In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
einer Faust zusammengedrückt, und versuchte, es zu ignorieren.
» Nun ja«, sagte sie. » Nun ja.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie sah ihn an. » Was wird mit mir passieren?«
Nikodemus presste die Fingerspitzen gegen seine Stirn. Hoffte verzweifelt, dass er ihr irgendwie helfen konnte. Ihre wilde Magie griff auch ihn an. » Ich weiß es nicht, Carson«, erwiderte er.
» Du lügst. Lüg mich nicht an, Nikodemus.«
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.
Carson atmete erneut tief ein und stieß den Atem schnell wieder aus. » Ich werde doch sowieso sterben, Nikodemus«, sagte sie. » Warum willst du mir dann nicht die Wahrheit verraten?«
» Magellan hat dich vergiftet. Nur ein Dämon würde nicht an diesem Gift sterben. Dass du noch lebst, liegt vermutlich daran, dass du die Dämonenkraft des Talismans in dir hast.«
Ihre Augen weiteten sich noch mehr. » Aber?«
» Nicht allein das Gift ist tödlich, Carson, sondern auch die Magie des Talismans. Entweder gelingt es dir, sie zu beherrschen, oder du stirbst. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.« Dass er nicht daran glaubte, Carson könne irgendeine Magie beherrschen, sei es die des Magiergeschlechts oder die der Dämonen, das sprach er nicht laut aus.
Harsh schnippte etwas, vielleicht auch etwas nicht Vorhandenes, von seiner Hose. » Ich kenne jemanden.« Er wich Nikodemus’ Blick aus und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
» Was?«
» Ich kenne jemanden, der vielleicht helfen könnte.« Auch Carsons Kopf fuhr hoch. » Ich behaupte nicht, dass es sicher funktionieren würde, aber ein › Vielleicht‹ ist immer noch besser, als hier herumzusitzen und abzuwarten, was geschieht.«
» Wen?«, fragte Nikodemus. War er misstrauisch? Verdammt noch mal, ja! Aber Harsh hatte recht. Ein » Vielleicht« war tausend Mal besser, als die Hände in den Schoß zu legen.
» Sie wohnen ungefähr eine Stunde entfernt im Norden.«
» Sie?« Die Ahnung, dass dies gar nichts Gutes bedeuten könnte, vertiefte sich. Doch die möglichen Alternativen hatten sich auf eine einzige reduziert. Auf eine, die ihm kein bisschen gefiel. » Wer ist › sie‹?«
Harsh sah Nikodemus immer noch nicht an. » Ich kenne sie schon ziemlich lange. Bereits aus der Zeit vor Rasmus.«
» Zwei Kumpel von dir, die so etwas wieder in Ordnung bringen können? O nein!«
Harsh schwieg eine Weile, dann seufzte er. Und endlich schaute er Nikodemus an. » Sie sind stabil, Warlord.«
» Ich habe so meine Vorbehalte, was Blutzwillinge betrifft.« Nikodemus hob eine Hand, als Harsh etwas einwenden wollte, denn er war sicher, dass Harsh von Blutzwillingen sprach. » Ich will nichts davon hören. Okay. Selbst wenn sie stabil sind– sind sie stabil genug?«
» Sie waren es, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.«
» Ein Bruder- oder ein Schwesternpaar?«, fragte Nikodemus. Er konnte wirklich nur hoffen, dass Harshs Blutzwillinge demselben Geschlecht angehörten.
» Bruder und Schwester«, erwiderte Harsh.
» Was für ein verdammter Dämon hat Blutzwillinge als Freunde?« Nikodemus bemühte sich, sich wieder zu beruhigen. » Bist du verrückt?«
Carson blickte verständnislos zwischen ihnen hin und her.
Harshs Augen nahmen plötzlich einen versonnenen Ausdruck an. » Keine Ahnung, Warlord.«
» Und ist ihre Magie wirklich so stark, dass sie uns helfen können? Wenn nicht, dann ist es das Risiko nicht wert, das sage ich dir.«
» Das ist sie.«
» Könntet ihr mir vielleicht verraten, worüber ihr redet?«, mischte sich Carson ein.
Nikodemus klärte sie auf. Genauso, wie es bei den Menschen Zwillinge gab, die sich die gleiche Kleidung kauften oder das gleiche Auto aussuchten, selbst wenn sie auf verschiedenen Kontinenten lebten, gab es Dämonen, die nicht nur von der Abstammung her, sondern auch geistig Zwillinge waren, mit einer Art symbiotischer Magie: Blutzwillinge. Waren ihre Kräfte gering, verbargen sie, was sie waren. Doch normalerweise konnten sie durch die Symbiose ihre Magie mehr als verdoppeln, sodass sie über eine Macht verfügten, die weit über die eines einzelnen Dämons hinausging. Blutzwillinge konnten Dinge bewerkstelligen, von denen andere Dämonen nicht einmal zu träumen wagten, und sie teilten nicht nur ihre Magie, sondern auch ihr Leben.
Jeder wusste, dass sie instabil waren und asozial, weil sie niemanden brauchten. Sie schworen niemandem Treue, und so gut wie nie reihten sie sich in das Gefolge eines Warlords ein. Blutzwillinge vertrugen
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