In den Armen des Highlanders
ablassen, bis es ihn getötet hatte.
Und je schmerzlicher es verwundet wurde, desto größeren Schaden würde es der Person zufügen, die es verletzt hatte.
In eisigem Entsetzen entschied sie: Ich muss etwas tun, um Draven zu helfen.
»Hierher, Schweinchen!«, rief sie, ehe sie sich anders besinnen konnte.
»O Gott, Mylady!«, jammerte Alys.
Doch Emily ignorierte sie und plätscherte im Wasser. »Komm zu mir, Schweinchen!«
Sichtlich verstört, wandte sich der Keiler ihr zu.
Während sie versuchte, das Tier von Draven wegzulocken, vertraute sie auf seine legendäre Kampfkraft, die ihn berühmt gemacht hatte. Irgendwie würde er sie retten.
Der Eber kam auf sie zu, und Draven ging zum Angriff über. Verwirrt fuhr das Wildschwein herum, als Draven gerade sein Schwert hochriss. Offenbar spürte es den drohenden Tod, denn es quiekte erschrocken auf und stürmte in den Wald.
Ganz schwach vor Erleichterung spürte Emily, wie die Beine unter ihr nachgaben. Zitternd fiel sie im Wasser auf die Knie und begann hysterisch zu lachen.
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, half ihr Draven auf. »Seid Ihr verletzt, Lady?«
Sie schüttelte den Kopf. Halt suchend lehnte sie sich an ihn. »Nur dankbar, Sir. Sogar den wilden Tieren jagt Ihr Angst und Schrecken ein.«
In diesem Moment hörte sie das Gelächter seines Bruders, der vom Baum kletterte. Erst jetzt bemerkte sie, dass Draven sich ein paar Sekunden Zeit genommen hatte, um in seine Kniehose zu schlüpfen.
»Was hattet Ihr überhaupt hier zu suchen?«, fragte er in scharfem Ton.
Was sollte sie sagen? Tiefe Verlegenheit erhitzte ihr
Gesicht. Natürlich wagte sie nicht, ihm die Wahrheit zu gestehen.
»Wasser«, verkündete Alys, bevor ihrer Herrin eine passende Antwort einfiel. »Wir wollten Wasser aus dem Bach schöpfen, Mylord. Unser Eimer steht da drüben bei dem Gebüsch, wo wir ihn zurückgelassen haben.«
Nach einem abgrundtiefen Seufzer ließ er Emily los. »Ihr beide müsst euch in Zukunft etwas besser in Acht nehmen. Und du ...« Er wandte sich zu seinem Bruder. »Solltest du nicht auf die Frauen aufpassen?«
»Was glaubst du denn, warum ich hergekommen bin? Ich habe die Schreie gehört.«
»Und bist nicht auf den Gedanken gekommen, eine Waffe mitzunehmen?«, stieß Draven hervor. »Großer Gott, Simon, in manchen Situationen würde ein richti - ger Mann rein instinktiv handeln, zum Beispiel eine Armbrust greifen, wenn er Frauen schreien hört.«
Kleinlaut senkte Simon den Kopf. »Nun, ich will versuchen, daran zu denken, wenn dich nächstes Mal ein Eber angreift.«
Emily und Alys wechselten angstvolle Blicke, als Draven zu der Stelle ging, wo der Eimer stand, und danach griff.
Statt zurückzukehren, sah er sich um. Emily wartete eine Weile, dann folgte sie ihm. »Stimmt was nicht, Lord Draven?«
Misstrauisch musterte er sie und hielt den Eimer hoch. »Wie Ihr vorhin erklärt habt, wolltet Ihr nur Wasser holen, Lady.«
»Aye.«
»Warum habt Ihr beide dann so lange im Gras gekniet, dass die Büschel ganz platt gedrückt sind?« Jetzt hatte er sie durchschaut!
»Ich - eh ...« Verzweif elt suchte sie nach einer plau siblen Ausrede. Aber ihr fiel nichts ein. »Also - wir ...«
Oh, wieso kam ihr keine rettende Idee?
»Sprecht doch - was wolltet Ihr?«, fragte er.
In seinen Augen glühte ein teuflisches Licht, und er beobachtete sie interessiert. Allem Anschein nach genoss er ihr Unbehagen.
Dieses Vergnügen missgönnte sie ihm. Aggressiv hob sie das Kinn. »Wenn Ihr es unbedingt wissen müsst, Sir, wir sind hierher gekommen, um Euch baden zu sehen.«
»Ich nehme an, ich sollte mich jetzt geschmeichelt fühlen ...«, erwiderte er gedehnt.
Unfähig, seinem Blick noch länger standzuhalten, betrachtete sie angelegentlich das Amulett, das um seinen Hals hing - eine goldene Rosenblüte auf seiner muskulösen Brust. Was sie noch mehr faszinierte, war die Ader unterhalb des Lederbands, die im Rhythmus seines Herzschlags pulsierte.
Draven spürte ihren Atem auf seiner nackten Haut. Vergeblich versuchte er, einen wohligen Schauer zu unterdrücken. Er erwartete, sie würde irgendetwas sagen. Doch das goldene Wappen, das Königin Eleanor ihm nach seinem ersten Tu rn iersieg geschenkt hatte, schien Emily in einen eigenartigen Bann zu ziehen.
»Hat es Euch die Sprache verschlagen, Lady?«
Ehe sie antworten konnte, gesellten sich ihre Zofe und sein Bruder hinzu. Simon reichte ihm seinen Überwurf. »Vielleicht sollten wir Wachen aufstellen, die nach diesem
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