In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
gewusst, nachdem er seinen Kleiderschrank durchwühlt hatte. Und jetzt bestimmte er auch noch, welche Musik sie hören sollten.
» Hey, hoffentlich hast du die CD von › Death Cab for Cutie‹ im CD -Player gelassen!«
» Entspann dich«, erwiderte Harsh und drehte die Lautstärke auf. » 101 North, wir kommen!«
Eine Weile schwiegen sie alle. Nikodemus war kein großer Mozart-Fan, und er überlegte schon, ob er nicht den DVD -Spieler einschalten und sich zusammen mit Carson anschauen sollte, wie Jet Li den altchinesischen Briganten in den Hintern trat. Aber Harsh hatte gesagt, dass sie nur eine Stunde unterwegs sein würden, und so bliebe ihnen nicht genug Zeit, um den Wuschu-Meister ausreichend zu würdigen. Nikodemus rutschte auf seinem Sitz ein bisschen tiefer und verschränkte die Arme.
Carson legte ihm eine Hand aufs Knie, und er schloss seine Finger um ihre. Ihre Hand fühlte sich heiß an, und die Dämonenmagie, die sie ausstrahlte, machte ihn verrückt. Dämon und Hexe in einer Person. Unglaublich. Sie war schon ein tapferes kleines Ding.
Doch je länger das alles andauerte, desto deutlicher wurde ihm bewusst, in was für einer elenden Situation er steckte. Sein ganzes Weltbild war ins Wanken geraten. Es fiel ihm schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es tatsächlich eine Hexe gab, die er nicht töten wollte. Es war nicht einfach, wenn all die schönen Vorurteile, die man hatte, in sich zusammenfielen und ein lange gepflegtes Hassgefühl in Frage gestellt wurde. Verdammt.
Außerdem stand er in Carsons Schuld. Das allerdings war kein Problem für ihn. Und überhaupt, es gab ja noch genug Magier, die allesamt Schurken waren, jeder Einzelne auf dieser verdammten Welt außer Carson.
Er streichelte ihre Schulter, und er fühlte ein Prickeln dabei: Dämonenmagie vermischt mit Hexenmagie.
Unfassbar und irgendwie verstörend, dass er eine Art Verwandtschaft zwischen sich und Magellans Hexe empfand. Noch vor ein paar Tagen hatte er sich voller Vorfreude ausgemalt, wie er sie am besten umbringen könnte, und nun wollte er ihr Leben retten. Er wollte es nicht nur. Er musste es tun.
Jedes Mal, wenn er zu ihr hinschaute und sah, wie blass und niedergeschlagen sie war, mit dieser grässlichen Linie, die sich immer näher an ihren Kopf heranschlängelte, blieb ihm fast das Herz stehen.
Er strich über ihre Schläfe, ganz leicht, nur mit den Fingerspitzen, und er spürte, wie ihre Hexenmagie aufflackerte. Gleichzeitig fühlte sie sich an wie jemand aus seinem Clan. Er versuchte, seine Hoffnungen zu dämpfen, und er wusste, dass er verdammt noch mal keine weitreichenden Pläne schmieden sollte, aber zur Hölle, er war nicht bereit aufzugeben. Er konnte es einfach nicht.
Carson schluckte, als schmerze ihre Kehle. » Es ist heiß hier drin«, meinte sie. » Ist dir auch so warm?«
» Harsh«, sagte er laut genug, um Mozart zu übertönen, » kannst du die Klimaanlage aufdrehen, bitte?«
Eine Minute später wurden sie von kühler Luft überflutet. Nikodemus nahm ihren Arm und schob den Ärmel hoch– die Ärmel seines T-Shirts reichten ihr bis über den Ellbogen–, um nachzuschauen, bis wohin die Linie inzwischen reichte. Bis zur Hälfte des Bizeps, stellte er fest. Vielleicht dehnte sie sich nun ein wenig langsamer aus, doch wenn er sich nicht irrte, war sie dunkler geworden. Vorsichtig folgte er dem Streifen mit seinem Finger und spürte einen wirbelnden magischen Puls. Vertraut und verwandt, ganz eindeutig. Doch auch ihre Hexenmagie zog ihn an.
Er lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen. Denk gut nach, ermahnte er sich. Nur Vernunft und Logik konnten ihm nun weiterhelfen. Sie war menschlich. Er war es nicht. Sie war eine Hexe oder zumindest mit diesem Talent geboren. Er war ein Dämon. Hexen und Dämonen waren von Natur aus Feinde.
Dummerweise interessierte es ihn einen Dreck, ob sie eine Hexe war, und außerdem war sie jetzt gar keine richtige Hexe mehr, oder?
Carson lehnte ihren Kopf an seine Schulter, und prompt löste sich alle Vernunft in nichts auf. Er legte einen Arm um sie und hauchte einen Kuss auf ihr Haar.
» Alles okay?«
» Ich habe Kopfschmerzen«, flüsterte sie.
» Es wird gleich besser, Süße, das verspreche ich dir.« Er nahm mehr Ibuprofen aus der Flasche und gab es ihr, abgelenkt davon, wie viel Schmerz sie wieder empfand.
Dreißig Meilen weiter war Carson eingeschlafen. Sie hatten die Städte mit ihren Einkaufszentren hinter sich gelassen und fuhren nun durch
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