den diese Isolation langsam zerstört hatte, weil es keine Hoffnung auf Erlösung gab.
Iskander war nicht magiegebunden, das erkannte sie deutlich. Sie hatte einige magiegebundene Dämonen gespürt, als Rasmus und Magellan sie angriffen, und sowohl Kynan als auch Xia hatten ihr einen verdammt nachhaltigen und viel zu persönlichen
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