In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

sein. Es war Carson zu verdanken, dass Magellan und Rasmus den Talisman nicht hatten aufbrechen können. Dafür konnte er ihr gar nicht genug danken. Wirklich.
    Sie sah ihn an. » Ich habe ihn für dich zurückgeholt«, sagte sie.
    Sie beugte sich zu ihm vor und streckte ihren Arm aus, die Finger immer noch zur Faust geschlossen und nach unten gedreht, und wartete, bis er seine Hand darunterhielt. Es hatte sich wirklich gelohnt. Nun versuchte sie, die Finger zu bewegen, doch die Gelenke schienen wie eingerostet. Carsons Gesicht verzerrte sich. Doch dann öffnete sie die Faust.
    Schwarzer Sand und feiner kristalliner Staub rieselten auf Nikodemus’ Handfläche. Die Kristalle reflektierten das Licht, brachen es zu winzigen Regenbogen.
    Nikodemus wurde mulmig. Alles in ihm zog sich zusammen. Ein Schraubstock schien alles Leben aus ihm herauszupressen.
    Harsh beugte sich neugierig vor. » Was ist das?«
    » Eine Katastrophe«, erwiderte Nikodemus. » Eine elende, verdammte Katastrophe.« Und unwillkürlich fragte er sich, wieso sie nicht alle tot oder magiegebunden waren.

16
    Vorsichtig streckte Nikodemus Carsons Finger. Etwas von dem glitzernden Sand klebte an ihrer Haut, und sorgfältig wischte er ihn weg. Genau in der Mitte ihrer Handfläche befand sich ein tiefschwarzes Mal, von dem aus eine feine schwarze Linie zu ihrem Handgelenk lief und dort unter dem Mull verschwand. Er stützte ihren Arm mit einer Hand, bemüht, ihr nicht wehzutun, und schob den Ärmel ihres Shirts ein Stück nach oben.
    » Verdammt«, murmelte er vor sich hin.
    » Was ist das?«, fragte Harsh erneut.
    Nikodemus nahm eins der Tücher vom Bett und säuberte Hand und Arm, bis er alle Spuren von getrocknetem Blut entfernt hatte. Doch das änderte nichts. Auf der Innenseite von Carsons Arm zog sich immer noch die gewellte schwarze Linie über die blasse Haut nach oben bis dorthin, wo er den Ärmel hingeschoben hatte.
    Und plötzlich verstand Nikodemus, was er in ihr spürte, seit sie Berkeley verlassen hatten. In Carson hatten sich Dämon und Hexe vermischt.
    Mit ihren großen und vom Copa wie den Schmerzmitteln geweiteten Augen sah Carson ihn an. » Sie steigt weiter auf«, sagte sie.
    Er erwiderte nichts darauf. Fand nicht die passenden Worte für das, was in ihm vorging.
    » Bei einer Blutvergiftung wäre der Streifen rot«, meinte Harsh, während sein Blick zwischen Carson und Nikodemus hin und her wanderte. » Warum ist der hier schwarz?«
    » Weil es keine Blutvergiftung ist«, antwortete Nikodemus. Er holte tief Luft, dann nahm er die Schere und schnitt den Ärmel des Shirts ab. Die Linie reichte bis fast zum Ellbogen, nur ein paar Zentimeter fehlten noch, und er wusste, sie würde dort nicht enden.
    Carson schloss die Augen. Ein Schauder lief über ihren Körper. Gewaltige Gefühle brodelten in ihr, doch sie unterdrückte sie. Sie wusste, dass dies kein harmloses Zeichen war, nun wusste sie es. Als sie Nikodemus wieder ansah, lag ein stummes Flehen in ihrem Blick.
    Doch er konnte ihr keinen Trost geben. » Du weißt, dass all die Legenden der Wahrheit entsprechen«, sagte er. » Du weißt, was Magellan vorhatte. Der Talisman ist aufgebrochen, Carson. Aber nicht Magellan hat seine Kraft aufgenommen, sondern du.«
    » Aber Durian war doch noch am Leben.«
    » Dafür sind zwei andere Dämonen gestorben, Carson.« Die durch seine Hand den Tod gefunden hatten, um genau zu sein.
    Eine ganze Weile ruhte ihr Blick auf seinem Gesicht, und er fragte sich, ob sie die gleiche Hitze verspürte wie er, als ihre Verbindung wieder aufflammte. Sie legte den unverletzten Arm auf ihre Knie, lehnte sich an Harsh. Nikodemus fühlte, wie sehr sie sich bemühte, nicht in Panik zu verfallen.
    Er wusste, dass die schwarze Linie hinauf zu ihrem Kopf wandern würde, bis die Macht aus dem aufgebrochenen Talisman sich komplett in Geist und Seele ausgebreitet hatte. Wenn er nicht bald herausfand, wie er ihr helfen konnte, den Kampf zwischen ihrer eigenen, für sie immer noch unerreichbaren Magie und der Dämonenmagie zu beenden, dann konnte er sich spätestens am nächsten Tag überlegen, wo er Carson beerdigen sollte. Magellan oder Rasmus mochten in der Lage sein, etwas so Gewaltiges zu überleben, Carson jedoch nicht.
    Er beobachtete sie und spürte, wie ihre Panik wuchs, aber dann gelang es ihr plötzlich doch, sie niederzukämpfen. Sie atmete tief ein und starrte auf ihren Arm mit dem schwarzen Streifen.
    Nikodemus fühlte sich, als würde sein Herz gerade von