Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: In den Armen des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jewel
Vom Netzwerk:
offenes Land. Und noch einmal fünf Meilen später sah Nikodemus die Sonne über den eichenbestandenen Hügeln aufgehen. Sie waren vom Marin County ins Sonoma County gelangt, und über mehrere Meilen hinweg sahen sie außer einem Kuhstall hier und da keine Gebäude.
    » Wie geht es ihr?«, wollte Harsh wissen.
    » Sie schläft.« Wieder schob er ihren Ärmel nach oben. Die Linie reichte nun bis an ihr Schultergelenk. » Wie lange noch, Harsh? Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    » Es ist jetzt nicht mehr weit«, erwiderte Harsh, der die Geschwindigkeit beibehielt, obwohl sie inzwischen auf eine schmale Landstraße abgebogen waren, die sich durch die Landschaft wand. Eine ländliche Gegend mit Kühen, Schafen, Pferden und Wildblumen, denen die Sonne ihre bunten Farben zurückgegeben hatte.
    Kurze Zeit später lenkte Harsh den Wagen auf einen unbefestigten Privatweg. Sie fuhren weiter in die Hügel hinein, holperten über die Spurrillen und gelangten schließlich in ein Tal.
    Der Weg endete vor einem Farmhaus aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende, zu dem mehrere Nebengebäude gehörten. Harsh parkte hinter dem Haus auf einer Kiesfläche, direkt neben einem rostigen Pick-up.
    Die beiden Männer stiegen aus. » Wie können Blutzwillinge sich ein solches Haus leisten?«, wollte Nikodemus wissen.
    » Es gehört mir«, erklärte Harsh. » Damals war das Land noch billig zu haben.« Seine Augen verdunkelten sich. » Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so lange fortbleiben würde.«
    Und plötzlich begriff Nikodemus, was er schon längst hätte verstehen sollen, und sein Magen verkrampfte sich. Harsh ließ Blutzwillinge in seinem Haus leben? Dann waren sie mehr als lediglich Bekannte, viel mehr. Niemand ließ Blutzwillinge so nah an sich heran, wenn nicht mehr dahintersteckte als Freundschaft.
    » Wer von den beiden?«, fragte Nikodemus. Es ärgerte ihn, dass Harsh unerwähnt gelassen hatte, dass er mit ihnen schlief.
    » Fen«, sagte Harsh weich. » Die Schwester.«
    Aber ganz sicher war er irgendwann der Liebhaber beider geworden. Musste es geworden sein, wenn die Beziehung auf Dauer hatte bestehen sollen. Es war unmöglich, dass irgendjemand sich zwischen Blutzwillinge stellte. Das Band zwischen ihnen war viel zu eng. Wollte man einen, bekam man beide, Außenstehende waren nicht erlaubt. Was bedeutete, dass Harsh nun ein Problem hatte. Sie würden ihn nicht zurücknehmen. Nicht, solange er mit Carson verbunden war.
    Dessen schien Harsh sich durchaus bewusst zu sein.
    » Lass uns hineingehen«, meinte Nikodemus, » und herausfinden, was uns erwartet.«
    » Beherrsch dich, Warlord«, murmelte Harsh.
    Nikodemus versuchte es. Und dämpfte seine Macht. Falls er nicht so schwach wie ein magieloser Mensch wirkte, würden die Zwillinge sofort glauben, der Warlord, der nun in ihrem Hof stand, wäre gekommen, um sie anzugreifen. Und ihr nettes kleines Treffen würde zu Ende sein, bevor es überhaupt begonnen hatte.
    O Gott, wie sehr er sich wünschte, Durian wäre hier! Er hätte gewusst, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Er hätte die Blutzwillinge zur Kooperation überredet und sie glauben gemacht, es wäre ihre Idee gewesen zu helfen.
    Nikodemus stützte Carson, als sie das Haus betraten. Die Tür führte direkt in die Küche. Eine ganz normale Küche.
    Nun ja, nicht ganz.
    Ein Viking-Herd. Marmorplatten. Eichenschränke und ein großer Kühlschrank aus Edelstahl. Von der Decke hingen Kupfertöpfe. Ein alter Hackblock stand im Kochbereich, und ein teures Messer-Set schmückte die Küchentheke. Irgendjemand hier kochte wohl sehr gern.
    Die Zwillinge saßen am Küchentisch. Nikodemus konnte ihre Magie nicht auseinanderhalten. Sie fühlten sich absolut gleich an, doch das war bei Blutzwillingen nicht ungewöhnlich.
    Harsh fuhr sich mit den Händen über den Kopf, erstarrte aber mitten in der Bewegung, als er sein kurzes Haar berührte. » Man gewöhnt sich nie daran«, murmelte er.
    Der männliche Zwilling sah wie ein typischer Dämon aus: groß und muskulös, mit glattem braunem Haar, das locker in einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Fünf unheimlich wirkende, ungleich breite und intensiv kobaltblaue Streifen liefen senkrecht über die linke Hälfte seines Gesichts, von der Mitte seines Auges bis zur Schläfe.
    Und trotzdem sah er gut aus. Sein Körper wirkte fit und gesund. Er machte den Eindruck, als könne er ohne Mühe Heuballen stapeln, dem Vieh Brandzeichen setzen oder einem Magier den Hals

Weitere Kostenlose Bücher