In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
Macht flüsterte Carson zu, dass sie es endlich beenden, die junge Frau zu ihrer Dienerin machen solle. Für Nikodemus. Um ihm, um ihrer Sache zu helfen.
Sie schauderte und verschloss sich der Verlockung. Kämpfte den Impuls nieder, ihr nachzugeben. Sie schwankte, während sie ihre Magie zurückzog.
Die Frau sank zurück gegen die Tür, presste die Hände auf ihre Brust. Atmete so angestrengt, als hätte sie Mühe, genug Luft zu bekommen. Ihr Blick verschwamm. » Ich bin frei«, flüsterte sie.
Noch ist es nicht zu spät.
Carson spürte die Verletzlichkeit der Dämonin. Versuchte, sich dagegen zu verschließen. Hörte die Stimme wispern: » Noch kannst du dir nehmen, was du willst.«
» Ich bin tatsächlich frei!« Wie ungläubig das klang!
» Geh«, sagte Carson. » Geh endlich.«
Sie blieb noch einen Moment neben dem Ranger stehen, spürte, wie eisige Kälte bis in ihre Knochen schnitt. Und erst nachdem die Frau verschwunden war, merkte sie, wie fest sie Xias Messer umklammert hatte.
Sie starrte auf die miteinander verwobenen Klingen. Was für eine düstere Waffe! Wie sehr sie danach dürstete, Blut zu trinken. Wie machtvoll sie die dunkle Seite in ihr weckte!
O Gott, wie schrecklich nah sie daran gewesen war, die junge Frau an sich zu binden!
Und immer noch schwieg diese dunkle Seite nicht. Nimm dir den Nächsten, flüsterte sie ihr zu. Schmeck ihn, koste sein Blut!
» Nikodemus, ich brauche dich«, flüsterte sie vor sich hin. Der Abgrund, in den es sie zog, war nicht mehr als eine Messerlänge entfernt. Die Länge von Xias Messer. Ein Abgrund, der sich auftat zwischen ihrem Verlangen und dem, was diese Nacht von ihr forderte.
Carson schob das Messer in die Scheide zurück und öffnete erneut ihre Sinne. Der nächste Dämon war nicht weit entfernt, stand immer noch vor der Bar. Ob er bemerkt hatte, dass die Dämonin nicht mehr auf ihrem Posten war?
Auch er war einfach zu trennen, obwohl er Carson fast entkommen wäre, als er kurz den Kontakt durchbrach, den sie aufgebaut hatte. Doch sie bekam ihn schnell wieder in den Griff und gab ihm die Freiheit zurück. Und niemand dachte sich etwas dabei, dass ein Paar, das an der Wand lehnte, sich berührte.
Der Dämon im Auto machte ebenfalls keine Probleme. Carson berührte ihn, und prompt sprang er aus dem Wagen und folgte ihr. Hätte er sich genauso einfach von ihr versklaven lassen?
Aber noch widerstand sie dem Verlangen, das ständig wuchs.
Dem Dämon in dem SUV war inzwischen aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmte. Er war ausgestiegen, stand auf dem Bürgersteig und suchte die Menschenmenge ab nach jemandem, der nicht dazugehörte.
Carson handelte schnell.
Anschließend durchstreifte sie weiter die nähere Umgebung. Wurde immer sicherer. Immer geschickter. Doch das Verlangen, die Dämonen an sich zu binden, wurde stärker, je mehr Magiegebundene sie befreite. Und es kostete sie verdammt viel Kraft, ihm zu widerstehen.
Es dauerte nicht lange, bis sie sämtlichen erreichbaren Dämonen die Freiheit zurückgegeben hatte. Elf waren es insgesamt. Einige von ihnen kannte sie aus ihrer Zeit bei Magellan. Andere waren, genau wie die Dämonin, erst seit Kurzem gebunden.
Nun machte Carson sich auf den Weg zu Magellan. Und plötzlich spürte sie Kynan, wenn auch nur schwach.
Als sie auf das gelbe Haus zuging, brannte die Hitze der letzten Trennung noch immer in ihren Adern. Und sie fühlte auch Nikodemus wieder. Er war nicht weit entfernt, und er sammelte Magie. Sorge erfüllte sie, machte sie unachtsam. Längst nicht so sorgfältig, wie sie es hätte tun sollen, überprüfte sie ihre Umgebung.
» Carson«, sagte jemand hinter ihr.
Die Welt schien stehen zu bleiben, und als sie sich wieder in Bewegung setzte, hatte sich alles verändert.
Álvaro Magellan, der Mann, der sie ihren Eltern geraubt hatte, stand ihr gegenüber. Hinter ihm ragte Kynan auf.
Sofort dämpfte Carson ihre Magie. Sie musste ihn überraschen, ihn erwischen, wenn er weniger achtsam war, und sie durfte nicht zulassen, auf keinen Fall, dass ihr Hass auf ihn die Kontrolle übernahm.
Magellan betrachtete sie freundlich. Gelassen. Kynan hatte die Stirn gerunzelt und blickte Carson aus halb zusammengekniffenen Augen an. Das mochte Magellans größtes Geschick als Magier sein: dass er so angenehm und harmlos wirkte, selbst wenn er gerade ein Leben zerstörte. Nun ja, schließlich hatte er Kynan für die Drecksarbeit.
» Tja, Carson«, begann Magellan, » du scheinst dich gut erholt zu
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