In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
konzentrierte sich erneut auf ihn.
Kynan hielt Xias Messer in den Händen und untersuchte es. Er saß da wie vorher Magellan, ein Bein über das andere geschlagen.
» Du kommst hier nicht raus, Carson«, sagte er. » Magellan hat die Türen versiegelt.« Sein Blick heftete sich auf ihren Mund. » Und es wird dich auch niemand schreien hören.«
Kynans Magie machte ihr Angst. Er fühlte sich ähnlich wie Nikodemus an, eine Macht, die so gewaltig war, dass sie ihn komplett auszufüllen schien. Die Knoten, die Magellan in das Band gewebt hatte, mit dem er Kynan fesselte, waren weitaus komplizierter als alles, was ihr bisher begegnet war. Und es gelang ihr nicht, sie so deutlich hervortreten zu lassen, dass sie sie hätte durchtrennen können. Doch die Zeit drängte.
Erneut flammte die Verbindung zu Nikodemus heiß in ihr auf. Ein weiteres Mal zog er Magie, und sie senkte ihre Abwehr gegen Kynan, um Nikodemus Zugang zu ihrer Kraft zu gewähren.
Kynan änderte seine Position, streckte die Beine aus. In seinen so schönen Augen loderte ein orangefarbenes Feuer.
Er trug einen Anzug von Luigi Borelli aus nachtschwarzer Wolle, ein sorgfältig gestärktes weißes Hemd und eine goldfarbene Krawatte. Alles war maßgeschneidert, beste italienische Handarbeit. Natürlich war nur das Teuerste gut genug für Magellans Dämonen.
» Du fühlst dich anders an«, stellte Kynan fest. » Was hat Nikodemus mit dir gemacht?«
Sie widerstand dem Impuls, die Arme vor der Brust zu verschränken. Sollte er doch starren, wenn er wollte. » Ich weiß nicht, ob ich es dir erklären kann«, erwiderte sie.
Er löste die Krawatte und warf sie neben sich auf den Sitz. » Ich habe gehört, du hast einen weiteren von Rasmus’ Dämonen getrennt.« Er knöpfte die Anzugjacke auf. » Erst Harsh, dann Xia. Stimmt das?«
» Ja.«
» Xia hat mir erzählt, dass überhaupt nichts passiert ist, als du ihn zuvor schon einmal berührt hast.« Er öffnete die obersten Knöpfe seines Hemds. Goldene Haut wurde über dem weißen Unterhemd sichtbar.
Carson drückte sich in ihren Sitz.
Kynan fuhr fort, sein Hemd zu öffnen. Als er damit fertig war, band er die Schuhe auf und streifte sie ab. Dann hob er den Kopf, einen Mundwinkel hatte er verächtlich heruntergezogen.
Carson suchte seinen Blick. Sie musste ihm in die Augen schauen, wenn sie einen Weg in seinen Geist finden wollte.
Seine Augen blickten kalt. Leidenschaftslos. Was Kynan wollte, interessierte nicht. Das Einzige, was zählte, waren Magellans Befehle.
Carsons setzte sich gerade hin. Ihre Hand zitterte, bereits vergessene Schmerzen kehrten zurück. Helle Blutstropfen liefen ihren Arm hinab, dort, wo Xias Messer sie verletzt hatte.
In Kynans Augen flackerte etwas auf. Carson wusste, was Blut für einen Dämon bedeutete, und dieses Aufflackern war das erste Anzeichen echter Emotion, das sie je bei ihm wahrgenommen hatte.
» Und wenn du mich berührst?«, wollte er wissen. Er streifte sich das Jackett von den Schultern, löste den Gürtel. Geschmeidig schlüpfte er aus der Hose. Er trug Boxershorts, und dann lagen auch sie auf dem Sitz.
Dämonen zogen es vor, nackt zu sein, wenn sie die Gestalt wechselten. Es war kein Muss, sie fanden es nur angenehmer. Kynan in seiner ursprünglichen Gestalt– Carson war nicht sicher, ob sie dann mit ihm fertigwerden würde. Als Letztes zog er Hemd und Unterhemd aus.
Sein Blick blieb die ganze Zeit mit ihrem verbunden, und Carson hielt ihm stand. » Was würde passieren, wenn du mich berührst?«, wiederholte Kynan.
» Es hängt davon ab, ob du mir hilfst oder gegen mich ankämpfst«, erwiderte sie. Dann holte sie tief Luft, und obwohl Furcht ihr Herz erfüllte, hielt sie ihm ihren Arm hin.
Kynan zögerte, und Carson wartete. Schließlich jedoch schloss er seine langen Finger um ihren Ellbogen und zog ihren Arm zu sich heran. Sein Geist konzentrierte sich auf die Wunde, auf den Geschmack und den Geruch ihres Bluts.
Carson rutschte ein Stück nach vorn, suchte einen Weg in sein Bewusstsein. Kynan ließ seine Hand über ihren Unterarm gleiten, dann hob er ihn an seine Lippen, berührte ihre Haut, kostete aber nicht ihr Blut. Noch nicht.
» Was hat Nikodemus dir beigebracht?«, fragte er.
» Mehr, als du dir vorstellen kannst.«
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dann spürte Carson seine Zunge. Sie stand auf, als er die Lippen schloss– fast wie ein Kuss– und von ihrem Blut kostete. Sie teilte die Reaktion seines Körpers, und seine
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