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In den Armen des Highlanders

In den Armen des Highlanders

Titel: In den Armen des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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flüsterte er, legte einen Arm des Bruders über seine Schultern und stützte ihn auf dem Weg zu Emily.
    »Wie in alten Zeiten, nicht wahr?«, murmelte Draven.
    Simon warf ihrem Vater einen hasserfüllten Blick zu. Als Draven an Emily vorbeiging, berührte sie sein Gesicht.
    »Sag ihr, dass alles in Ordnung ist, Simon«, bat Draven heiser.
    »Das weiß sie«, entgegnete Simon und führte ihn durch den Hof.
    Auf halbem Weg zum Hauptturm verlor Draven die Besinnung, und sein Bruder nahm ihn auf die Arme. Emily führte ihn in ihr Zimmer hinauf und half ihm, Draven auf das Bett zu legen - mit dem Gesicht nach unten, damit sein blutender Rücken geschont wurde.
    So sanft wie möglich wischte sie das Blut weg. Mit gerunzelter Stirn musterte sie die wunde Haut, die an vielen Stellen aufgeplatzt war. »Was meinte er, als er sagte - wie in alten Zeiten, Simon?«
    »Früher hat sein Vater ihn regelmäßig ausgepeitscht«, erwiderte Simon und legte Dravens Tunika neben das Bett. »Wenn es vorbei war, hat ihm einer unserer Ritter dabei geholfen, sich bäuchlings hinzulegen.«
    »Hat Draven vorhin nicht geschrien, weil er an solche Misshandlungen gewöhnt ist?«
    »Aye. Zu diesem tapferen Stillschweigen zwang er sich schon in früher Jugend. Außerdem hätte sein Vater für jeden Schmerzenslaut fünf weitere Peitschenhiebe hinzugefügt.«
    Qualvoll krampfte sich Emilys Herz zusammen.
    Als es an der Tür klopfte, rief sie: »Herein!«
    Zu ihrer Überraschung kam ihr Vater zum Bett und reichte ihr ein Fläschchen. »Eine Leinsamensalbe, die wird seine Leiden mildem.«
    Verblüfft über das Geschenk, bedankte sich Emily. Hatte sein Hass gegen Draven etwa nachgelassen?
    Darum flehte sie den Allmächtigen an.
    Nach einem letzten ausdruckslosen Blick auf seinen bewusstlosen Schwiegersohn verließ er das Zimmer.
    So vorsichtig wie nur möglich verteilte Emily die dick-flüssige duftende Salbe auf den Wunden. Dann breitete sie ein leichtes Leinentuch über Dravens Rücken. Sie wischte ihre Hände an einem Lappen ab und wandte sich zu Simon, der an der Wand stand, das Gesicht bleich und müde.
    »Wie lange wird es dauern, bis die Wunden heilen?«
    »Morgen ist er wieder auf den Beinen.«
    »Nein!«, rief sie ungläubig.
    »Doch. Allzu schnell wird er sich nicht bewegen. Aber er steht ganz sicher auf.«
    Als er zur Tür ging, hielt Emily ihn zurück. »Simon? Verratet mir doch, wenn Ihr von illegitimer Herkunft seid, warum hat Dravens Vater ihn misshandelt und nicht Euch?«
    »Harold wusste nichts vom Ehebruch unserer Mutter«, erklärte Simon und schaute zum Bett hinüber. »Und er wollte mich keineswegs schonen. Aber wenn Harold mich zu züchtigen versuchte, warf sich Draven stets dazwischen.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Habt Ihr bemerkt, dass er manchmal ein wenig hinkt, Lady Emily?«
    »Aye.«
    »Mit fünf Jahren nahm ich an einem Quintanrennen teil. Als ich die Stechpuppe mit meiner Lanze treffen wollte, fiel ich vom Pferd. Zur Strafe für meine Unfähigkeit versuchte Harold mich niederzureiten. In wilder Panik sah ich das große Streitross auf mich zusprengen. Sekunden später lag ich am Wiesenrand und Draven unter dem Hengst, sein Bein an vier Stellen gebrochen.«
    Entsetzt schloss Emily die Augen. Wie musste den Brüdern an jenem Tag zu Mute gewesen sein? Das konnte sie sich kaum vorstellen. »Und wie habt Ihr von Eurer Herkunft erfahren?«, fragte sie und hob die Lider.
    »Kurz bevor unsere Mutter starb, erzählte sie Draven die Wahrheit. Sie hatte keine Verbindung zu meinem Vater aufnehmen können. Doch Draven ging mit Harold oft auf Reisen, und so beauftragte sie ihn, meinem Vater eine Nachricht zu schicken und ihn zu bitten, mich zu sich zu holen.«
    »Hat er das getan?«
    »Aye, einen Tag nach Mutters Tod traf er auf Ravenswood ein und brachte mich in die Normandie, wo ich aufwuchs. Zu jenem Zeitpunkt war Harold mit Draven auf Reisen, und so konnte er nichts dagegen unternehmen. Aber er hat mich wohl auch kaum vermisst.«
    In diesem Augenblick erkannte Emily die Zusammenhänge. »Miles de Poitiers?«
    »Er war mein Vater.«
    Jetzt verstand Emily auch, warum ihr Ehemann dem König diente. »Draven reiste in die Normandie, um Euch zu suchen, nicht wahr? Und da wurde er der Knappe Eures Vaters?«
    »So war es. Seither sind wir fast immer zusammen. Oft genug hat mir mein Bruder das Leben gerettet.«
    »Ihr seid ein guter Mann, Simon.«
    Wehmütig schüttelte er den Kopf. »Im Vergleich zu Draven bin ich ein Nichts.

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