In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
dunkle Magie in ihren Körper sickern.
Kurz bevor sie zur Kreuzung kam, begann ihre Haut zu prickeln.
Magiegebundene.
Als ob jemand einen Schalter angeknipst hätte, wurden ihre Sinne plötzlich schärfer. Sie sah besser und weiter und nahm selbst die feinsten Details wahr. Verwirrend, und für einen Moment schien ihr Gehirn nicht in der Lage, sich auf diese neue Fähigkeit einzustellen. Alles um sie herum begann sich zu drehen.
Tief durchatmen, befahl sich Carson. Entspann dich. Lass es einfach zu.
Die Welt hielt wieder still, und es gelang ihr, sich zu fokussieren. Keiner der Menschen bemerkte den Dämon, der dort drüben stand, Carson aber fühlte ihn.
Die Arme verschränkt, lehnte eine Frau an einem blauen Ford Ranger. Die Art, wie sie gekleidet war– ein schwarzer Anzug aus feinstem Wollstoff, weiße Bluse, ein grünes Tuch statt einer Krawatte–, war typisch für Magellans Dämonen. Doch seit wann versklavte er auch weibliche Dämonen? Sie konnte erst gebunden worden sein, nachdem Carson aus seinem Haus geflohen war.
Carson bemerkte eine Gewehrhalterung in der Heckscheibe. Als das Heft von Xias Messer nun gegen ihre Haut stieß, war der magische Impuls wesentlich stärker als zuvor.
Carson bewegte sich langsam auf die Frau zu. Sie musste so dicht an sie herankommen, dass sie sie berühren konnte. Sie lauschte, weitete ihre Sinne aus, und sie griffen über ihr Ziel hinaus. Carson versuchte, ihre neuen Fähigkeiten ein wenig zu zügeln. Zunächst musste sie nur wissen, wie viele Magiegebundene sich noch in unmittelbarer Nähe befanden, ob die Dämonin Rückendeckung hatte.
Drei. Noch dreimal fühlte sie die Ausstrahlung gebundener Dämonen in ihrem Bewusstsein. Alle drei männlich. Einer verbarg sich in der Menge vor der ersten Bar, zwei warteten in geparkten Autos, eines davon ein SUV -Mercedes.
Carson konzentrierte sich wieder auf die Frau, schloss die Distanz zwischen ihnen. Sie konnte nun ganz deutlich das Wesen der Dämonin erkennen, wusste, wie sie zu trennen war.
Erst, als sie nur noch eine Armlänge von ihr entfernt war, hob Carson ihre Tarnung auf. Sie hielt Xias Messer in der Hand, und es erschreckte sie, wie entschlossen sie war, es zu benutzen. Ein Leben zu nehmen, falls etwas schiefging. Aber diese Entschlossenheit war nötig, um zu verhindern, dass Nikodemus und die anderen Dämonen versklavt wurden.
Die Augen der Frau weiteten sich, als sie Carson so unvermittelt vor sich stehen sah, und sie stieß sich von dem Pick-up ab. » Carson Philips?«, fragte sie.
» Ja.«
Die Frau war noch jung. Sehr jung. Was, wenn sie Widerstand leistete? Was, wenn ihre Bindung an Magellan stärker war als ihr Verlangen nach Freiheit?
Carson trat noch dichter an sie heran, legte ihr eine Hand auf das Brustbein. Macht floss aus der Frau heraus, und Carson folgte ihr. Es war nicht schwer, Magellans Magie zu zerstören, noch hatte sich das Band nicht verfestigt, denn die junge Frau war tatsächlich erst vor Kurzem gebunden worden.
Die Frau wankte, stieß gegen die Tür des Pick-ups. Für Ahnungslose sah es aus, als würde eine Frau einer anderen helfen, die zu viel getrunken hatte.
Carson genoss es, wie kraftvoll die Macht sie durchströmte. Sie liebte ihre Magie. Mehr noch, sie berauschte sie.
Doch nun zwang sie sich, diesen Machtrausch zu dämpfen. Die Frau war nun von Magellan befreit– aber es wäre ein Leichtes, sie nun an sich zu binden. Absichtlich. Das gleiche Verlangen, das Carson bei Iskanders Trennung empfunden hatte, erfüllte sie auch jetzt. Nur eine kleine, eine winzig kleine Anstrengung wäre nötig, und die Dämonin gehörte ihr. Wäre ihre Kreatur statt Magellans. Auch die anderen Magiegebundenen könnte sie zu ihren Sklaven machen, könnte sie gegen Magellan und Rasmus schicken. Aber so wären sie niemals frei.
Die Blicke der beiden Frauen trafen sich, und jeder von ihnen war bewusst, dass dies der Moment der Entscheidung war. Freiheit oder erneute Sklaverei.
Wie süß wäre es, einen eigenen Dämon zu besitzen, über eine Quelle der Magie zu verfügen, aus der sie beliebig zusätzliche Macht schöpfen könnte. Eine Dienerin, die stets das tat, was Carson wollte. Es juckte sie in den Fingern, Xias Messer zu nehmen, Dämonenhaut zu ritzen und die bittersüße, nach Eisen schmeckende Wärme zu kosten.
Es war ein dunkles, wildes Verlangen, das Carson erfüllte, und es schüttelte ihren ganzen Körper. Erneut ließ sie ihre Magie in die junge Frau fließen.
Die verführerische dunkle
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