In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
sich nicht mit anderen. Mit niemandem. Ihre Persönlichkeit war gestört, sie waren unfähig zu zwischenmenschlichen Bindungen. Ende der Geschichte.
Dumm nur, dass Harsh recht hatte. Ein Blutzwillingspaar mochte in der Lage sein, das aufzuhalten, was Carson umzubringen drohte.
Doch man musste schon sehr verrückt und mehr als verzweifelt sein, um Blutzwillinge um Hilfe zu bitten, bei was auch immer.
Nikodemus sah Carson an und wusste, wenn sie nicht überlebte, dann würde auch sein Herz sterben. Alle würden glauben, dass er immer noch derselbe Nikodemus wäre, doch das würde er nie mehr sein.
Ein Schritt nach dem anderen, sagte er sich. Er würde sich erst dann Gedanken um seine Zukunft machen, wenn er sicher sein konnte, dass sie Carson einschloss. Sollte er seinen Traum begraben müssen, eine Allianz gegen die Magier anzuführen– bitte! Er konnte auch im Hintergrund die Fäden ziehen. Mit Hilfe von Harsh, falls dieser bereit dazu war, oder vielleicht auch mit der Unterstützung einiger anderer, die wussten, dass sie ihm vertrauen konnten.
Er warf Harsh sein Handy zu. » Ruf sie an. Sag ihnen, dass wir unterwegs sind.«
17
Harsh ließ den Motor im Leerlauf, bis Carson und Nikodemus aus dem Haus kamen. Carson trug eins von Nikodemus’ alten Shirts, da ihres inzwischen vollkommen ruiniert war. Durch einen Riss in ihrer Jeans schimmerte ihre Haut.
Nikodemus zwang sich, nicht länger auf ihre Beine zu starren, und schwang die Reisetasche, in die er das Nötigste gepackt hatte, in den Kofferraum. Besser rechnete er noch einmal nach, wie viel Zeit ihm noch blieb, bis sich entschied, ob er etwas wegen des Treffens mit den anderen Warlords unternehmen musste: eine Stunde, um zu den Blutzwillingen zu gelangen. Ein halber, vielleicht auch ein ganzer Tag, um die Dämonenmagie aus Carson zu lösen, die Rückkehr in die Stadt, Zeit, die sie brauchte, um sich zu erholen. Schlimmstenfalls würde ihm gerade ein Tag bleiben, um das Treffen mit den Warlords vorzubereiten. Das war machbar. Nicht ideal, aber zu schaffen. Selbst ohne Durians Hilfe.
Er hielt Carson die hintere Wagentür auf.
» Danke.« Sie wirkte angespannt und besorgt. Nun, das war er auch. Sie alle waren es.
Carson stieg ein und legte den Gurt mit einer Hand an. Nikodemus setzte sich neben sie. Ihr ging es jetzt besser als vorher. Die Medikamente halfen, die Schmerzen auf einem erträglichen Niveau zu halten, außerdem überwachte er sie immer noch, denn er wollte wissen, ob sie weitere Reaktionen auf die Dämonenmagie zeigte. Sie war ohne Hilfe die Treppen hinuntergestiegen, was mehr war, als er erwartet hatte. Das Copa stabilisierte weiterhin ihre Magie. Gut so. Ja. Nein.
Harsh brachte den Motor auf Touren. Der ehemalige Apotheker hatte sich ungefragt aus Nikodemus’ Kleiderschrank bedient, doch er wirkte längst nicht so attraktiv in seinem Shirt wie Carson. Die stibitzte Jeans, die neue, die Nikodemus noch kein einziges Mal getragen hatte, saß nicht richtig, da Harsh um einige Zentimeter größer war als er. Und er hatte tatsächlich die Ärmel von Nikodemus’ Lieblings-Shirt, dem roten mit dem witzigen Totenkopf, abgeschnitten. Bastard! Merkwürdigerweise sah Harsh in den Klamotten nicht– wie man annehmen sollte– aus wie ein Freak, sondern eher wie ein reicher Typ, der sich unters gemeine Volk mischen wollte.
Nikodemus fragte sich ein weiteres Mal, wer Harsh gewesen sein mochte, bevor er unter Rasmus’ Joch geraten war. Kein Warlord jedenfalls. Das hätte er gewusst. Und der Typ hatte mit Blutzwillingen in Kontakt gestanden. Verspeiste er vielleicht auch Nägel zum Frühstück? Dazu kam, dass es unglaublich schwer war, in seinem Geist zu lesen. Nikodemus war sich nicht sicher, ob das an Harshs neuer Verbindung zu Carson lag oder ob das schon vorher so gewesen war.
Ganz sicher aber war Harsh vertraut mit teuren Autos. Er kannte sich aus, hatte nicht lange suchen müssen, wo sich was am Armaturenbrett oder sonst wo befand. Als hätte er selbst früher auch ein solches Auto gefahren.
» Alle angeschnallt?«, erkundigte sich Harsh.
» Ja, Mom«, erwiderte Nikodemus. Carson lachte, und er sah, wie Harsh in den Rückspiegel blickte. Natürlich hatte Carson gelacht. Das ruinierte Shirt gehörte ja auch nicht ihr.
Harsh stöpselte einen MP 3-Player in die Musikanlage des Mercedes, und als er sich mit dem Wagen in den Verkehr einreihte, erklang Mozarts Symphonie No. 41.
Na großartig! Harsh hatte sich offensichtlich zu beschäftigen
Weitere Kostenlose Bücher