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In den Armen des Highlanders

In den Armen des Highlanders

Titel: In den Armen des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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kennen lernten, war er erst vierzehn Jahre alt. Wusstet Ihr das?«
    »Nein, Majestät.«
    Henry nahm seine Wanderung durchs Zimmer wieder auf, als er zu sprechen begann. »Wir hatten Truppen in Frankreich zusammengezogen, um Stephen zu bekämpfen. Da beobachteten wir Draven zufällig bei einer Waffenübung ...« Nun hielt er inne, um sein Gedächtnis aufzufrischen. »Draven kämpfte wie ein Löwe. Erstaunt sahen wir, wie er seinen Ausbilder entwaffnete. In diesem Moment erkannte ich, dass da ein Junge zu einem Mann heranreifte, der sich auf dem Schlachtfeld unbesiegbar zeigen würde.«
    Erstaunt hob Emily die Brauen, weil Henry plötzlich nicht mehr im Pluralis Majestätisch , sondern in der Ichform sprach. Doch klugerweise hielt sie den Mund und hörte ihm zu.
    »Eines Tages würde dieser Bursche einen hervorragen' den Ritter abgeben. Das wusste ich. Deshalb akzeptierte ich nicht nur den Treueid Miles de Poitiers, sondern auch seines Knappen Draven. Miles leistete uns ausgezeichnete Dienste, bis er in der Schlacht von Arundel fiel.«
    Bei dieser Erinnerung glitt ein Schatten über das Gesicht des Königs.
    »Nie werde ich jenen Moment vergessen«, sagte er leise und nachdenklich. »Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um, und so bemerkte ich das erhobene Schwert Harolds of Ravenswood, der mich blitzschnell attackierte. Angeblich sieht ein Mann im Angesicht des Todes sein ganzes Leben vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Und das ist die reine Wahrheit - ich sah alles ganz deutlich. Und während ich den tödlichen Schlag erwartete, tauchte Miles’ Knappe aus dem Nichts auf.«
    Verwundert schüttelte Henry den Kopf. Nach all den Jahren fiel es ihm offenbar immer noch schwer zu glauben, was damals geschehen war.
    »Draven schlang einen Arm um die Taille seines Vaters, und die beiden stolperten von mir weg. Und dann bekämpften sie einander voller Hass, so erbittert und kunstfertig, dass ich meinen Blick nicht von der beklemmenden Szene losreißen konnte. Harold verwundete den Jungen, warf ihn zu Boden und setzte zum Gnadenstoß an. Aber irgendwie kam Draven wieder auf die Beine, trotz einer Wunde im Bauch, die die meisten Männer das Leben gekostet hätte.«
    Bestürzt dachte Emil y an die lange Narbe neben Dra vens Nabel.
    »Der Earl schwang sein Schwert empor«, erzählte Henry. »Aber Draven war schneller, und seine Klinge bohrte sich in Harolds Brust. Schwankend brach sein Vater in ein unheimliches, grausames Gelächter aus. Und dann klopfte er Draven wirklich und wahrhaftig auf die Schulter. Wisst Ihr, was er sagte?«
    Emily schüttelte den Kopf.
    »>Endlich machst du mich stolz, Spatzenhirn. Aye, an diesem Tag gebe ich’s zu, du bist Blut von meinem Blut. Denn nur mein Sohn konnte mich töten.<«
    Schaudernd versuchte sich Emily vorzustellen, was Draven in jenem Augenblick empfunden haben musste.
    »Bis zu meinem letzten Atemzug wird mich diese Erinnerung begleiten«, murmelte Henry, die Augen von seelischen Qualen verdunkelt. »Ebenso wie Dravens Miene. Jene Worte nahm er so gelassen hin, als würden sie ihn nicht überraschen. Umso schmerzlicher erschrak ich selbst, denn ich konnte nicht fassen, dass ein sterbender Vater seinem Sohn so brutale Abschiedsworte ins Gesicht schleuderte. Dann wandte sich Draven mir zu, reichte mir das Schwert seines Vaters und schwor mir uneingeschränkte Treue. Ich schlug ihn auf der Stelle zum Ritter. Seit jenem Tag hat er nichts getan, was mich an seiner Loyalität zweifeln ließ.«
    Von sichtlichem Zorn getrieben, stieß er hervor: »Bis jetzt!«
    In Emilys Augen brannten neue Tränen, die sie mühsam bezwang.
    »Und nun fragen wir uns, was einen so treuen Mann bewogen hat, seinen Eid zu vergessen. Wie denkt Ihr darüber, Lady? Könnt Ihr uns einen einzigen Grund nennen, weshalb wir Dravens Leben schonen müssten?«
    »Aye«, antwortete sie prompt und hielt dem Blick des Königs stand. »Den allerwichtigsten Grund, Sire ... Liebe.«
    Ungläubig blinzelte er. »Liebe?«
    »Aye, Majestät, wir lieben uns.«
    »Was?«, rief er verächtlich. »Draven liebt Euch? Ha l tet Ihr uns tatsächlich für so naiv, dass Ihr es für möglich haltet, wir würden das glauben? Niemals sah ich ihn irgendetwas ohne kühle, sorgfältige Überlegung tun. Warum bietet Ihr mir diese jämmerliche, alberne Entschuldigung für sein Vergehen an?«
    »Nur weil es stimmt, Majestät.«
    Henry lachte bitter auf. »Dass Ihr ihn liebt, halten wir für möglich, denn die Frauen neigen nun einmal zu

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