In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
genauso fühlte sie Iskanders Reaktion, als diese innige Verbindung die Einsamkeit von ihm nahm, die seine Seele zerfressen hatte.
Nikodemus lehnte sich leicht zurück, um sich am Handgelenk zu ritzen und nun sein Blut Iskander darzubieten.
Die Augen des Dämons flammten in den unterschiedlichsten Blautönen auf, und Carson spürte, wie Iskanders Magie sie erfüllte, als er sich über Nikodemus’ Handgelenk beugte. Und auch diesmal meinte sie, den Geschmack und den Geruch zu spüren. Ihr Herz klopfte, als das Band sich verfestigte. Das war es, was Nikodemus brauchte: Wesen seiner Art, die ihm in Treue verbunden waren und denen er vertrauen konnte.
Iskander richtete sich auf, dann senkte er erneut den Kopf, legte drei Finger auf seine Stirn und sagte leise: » Warlord.«
Nikodemus streckte eine Hand aus und zog Carson auf die Füße. Er legte einen Arm um ihre Schultern und sagte: » Sie gehört mir, Iskander. So, wie ich ihr gehöre. Verstanden?«
» Ich fühle sie wie eine von uns«, erwiderte Iskander, und es war genauso ein Eingeständnis wie ein Ausdruck seiner Erleichterung. Er sah Carson an, und zunächst fühlte sie nur ein Aufblitzen in ihrem Bewusstsein, dann mehr. Seine Magie war definitiv aus dem Gleichgewicht geraten, genau wie sein Verstand, und das würde sich auch nie mehr ändern lassen, doch er war ein machtvoller Dämon.
Er war so lange einsam gewesen, abgeschnitten von seiner Magie und unfähig, sie zu nutzen, dass er nun gierig nach Nikodemus griff. Seine Sehnsucht, sich mit dem Clan zu verbinden, schwoll an wie ein reißender Fluss. Er langte auch nach Carson, und sie fühlte, wie seine Kraft zitterte, genau wie der Blick in Fens Augen. Instabil eben.
Nikodemus zog mit einem Finger die Linie von Iskanders Kinn nach. Die Luft um sie herum vibrierte vor Magie, und Carson wurde tief in die Verbindung der beiden hineingezogen. Sie konnte Iskander plötzlich nicht mehr sehen, doch sie spürte ihn in ihrem Kopf mit sinnlicher Hitze. Auch Nikodemus verschwand aus ihrer Sicht, aber genauso wie Iskander blieb er in ihrem Geist. Sie waren beide in ihrem Bewusstsein, oder sie war in ihren Köpfen. Sie versuchte, Nikodemus’ Gesicht in der Düsternis des Raums zu erkennen, doch wann immer sie dachte, es sei ihr gelungen, entzog er sich ihren Blicken erneut.
» Nikodemus?«
Licht flackerte auf, oder vielleicht kehrte einfach nur ihre Sehkraft zurück, denn nun konnte sie beide wieder erkennen, so deutlich, als fiele heller Sonnenschein durch die Fenster. Iskander nahm den Arm von Nikodemus’ Schultern, und der zog Carson in seine Umarmung, liebkoste ihre Kehle mit den Fingerspitzen.
Sie fühlte sich wohl bei ihm, und obwohl sie Iskander immer noch spürte, war ihre Verbindung zu Nikodemus wesentlich stärker. Und an ebendieser tiefen Verbundenheit ließen sie nun Iskander teilhaben. Gemeinsam versuchten sie, ihm Trost zu schenken. In all den Jahren war er so allein gewesen, und auch jetzt noch sehnte er sich nach seiner Schwester, die so lange ein Teil seiner selbst gewesen war.
Abgeschnitten von ihr, hatte er allmählich sich selbst verloren. Carson begriff, dass die Verbindung zwischen ihnen dreien ein erster Schritt zu seiner Genesung war. Er brauchte die Berührung mit anderen seiner Art, körperlich wie geistig. Er musste lernen, wie er mit anderen Dämonen umzugehen hatte.
Iskander streifte mit einer geschmeidigen Bewegung sein Hemd ab. Der Mondschein warf Licht und Schatten auf seinen Oberkörper, auf seine Beine, als er sich weiter auszog. Als er nackt war, legte er einen Finger auf sein Herz, dann zog er mit dem Zeigefinger eine Linie von seiner Brust hinunter zu seinem Nabel und hinterließ eine dunkelblaue Spur. In dem spärlichen Licht glühten seine Augen kobaltblau, und Carson spürte, wie ihre Knie weich wurden.
Die blaue Linie blieb bestehen, und Carson betrachtete sie fasziniert und auch ein bisschen erschreckt. Die Macht, die sich in Iskander sammelte, presste die Luft aus ihren Lungen. Er streckte die Arme über den Kopf, reckte sich nach der Decke und bot sich ihnen in seiner vollen Größe dar. Carson musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufschauen zu können. Magie vibrierte in ihm, umhüllte die Verbindung zwischen ihnen.
Und dann wandelte sich Iskander. Seine Haut kräuselte sich. Einen Moment lang dachte Carson, er wäre verschwunden. Sie blinzelte. Er absorbierte die Dunkelheit so vollkommen, dass nicht einmal mehr die Konturen seines Körpers wahrzunehmen
Weitere Kostenlose Bücher