In den Armen des Highlanders
Eber Ausschau halten.«
»Aye, und nach anderen Gefahren, die einem Mann drohen, wenn er es am allerwenigsten vermutet.«
Mit diesen Worten zog er Emilys Aufmerksamkeit wieder auf sich. Die Wangen gerötet, kniff sie ihre grünen Augen zusammen.
Plötzlich verspürte er das überwältigende Bedürfnis, sie zu küssen. Wären sie allein gewesen, hätte er der Versuchung wohl kaum widerstanden. Stattdessen konzentrierte er sich auf Simon statt auf ihre vollen, feuchten Lippen.
Also hatte sie ihm nachspioniert.
Wie er zugeben musste, fühlte er sich tatsächlich geschmeichelt - und maßlos erregt. Was er jedoch zu gern wissen würde, hatte ihr gefallen, was sie gesehen hatte?
Nie zuvor war ihm wichtig gewesen, was er für einen Eindruck auf diese oder jene Frau machte. Aber aus irgendeinem Grund wünschte er sich, Emily würde ihn genauso begehren wie er sie.
Bist du wahnsinnig?
Aye, das musste er wohl sein. Sollte sie noch heißer nach ihm verlangen, als sie es ohnehin schon bekundet hatte? Das hätte ihm gerade noch gefehlt.
Ernüchtert durch diesen Gedanken, hob er seine Tunika auf, reichte der Zofe den Eimer und kleidete sich hastig an. »Gehen wir ins Lager, bevor der Eber zurückkehrt«, entschied er und eilte voraus.
Emily folgte ihm an Simons Seite, Alys blieb ihnen auf den Fersen.
Unterwegs wurde Emily erst so richtig bewusst, wie sie sich angesichts des gefährlichen Ebers verhalten hatte. Ohne Zögern war sie bereit gewesen, Draven ihr Leben anzuvertrauen. So etwas hatte sie noch nie getan. Gewiss, sie war schon immer abenteuerlustig gewesen, aber nicht leichtsinnig. Andererseits - im Grunde ihres Herzens hatte sie gewusst, dass er sie retten würde, und sich nicht in ihm getäuscht.
»Danke, Lord Draven!«, rief sie, und er warf einen Blick über seine Schulter.
»Wofür?«
»Ihr habt mich vor dem Tod gerettet.«
Da nahm sein Gesicht etwas sanftere Züge an. »Das könnte ich ebenso von Euch behaupten. Hättet Ihr das Biest nicht abgelenkt, wäre ich vermutlich schwer verletzt worden.«
»O Draven!«, winselte Simon im Falsett und presste die gefalteten Hände an seine Brust und sah in ehrfürchtiger Bewunderung zu seinem Bruder auf. »Du bist auch mein Retter!« Dann schniefte er, als müsse er mit den Tränen kämpfen, und schlang seine Arme um Dra vens Schultern. »Wärst du mir nicht zu Hilfe geeilt, hätte mich der böse alte Keiler bei lebendigem Leib verschlungen.«
Ärgerlich schob Draven ihn weg. »Hau ab, du idiotischer Wallach.«
»Aber Draven!«, klagte Simon mit der gleichen Fistelstimme wie zuvor. »Du bist mein Held! Gib mir einen Kuss!«
Blitzschnell wich der Earl der Umarmung seines Bruders aus und trat hinter Emily. »Was soll das? Bist du völlig verrückt geworden?«
»Also gut«, schnappte Simon, »dann soll eben Lady Emily dich an meiner Stelle küssen.«
Und ehe einer der beiden wusste, wie ihnen geschah, hatte er Emily in Dravens Arme geworfen.
Ihre Körper stießen aneinander, und seine Arme umfingen Emily. Sekundenlang bekam sie keine Luft, als sie in seine blauen Augen schaute und unverhohlene Verwirrung darin las. Die zwischen ihnen schwelende Glut erhitzte sie beide gleichermaßen.
Da Draven die Lady nicht küsste, schnalzte Simon missbilligend mit der Zunge.
»Wenn du’s nicht schaffst...«, seufzte er, zog Emily aus Dravens Armen und in seine eigenen. »Lass dir zeigen, wie man eine Frau küsst.«
Er spitzte die Lippen, doch ehe er sich über Emily neigen konnte, packte Draven ihn am Kinn und zerrte sein Gesicht von ihr weg.
»Wenn du sie auch nur anhauchst, werde ich dich tatsächlich entmannen und in einen Wallach verwandeln.«
Fröhlich zwinkerte Simon ihr zu. »Wie du willst, teuerster Bruder. Was immer du willst.« Er schüttelte Dravens Hand ab und ließ Emily los.
»Aber eins muss ich dir noch sagen«, fuhr er fort und glättete seine Tunika. »Hätte eine so reizende Maid mein Leben gerettet, würde ich ihr nicht nur mit hohlen Phrasen danken.«
»Davon bin ich fest überzeugt«, fauchte Draven.
Simon beachtete ihn nicht mehr und umfasste stattdessen den Arm der Zofe. »He, Mädchen, du hast vergessen, das Wasser zu holen. Soll ich dich zum Teich zurückbegleiten, nur für den Fall, dass der Eber wieder auftaucht?«
»Wie nett von Euch, Mylord, ich weiß Eure Ritterlichkeit sehr zu schätzen.«
»Schon wieder nur Worte als Dankeschön«, seufzte Simon. »Was soll ich bloß machen?«
Emily sah Alys’ Augen funkeln. Und da ahnte sie, wie
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