In den Armen des Highlanders
heraus, das Christina ihr geschenkt hatte, verließ das Zelt und ging zum Feuer, das nur noch ganz schwach loderte.
Ringsum war niemand zu sehen, nicht einmal Draven auf seinem Wachtposten.
Emily setzte sich ins Gras, unterdrückte ein Gähnen und schlug das Buch auf. Blitzschnell schloss sie es wieder. Ihr Atem stockte. Zweifellos hatte ihr die Fantasie einen Streich gespielt, und sie hatte nicht wirklich gesehen, was sie vermutete.
Nach einigen Schrecksekunden öffnete sie den Band vorsichtig nur einen Spaltbreit. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die Abbildungen von Frauen und Männern, die unaussprechliche Dinge miteinander taten.
Ihre Wangen brannten. Nur zögernd klappte sie das Buch etwas weiter auf.
»O Christina«, wisperte sie, »kein Wunder, dass du mich gebeten hast, das nur anzuschauen, wenn ich allein bin ...« Hastig spähte sie nach allen Seiten, um festzustellen, ob sie beobachtet wurde. Zum Glück ließ sich noch immer niemand blicken.
Peinlich berührt und völlig verblüfft über das Geschenk ihrer Freundin, blätterte sie in dem schmalen Band. Hinter der letzten Seite fand sie ein zusammengefaltetes Pergament, an sie adressiert, zog es hervor und begann zu lesen.
Liebste Emily,
wie neugierig du auf alles bist, was die Beziehungen zwischen den Frauen und Männern betrifft, weiß ich. Dieses Büchlein gab mir meine Mutter am Abend vor meiner Hochzeit. Natürlich ist es schockierend. Aber du wirst es sehr lehrreich und brauchbar finden. Nach Lord Dravens äußerer Erscheinung zu schließen, solltest du größeren Nutzen daraus ziehen als ich in meinen Nächten mit Orrick.
Um dir einen guten Rat zu geben - studiere die Position Nummer dreiundsiebzig. Sie scheint die Lieblingsstellung meines Gatten zu sein.
Mit lieben Grüßen, Christina
Finge rn ägel kauend dachte Emily über den Brief ihrer Freundin nach. O Gott, wenn ihr Vater wüsste, was für ein Buch sie besaß, würde er tot umfallen!
Eigentlich müsste sie es ins Feuer werfen und vergessen. Aye, genau das würde eine anständige Lady tun.
Doch sie war bedauerlicherweise etwas kühner. Und letzten Endes siegte ihre Neugier.
Nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, schlug sie das erotische Werk wieder auf, suchte die Position dreiundsiebzig und hielt das Bild in den Flammenschein. Ein Mann lag hinter einer Frau auf der Seite, umfasste mit beiden Händen ihre Brüste, und seine Hüften schienen ...
»Was ist denn das?«
Als sie die tiefe Stimme hinter sich hörte, schnappte sie entsetzt nach Luft und schlug das Buch zu. Unsicher schaute sie zu Lord Draven auf, der dicht neben ihr stand.
Um Himmels willen, sie war auf frischer Tat ertappt worden!
Zerknirscht senkte sie den Kopf. »Nichts«, erwiderte sie.
»Ist es das Geschenk, das Lady Christina Euch zum Abschied überreicht hat?«
Emily nickte und klemmte den Band unter ihren Arm.
»Darf ich mal sehen?«, bat er und streckte seine Hand aus.
Allein schon der Gedanke, er könnte jenes Bild betrachten ... Was würde er von ihr denken?
Das wollte sie lieber gar nicht erst herausfinden.
»O nein!«, protestierte sie und entfernte das Buch aus Lord Dravens Reichweite.
»Was ist denn los mit Euch?«
»Gar nichts.« Emily stand auf. »Überhaupt nichts.«
»Dann lasst mich doch ...«
»Nein, nein, ich muss wieder ins Zelt.«
Ehe sie sich zu rühren vermochte, entriss er ihr das Buch und blätterte darin.
Konsterniert starrte er die Bilder von nackten Paaren an. In manchen Fällen waren sogar mehr als zwei Personen in alle möglichen sexuellen Positionen verwickelt.
So ein Buch hatte er seit Jahren nicht mehr gesehen. Solche Bücher kursierten auf den Feldzügen, und manche Ritter prahlten damit, welche interessanten Stellungen sie mit Damen von zweifelhaftem Ruf ausprobierten.
Niemals hätte er erwartet, so etwas im Besitz einer hochwohlgeborenen Lady zu sehen, noch dazu einer Jungfrau! Unwillkürlich hatte er Mund und Nase aufgesperrt. Jetzt kniff er die Lippen zusammen und wandte sich an Emily, die mit hochroten Wangen ins Lagerfeuer starrte.
Er wusste nicht, was er sagen sollte.
Was sagte man zu einer Lady nach einem so peinlichen Zwischenfall?
Langsam klappte er das Buch zu und hielt es ihr hin.
Als sie es entgegennahm, kam kein Wort über ihre Lippen. Sie spürte Lord Dravens ungläubigen Blick. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken.
Großer Gott, warum war sie in diese grauenvolle Situation
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