In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
umdrehen.
Nun jedoch starrte er auf den Tisch und ließ sich nicht anmerken, dass er die Besucher auch nur wahrgenommen hätte.
Als Harsh zu ihrer Gemeinschaft gehörte, musste die männliche Hälfte des Zwillingspaars alle Gefühle seiner Schwester geteilt haben: Freundschaft, Verlangen, Lust. Und Liebe, falls auch die eine Rolle gespielt hatte.
Fen, die Schwester, war atemberaubend schön. Sie hatte ihr mahagonifarbenes Haar straff zurückgekämmt, und als Nikodemus sich endlich auf etwas anderes als ihr fein gezeichnetes Gesicht konzentrieren konnte, hatte er den unangenehmen Eindruck, dass es kurz geschoren wäre. Doch dann bemerkte er, dass ein dicker roter Zopf über ihren Rücken hing. Im gesamten äußeren Rand der Ohrmuschel steckten winzige silberne Ringe, und Dutzende schmaler Silberreifen klimperten an ihren Handgelenken. Sie trug eine Bluse aus hauchdünnem weißem Stoff und einen roten BH darunter. Sehr rot gegen die helle Haut an ihrem Dekolleté.
Fen stand auf. Ihr Körper passte zu ihrem schönen Gesicht, war straff und athletisch. Sie bewegte sich mit ihren langen Beinen wie eine Ballerina. Jeweils fünf kupferfarbene Streifen in unterschiedlicher Breite zogen sich um ihre Unterarme.
Einer von ihnen– wahrscheinlich sogar beide– hatte seine Magie eingesetzt.
Der männliche Zwilling rührte sich immer noch nicht.
» Ich bin’s«, sagte Harsh.
Fen blickte von ihm zu Nikodemus und dann zu Carson.
» Harsh«, sagte sie.
Sie hatte eine sexy Stimme. Nikodemus spürte das Prickeln der Zwillingsmagie, und er konnte nachempfinden, dass Harsh sich nicht nur wegen ihres Aussehens von ihr angezogen gefühlt hatte. Er wäre selbst in Versuchung geraten. Diese beiden verfügten über eine verlockende Macht. Und zum ersten Mal, seit sie Carson aus dem Auto geholfen hatten, glaubte er, dass es Hoffnung für sie gab.
Fens Blick wanderte über Carson, und ihr Gesicht verdüsterte sich. Ihre himmelblauen Augen schienen nicht wirklich fokussiert, die Augäpfel bewegten sich kaum merklich hin und her, doch Nikodemus ließ sich nicht täuschen. Er wusste, dass ihr keine Einzelheit entgangen war. Bei keinem von ihnen.
Carsons Hexenmagie erwachte stotternd zum Leben, wogte dann auf, und Nikodemus spürte, wie Adrenalin durch seine Adern schoss, als er gleich darauf die so vertraute Dämonenmagie fühlte.
Er legte den Arm um sie, ihre Haut war trocken und heiß; diese Hitze zog jegliche Energie aus ihr. Sie hatte Glück, dass sie noch auf ihren Füßen stand.
Fens Lippen wurden schmal. » Warum bist du nach all der Zeit zurückgekommen?«, fragte sie Harsh, schaute aber weiterhin Carson an. Keineswegs neugierig, sondern voller Hass.
Nein. Hass war es sicher nicht. Wahrscheinlich war sie bloß nicht glücklich. Gar nicht glücklich. Welcher Frau, Blutzwilling oder nicht, hätte es schon gefallen, dass ihr lang vermisster Lover nach Jahren mit einer anderen zurückkehrte?
» Ich war nicht frei«, erwiderte Harsh. Er trat einen Schritt vor, hielt dann aber neben Carson inne. Was ein großer Fehler war. Weil es so aussah, als wollte er an Carsons Seite treten. Fen schaute wieder zu Carson hin, ließ ihren Blick auf ihr ruhen.
» Iskander?«, sagte Harsh.
Carson umklammerte Nikodemus’ Arm mit fieberheißen Fingern, richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf Iskander.
Durch seine Verbindung zu ihr konnte Nikodemus wilde Gier in ihr fühlen.
Himmel, wenn das nicht nach handfestem Ärger roch!
Iskander hob den Kopf, und Nikodemus spürte die aufflackernde Hitze, als Carsons und Iskanders Blicke ineinander versanken.
Irgendetwas hier stank zum Himmel, ganz gewaltig sogar. Iskander schaute Carson an, als wolle er sie auf der Stelle ins Bett zerren, und Fen sah aus, als würde sie Carson am liebsten den Grand Canyon hinunterschubsen.
Wären die beiden keine Blutzwillinge, wären die unterschiedlichen Reaktionen normal gewesen. Aber sie waren es, und deshalb stimmte etwas nicht.
» Was ist er?«, flüsterte Carson. Ihre Finger gruben sich fest genug in Nikodemus’ Arm, um ihn abzulenken. » Nikodemus, was ist er?«
Gute Frage, dachte er.
18
Fen versuchte, sich mit ihrer Magie in Carsons Geist zu schleichen und herumzuschnüffeln. Nikodemus ließ sie eine Weile spielen, beobachtete, wie sie immer frustrierter wurde, als es ihr nicht gelang, seine Abschirmung zu durchbrechen, und unterbrach schließlich brutal ihren Versuch, in Carsons Bewusstsein einzudringen.
Zu jeder anderen Zeit wäre Carson allein mit
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