In den Armen des Highlanders
würde. Sie wartete, bis sie das Gespräch beendeten. Dann neigte sie sich vor.
»Sir?«, wandte sie sich an Draven. »Wisst Ihr, wie viele Byzantiner man braucht, um ein Feuer zu machen?«
Teils desinteressiert, teils skeptisch griff er nach seinem Becher. »Keine Ahnung.«
»Zwei. Der eine entzündet es. Und der andere spielt damit.«
Simon lachte schallend. Aber Draven warf ihr nur einen gleichmütigen Blick zu.
Fehlschlag.
Während sie sich an einen anderen Witz zu erinnern suchte, trommelte sie mit den Fingern auf ihr Schneidebrett. »Also ...«, begann sie. »Wie viele Norweger sind nötig, um ein Feuer zu entfachen?«
»Drei?«, schätzte Draven gleichgültig.
»Keiner. Warum sollten sie sich um ein Feuer bemühen, wenn hinter dem nächsten Hügel ein Kloster liegt?«
Diesmal stimmten einige Ritter in Simons Gelächter ein. Nur Draven ließ noch immer nicht die geringste Belustigung erkennen. Ganz im Gegenteil, seine Miene erschien ihr unbewegter denn je.
»Komm schon, mein Bruder!«, mahnte Simon. »Das war doch wirklich komisch.«
Draven schwieg und nippte an seinem Wein.
»Fällt Euch noch ein Witz ein, Mylady?«, fragte ein Ritter.
»Aye.« Emily schaute den Earl unverwandt an. »Wie viele Römer braucht es, um ein Feuer zu entzünden?«
Krampfhaft bemühte er sich, ihre Stimme aus seinem
Bewusstsein zu verdrängen. Aus irgendwelchen Gründen gelang es ihm nicht. Alles an ihr wirkte auf seine Sinne ein, ihre blonden, von einer sanften Brise liebkosten Locken, der Widerschein der Flammen, der ihre fein gezeichneten Züge hervorhob und den Glanz ihrer Augen betonte.
Obwohl er wusste, was sie vorhatte, musste er sich eingestehen, dass sie ihn tatsächlich amüsierte.
»Wie viele Römer sind nötig, um ein Feuer zu entzünden?« Sein Ritter Nicholas schüttelte seufzend den Kopf. »Das kann ich nicht beantworten, Mylady.«
»Eintausend und einer«, verkündete Emily.
Verwundert runzelte Draven die Stirn. »Eintausend und einer?«, wiederholte er, obwohl er sich vorgenommen hatte, sie zu ignorieren.
»Aye. Der Kaiser erteilt den Befehl, das Feuer zu entfachen. Neunhundertneunundneunzig römische Feldherren leiten die Anordnung weiter. Und ein Sklave zündet die Holzscheite an.«
Alle außer Draven schrien vor Lachen. Er wagte es nicht zuzugeben, dass auch er den Witz lustig fand. Wäre er ein Mann gewesen, der zur Heiterkeit neigte, hätte er sicher das Vergnügen seines Bruders und seiner Ritter geteilt.
Doch er lebte schon zu lange in seiner dunklen Welt. Er wusste nicht einmal mehr, wie man lachte.
Enttäuscht zuckte Emily die Achseln und berührte Simons Arm. »Was für ein steifer Mann Euer Bruder ist ...«
Draven verschluckte sich an seinem Wein.
»Geht es Euch nicht gut, Sir?«, erkundigte sie sich besorgt und klopfte auf seinen Rücken.
»Doch, ich fühle mich sehr wohl«, entgegnete er und schüttelte ihre Hand ab. »Eure Wortwahl hat mich nur etwas überrascht, Lady.«
Da brach Simon erneut in Gelächter aus.
»Was findet Ihr denn so amüsant daran, Sir?«, fragte Emily.
»Wenn Ihr erlaubt, würde ich das lieber für mich behalten, Lady. Am besten überlasse ich’s meinem Bruder, Euch zu erklären, wie steif er ist.«
»Simon!«, rief der Earl in warnendem Ton.
»Was du angezettelt hast, darfst du mir nicht übel nehmen.«
Verwirrt schaute Emily von einem zum anderen, bis Draven aufstand und zum Rand des Lagerplatzes ging.
»Habe ich was Falsches gesagt?«, wandte sie sich wieder an Simon.
»Nur Eure Wortwahl ...«
Sie verstand noch immer nicht, und nach einem Blick in sein Gesicht erkannte sie, dass er keine nähere Erklärung abgeben würde.
Doch das war gar nicht nötig. Alys erschien hinter ihr, beugte sich herab und flüsterte ihr zu, worauf Simon vorhin angespielt hatte.
In Emilys Wangen stieg glühende Röte, und sie weigerte sich ab jetzt, Simon oder sonst jemandem ins Gesicht zu sehen. Zu groß war ihre Verlegenheit.
Während sie die Mahlzeit schweigend beendeten, postierte sich Draven knapp außerhalb des Lichtkreises, den das Lagerfeuer verbreitete, und hielt Wache. Alle anderen zogen sich in ihre Zelte zurück.
Stunden später lag Emily immer noch hellwach neben ihrer Zofe Alys und versuchte erfolglos einzuschlafen. Alys’ lautstarkes Schnarchen zerrte an ihren Nerven. Schließlich begrub sie die Hoffnung auf einen erholsamen Schlummer und warf die Decke beiseite, schlüpfte in ihre Tunika und griff nach einer ihrer Satteltaschen.
Sie nahm das Buch
Weitere Kostenlose Bücher