In den Armen des Highlanders
nichts mehr. Und probiert Euren Charme nicht an mir aus. Denn ich bin viel zu schwach, um mich gegen Euch zu wehren.«
»Mein Vater ist der Ansicht, man solle jede Schwäche des Gegners ausnutzen.«
»Aber das wäre nicht besonders anständig.«
»Beenden wir dieses alberne Spiel, Draven.« Sie stand auf, setzte sich zu ihm, und ehe er sich rühren konnte, presste sie ihre Lippen auf die seinen. Trotz all seiner guten Vorsätze öffnete er den Mund, um ihren süßen Geschmack auszukosten, schlang die Finger in ihr Haar und hielt ihren Kopf fest.
O Gott, sie schmeckte nach himmlischen Freuden und irdischem Verlangen. Mit beiden Armen umfing sie seinen Hals, ließ ihn die betörende Wärme ihres Körpers spüren, und er zog sie an seine Brust. Nur eine Pelzdecke verhüllte ihn. Das wusste er. Und Emily würde sich ohne Zögern hingeben. Auch das wusste er.
So leicht wäre es ...
Und doch über alle Maßen schwierig.
Bevor Emily den Kuss beendete, spielte ihre Zunge mit seiner. »Heute Nacht lasse ich dich noch einmal entkommen«, wisperte sie an seiner Unterlippe und saugte aufreizend daran. »Aber sobald deine Kräfte zurückkehren, werde ich dich erneut herausforde rn - und den Sieg erringen.«
Warum verzichtete sie darauf, ihren Vorteil zu nutzen? Das verstand er nicht. »Wieso lässt du von mir ab, Emily? Obwohl du weißt, dass ich dir hilflos ausgeliefert bin?«
Der sehnsüchtige Ausdruck in ihren Augen drohte den letzten seiner klaren Gedanken zu verscheuchen. »Weil du deine Schwäche später nicht zum Vorwand nehmen sollst, um dich mir zu verweigern. Ich möchte ehrenhaft um dich kämpfen.«
In diesem Moment hätte er sie am liebsten um ihre Hand gebeten. Doch das war unmöglich, denn er musste an den Eid denken, den er vor dem König geleistet hatte, an den Fluch seines Temperaments und nicht zuletzt die Tatsache, dass ihr Vater ihn hasste.
Selbst wenn Henry dieser Ehe zustimmen würde, Hugh Illingworth wäre niemals damit einverstanden. Und es wäre schrecklich, wenn Emily sich zwischen ihrem Vater und mir entscheiden müsste, überlegte Draven.
Zärtlich berührte er die dunklen Schatten unter ihren Augen. »Du musst schlafen.«
Da stand sie auf und kehrte zu ihrem Sessel zurück.
»Nicht hier!«, fauchte er. »Geh in dein Bett. Du hast dir eine erholsame Nachtruhe verdient.«
»Aber wenn du etwas brauchst?«
»Glaub mir, notfalls bin ich im Stande, den ganzen Haushalt zusammenzuschreien.«
»Daran zweifle ich nicht«, entgegnete sie lächelnd.
»Dann verschwinde!«
»Aye, Sir Unhold, dein Wunsch ist mir Befehl.«
Bedrückt schaute er ih r nach, als sie das Zimmer ver ließ, und es drängte ihn, sie zurückzurufen, um ihre sü ßen Lippen wieder zu spüren.
Besser nicht. Welchen Sinn hätte es?
Den Kopf in die Kissen zurückgelegt, fühlte er den zu-nehmenden Schmerzen nach.
»Allmächtiger«, betete er leise, »schenk mir meinen Seelenfrieden. Reiß dieses Herz aus meiner Brust, töte es, bevor es zu spät ist. Ich will ihr nichts antun. Und gerade du weißt, wozu ich fähig bin. Bitte gib mir Kraft.«
Draven schloss die Augen, mit bebenden Fäusten umklammerte er die Pelzdecke. Aye, er würde sein Herz, das er entgegen seiner Behauptung anscheinend tatsächlich besaß, vor Emily verschließen. Von jetzt an wollte er keine Zeit mehr mit ihr verbringen und sie zwingen, sich von ihm fern zu halten. Für immer.
Gegen Mittag erwachte Emily. Als sie zu Dravens Zimmer eilte, wurde ihr der Zutritt verwehrt.
»Was soll das bedeuten?«, fragte sie seinen Bruder. »Ich darf nicht hineingehen?«
»Das hat Draven angeordnet. Und in diesem Punkt wage ich seinen Befehl nicht zu missachten.«
»Eigentlich dachte ich, Ihr wärt mein Verbündeter, Simon«, beklagte sie sich.
»Das bin ich. Aber ich will meine Zähne behalten. Und Draven hat mir in allen Einzelheiten erklärt, was er tun wird, wenn ich Euch erlaube, diese Schwelle zu überqueren.«
Emily sah rot. Glaubte Seine Lordschaft wirklich und wahrhaftig, er könnte sie so leicht loswerden? Da würde sie ihn eines Besseren belehren.
»Sehr schön«, fauchte sie wütend. Und dann schrie sie die Tür an. »Bis in alle Ewigkeit kannst du nicht da drin bleiben, Draven! Früher oder später musst du herauskommen.«
Wie erwartet, gab er keine Antwort. Und wenn schon ...
Letzten Endes würde sie ihn für sich gewinnen. Ohne jeden Zweifel!
Beseelt von dieser felsenfesten Überzeugung, machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte die
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