In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
Fen fertiggeworden. Ihr Verstand war fast perfekt gegen Dämonen geschützt. Doch zurzeit war sie angreifbar, und er wollte nicht, dass irgendjemand, schon gar nicht irgendein durchgeknallter Blutzwilling, von seiner Verbindung mit Carson erfuhr.
Fens Augen weiteten sich, als sie seinen Schlag spürte, aber er sorgte dafür, dass sie die Botschaft begriff: dass sie sich, verdammt noch mal, aus Carsons Bewusstsein herauszuhalten hatte.
» Wer bist du?«, wollte Fen wissen.
» Jemand, den du besser nicht verärgern solltest«, erwiderte er.
Das waren nun bereits zwei Dinge, die nicht so waren, wie sie hätten sein sollen: nicht nur, dass die Blutzwillinge ein und derselben Person gegenüber unterschiedliche Reaktionen zeigten, nun fragte Fen auch noch, wer er war. Sie hätte es wissen müssen. In dem Augenblick, als er durch die Tür getreten war, hätte sie erkennen müssen, wer er war, wenn nicht sogar schon früher.
» Ein Warlord«, sagte Harsh, der offensichtlich vermeiden wollte, dass Fen sich noch mehr in die Bredouille brachte. Wie aufmerksam von ihm, die Verrückte, die er liebte, schützen zu wollen.
Er tat Nikodemus leid. Wenn er die beiden betrachtete, dann bestätigte das seine Meinung, dass Liebe nichts als Elend brachte. Es musste wehtun, nach so vielen Jahren in sein Zuhause zurückzukehren und festzustellen, dass sich alles zum Schlechten verändert hatte, vor allem aber die Frau, die man über alles liebte.
Das war der Grund dafür, dass Nikodemus sich geschworen hatte, sich nie wieder zu verlieben: Es endete ja doch nur damit, dass man Ausreden für das Verhalten des anderen suchte. Das Unentschuldbare entschuldigen wollte. Liebe machte so dumm.
War er gerade dabei, eine solche Riesendummheit zu begehen? Noch war es nicht nötig gewesen, Carsons Verhalten irgendwie zu beschönigen. In der Zeit, seit er sie kannte, hatte sie sich wacker geschlagen– sie war ganz anders, als man es von einer Hexe erwartete. Das alles ging ihm ganz schön an die Nieren. Am besten wäre sicher, sie würde wieder gesund und er von ihr geheilt. Auf dass jeder sein eigenes Leben ohne den anderen führen konnte.
Iskander starrte Carson weiterhin so an, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nie eine Frau gesehen. Lächerlich. Seine Schwester war so sexy, wie eine Frau nur sein konnte. Sie waren Blutzwillinge. Und natürlich schlief er mit ihr. Warum also zeigte er nicht die gleiche Reaktion wie seine Schwester, die ihre Abneigung mehr als deutlich ausstrahlte? Sie hätten wie ein einziges Wesen reagieren müssen.
Nikodemus sah Harsh an. » Du hast behauptet, sie seien Blutzwillinge«, sagte er.
» Sind sie auch.« Wieder wollte sich Harsh durchs Haar fahren, wieder hielt er mitten in der Bewegung inne, verschränkte dann die Arme vor der Brust.
Carsons Magie drohte erneut außer Kontrolle zu geraten. Im einen Moment war es nervenzerreißende Hexenmagie, im anderen gespenstisch vertraute Dämonenmagie.
» Ich dachte, magiegebundene Dämonen hätten kurzes Haar«, sagte sie. Dann machte sie einen Schritt auf Iskander zu, drehte sich aber noch einmal zu Nikodemus um. » Oder?«
» Er ist nicht magiegebunden«, erwiderte er. Allerdings fand er es ausgesprochen merkwürdig, dass Carson den gleichen– wenn auch offensichtlich nicht richtigen– Eindruck von Iskander hatte wie er von Fen. Aber er konnte beide fühlen. Nein, sie waren nicht magiegebunden. Einfach nur Freaks.
Fens himmelblaue Augen zeigten wieder diese unkontrollierten, ruckartigen Bewegungen, die Nikodemus an ein Beben erinnerten, dann hörte das Zittern plötzlich auf, und er spürte, wie Fen ihre Magie auf ihn losließ. Sie mochte verrückt sein, aber sie verfügte über verdammt viel Macht.
Diesmal ließ er zu, dass ihre Magie ihn berührte. Dabei war ihm unheimlich, dass Iskander nicht im Geringsten reagierte. Er zuckte nicht mal mit den Wimpern, als seine Schwester so viel Energie einsetzte.
» Halt sie von meinem Bruder fern, Warlord!«
Nikodemus zog Carson zurück, hielt sie an seiner Seite.
Harsh setzte sich Iskander gegenüber an den Tisch. Er streckte eine Hand aus und berührte dessen Finger. » Iskander?«
Endlich wandte Iskander den Blick von Carson ab, doch sein Gesicht zeigte keinen Ausdruck. Er hatte die gleichen himmelblauen Augen wie seine Schwester, aber sie wirkten leblos, ohne Seele. Als befände sich dahinter nichts als Leere. Wäre Nikodemus ihm unbekannterweise irgendwo auf der Straße begegnet, hätte er ihn für
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