In den Armen des Highlanders
gebracht habt, habe ich Euch erklärt, dass ich Euch nicht hasse. Das war ernst gemeint. Ich bin Euch niemals feindlich gesinnt gewesen.«
Zerknirscht las er den Kummer in ihren Augen. Es war offensichtlich ein Fehler gewesen, Emily eines Täuschungsmanövers zu verdächtigen, und er bereute seine Worte. »Dann muss ich mich bei Euch entschuldigen. Verzeiht mir, wenn ich nicht weiß, wie man eine Freundin behandelt. Da ich noch nie eine hatte, weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll.«
»Schon gut, ich vergebe Euch«, erwiderte sie, und ihr Lächeln raubte ihm den Atem.
Sie schüttelte die Kissen hinter seinem Rücken auf und half ihm, sich dagegen zu lehnen.
Während er an seinem Ale nippte, setzte sie sich wieder neben das Bett und ergriff ein kleines Tuch, an dem sie gestickt hatte.
Eigenartige Gefühle stiegen in ihm auf. Eine so intime
Situation könnte ein Schlossherr mit seiner Gemahlin erleben. Selbst so etwas zu erleben, hätte er niemals für möglich gehalten.
Und er erkannte, wie sehr ihm das gefiel.
Nein, er wünschte sich zahllose Wiederholungen dieser Szene wie nichts anderes in seinem bisherigen trostlosen Dasein.
Mit gesenkten Lidern wehrte er sich gegen die heiße Sehnsucht, die ihn erfasste. Die durfte er nicht empfinden und Emily nicht begehren. Weil sie ihm niemals gehören würde, war es falsch, solchen Tagträumen nachzuhängen.
Er schlug die Augen wieder auf, stellte den Ale-Becher auf den Nachttisch und versuchte, sich auf andere Gedanken zu bringen. »Haben meine Männer die feigen Schurken gefunden, die über uns hergefallen sind?«, fragte er.
Ohne von ihrer Handarbeit aufzublicken, schüttelte sie den Kopf und machte einen winzigen Stich. »Eure Krieger haben zwei Männer verfolgt, die leider entkommen sind«, erwiderte sie, zog den Faden stramm und biss ihn ab. »Übrigens, Simon hält meinen Vater immer noch für den Schuldigen. Habt Ihr Euch inzwischen anders besonnen, Sir?«
»Nein. Wie ich bereits gesagt habe, obwohl er mich aus ganzem Herzen hasst, würde er niemals das Leben seiner Tochter gefährden.«
Ihre sichtliche Freude über seine Worte erfüllte ihn mit einer tiefen Zufriedenheit, die er eigentlich nicht empfinden dürfte.
»Habt Ihr irgendeine Ahnung, wer es gewesen sein könnte, Lord Draven?« Sie griff nach einem Faden in einer anderen Farbe. Um ihn anzufeuchten, steckte sie ihn in den Mund und fädelte ihn dann durch das Nadelöhr.
H astig wandte er seinen Blick von ihren perfekten weißen Zähnen ab, und von der Vorstellung, dass sie wie eine zärtliche Liebhaberin an seinem Ohrläppchen knabberte.
»Die Liste meiner Feinde ist unglücklicherweise endlos lang. Nahezu jeder könnte es gewesen sein.«
»Aye, aber es muss sich um jemanden handeln, der Euch veranlassen wollte, das meinem Vater anzulasten.« Nachdenklich legte sie ihre Stickerei beiseite. »Und ich glaube, wer immer es war, hat auch Euer Dorf und das meines Vaters angegriffen.«
»Emily ...«
»Bitte, hört mir zu, Sir. Mein Vetter hat mir erzählt, dass er, als unser Dorf überfallen wurde, mit jemandem gekämpft hat, der Euren Überwurf trug. Er hat den Mann verwundet und dachte, es wäre der Earl of Ravenswood.«
Seine Brauen zogen sich zusammen. »Warum sollte irgendjemand sich für mich ausgeben?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich vermute, es ist eine Person, die sowohl vom Tod meines Vaters als auch von Eurem profitieren würde.«
»So jemanden gibt es nicht.«
»Dann bin ich mit meiner Weisheit am Ende. Andere Ideen habe ich nicht.«
»Das fällt mir schwer zu glauben.«
Lachend hob sie ihre Handarbeit vom Boden auf, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und begann, wieder zu sticken.
Eine Zeit lang schwiegen sie, und Draven genoss die friedliche Zweisamkeit.
»Wisst Ihr, wie viele Ritter man braucht, um eine Kerze zu löschen?«, fragte sie schließlich.
Draven legte den Kopf schief. »Keinen einzigen. Für solche Aufgaben sind die Knappen zuständig.«
»Sehr originell ... Aber die richtige Antwort lautet: Ein Ritter ist nötig. Allerdings muss die Kerze akzeptieren, dass sie ausgeblasen wird.«
Als er die Augen verdrehte, schimpfte sie: »Findet Ihr denn überhaupt nichts amüsant?«
»Doch«, flüsterte er, »Ihr, Lady, amüsiert mich sogar sehr.«
Wie er ihrer verwirrten Miene entnahm, hatte er sie überrumpelt.
»Draven ...«, begann sie und beugte sich vor.
»Nein«, unterbrach er sie. Mit geschlossenen Augen sank er noch tiefer in die Kissen zurück. »Sagt
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