In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
schimmerte im Straßenlicht, zeigte einen ganz eigenen blaugrauen Glanz. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Kynan jemanden angriff. Nicht jedoch Magellan.
Ihr Wille brach. Sie stürzte zu dem Messer, griff danach, und augenblicklich ließ der Schmerz nach. Mit dem Messer in der Hand stand Carson vor Nikodemus. Ihre Qual fand Ausdruck in einem fürchterlichen Schrei. Sie zwang ihre Finger, sich zu öffnen, und dann brach sie zusammen. Ihr Ungehorsam begann, sie zu zerstören.
Sie lag auf dem Straßenpflaster, zitternd, entschlossen, den grauenvollen Schmerz zu bekämpfen, der sie in seinen Klauen hielt. Doch es gelang ihr nicht. Ihre Lungen weigerten sich zu atmen, bekamen keine Luft mehr. Mit der letzten Kraft ihrer Augen sah sie, wie Nikodemus über Magellan gebeugt stand. Den Arm zurückgebogen, für einen winzigen Augenblick reglos wie eine Statue. Dann sank sein Arm herab, hob sich zum erneuten Stoß. Blut glitzerte an der Klinge.
Der Himmel wurde weiß. Carson vernahm keine Laute mehr. Sie roch nichts mehr. Da war nur noch dieses blendende Weiß. In ebendem Moment, in dem sie spürte, dass Magellan starb. Genau wie sie selbst.
34
Nikodemus zog Carson in seine Arme, drückte sie an sich. » Es darf nicht zu spät sein«, flüsterte er. Seine Stimme brach, genau wie sein Herz.
In der Ferne war ein Martinshorn zu hören.
» Warlord?« Das war Kynan. Nikodemus ignorierte ihn.
Er konnte nichts von Carson spüren, doch nach einem Moment voller Panik begriff er, dass sie noch atmete. Sie war kalkweiß. Nikodemus erhob sich, hielt Carson auf seinen Armen.
» Warlord«, sagte Kynan erneut. » Bring sie von hier fort.« Er warf einen Blick zurück auf Magellans Leiche. » Ich werde hier aufräumen.«
Nikodemus nickte und eilte davon.
Die Sonne ging auf, als sie beim Farmhaus ankamen. Carson hatte kein einziges Wort gesagt.
Im Moment gab Nikodemus sich mit ihrem Schweigen zufrieden. Wagte nicht, daran zu denken, dass Magellan ihr irreparablen Schaden zugefügt haben könnte.
Sie griff nicht mental nach ihm, wie sie es sonst tat, und Nikodemus verzichtete darauf, sich ohne ihre Einwilligung mit ihr zu verbinden. Weil er nicht sicher war, in welchem geistigen Zustand sie sich befand, und er nicht womöglich alles noch verschlimmern wollte.
» Wie fühlst du dich?«, fragte er.
Sie antwortete! » Ich bin okay.« Es war nicht mehr als ein Krächzen.
Erleichterung überflutete ihn. Ihr Verstand war intakt.Carson ging auf das Haus zu.
» Hey, Süße«, rief er ihr hinterher. » Warte auf mich.«
Sie wandte sich um, und in dem Augenblick, als er ihr ins Gesicht sah, wusste er, dass etwas nicht in Ordnung war. Ganz und gar nicht in Ordnung. Er schloss zu ihr auf und legte einen Arm um ihre Schultern.
» Was ist los, Carson?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. » Nicht jetzt, ja? Ich will einfach nur ins Haus.«
» Klar.«
Als sie die Küche betraten, war Harsh gerade mit der Espressomaschine beschäftigt.
Xia stand an die Küchentheke gelehnt und starrte auf den Tisch. Das heißt, eigentlich starrte er Kynan an, der in seinem maßgeschneiderten italienischen Anzug am Tisch saß. Iskander saß neben ihm, die blauen Streifen glühten in seinem Gesicht.
Nikodemus versuchte, Carsons Blick aufzufangen, doch sie wich ihm aus. Kynan starrte Carson an, als wäre sie Eiskrem und er das Sahnehäubchen.
Der Espresso war fertig, und Harsh trank gleich einen doppelten.
» Gib mir mein Messer zurück«, sagte Xia unvermittelt.
Kynans Blick wanderte von Carson zu dem Dämon. Dann langte er unter den Tisch, und als er sich aufrichtete, hielt er das Messer in der Hand. Das Morgenlicht fing sich in der Klinge und ließ kleine Regenbogen auf Carsons Gesicht tanzen.
Sie wurde noch blasser als zuvor. Beinah schien es, als hätte sie nun gar keine Farbe mehr.
Kynan balancierte das Messer auf seiner Fingerspitze und lächelte. » Verdammt feines Gerät, Dämon.«
» Gib es ihm zurück, Kynan«, mischte Nikodemus sich ein. Und Kynan, obwohl er selbst ein Warlord war, tat, worum Nikodemus ihn gebeten hatte.
» Es ist wirklich ein gutes Messer«, fuhr Kynan fort. » Es mag Blut.« Er drehte es zwischen Daumen und Zeigefinger, dann warf er es Xia zu.
Xia fing das Messer, ohne zu blinzeln. So schnell trickste ihn niemand aus, nicht einmal Kynan.
Carson, die sich inzwischen gesetzt hatte, stützte den Kopf in die Hände.
Nikodemus überlegte, vorsichtig in ihr Bewusstsein zu dringen, entschied sich dann aber
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