In den Armen des Meeres
wem sie am vergangenen Abend zusammen gewesen und was passiert war.
Wenn jemals herauskam, dass sie in Montgomerys Armen gelegen hatte, dass Alexi mit ihm gekämpft hatte, um sie zu verteidigen, und schließlich seinen Tod verursacht hatte, dann würde sie geächtet sein.
Das Leben, wie sie es bisher gekannt hatte, war vorüber.
Sie war nicht mehr die begehrteste Debütantin in ganz Irland. Jetzt würde niemand sie mehr wollen.
Elysse presste die Hände gegen die pochenden Schläfen, als es an der Tür klopfte. Ihr Ruf war ruiniert. Sie konnte sich keine Möglichkeit vorstellen, wie er je wiederhergestellt werden sollte. Sie fing gerade erst an, es zu begreifen: Ihre Aussichten auf eine Heirat waren dahin. Und wenn herauskam, was in der letzten Nacht geschehen war, dann würde Alexi vielleicht sogar ins Gefängnis müssen ...
»Elysse?« Virginia schlüpfte durch die Tür in ihr Schlafzimmer. Sie hielt ein Frühstückstablett in den Händen. »Fühlst du dich heute Morgen etwas besser? Hast du überhaupt schlafen können?«
»Ich hatte Albträume.« Im Spiegel hinter ihrer Mutter erhaschte sie einen Blick auf ihr bleiches Gesicht. Unter den Augen hatte sie dunkle Ringe. »Geht es Alexi gut?« Sie leckte sich über die Lippen. »Sind sie wieder zurück?«
»Dein Vater ist im Morgengrauen gekommen, und Alexi ist nach Hause gegangen. Es ist alles getan«, sagte ihre Mutter, ohne zu lächeln. Sie stellte das Tablett auf einen kleinen runden Tisch neben dem Fenster, von dem aus man auf den Rasen blicken konnte. »Du solltest etwas essen, Darling. Das wird deinen Magen beruhigen.«
»Ich kann nichts essen. Mein Kopf tut weh, und mir ist übel. William Montgomery ist tot, Mutter. Tot!«
Virginia nahm die Deckel von den Tellern. »Das ist nicht deine Schuld.«
»Ich wollte Alexi eifersüchtig machen«, rief sie. In diesem Moment erst erkannte sie, dass das stimmte. »Was stimmt denn nur nicht mit mir?«
»Du konntest nicht ahnen, was dann geschehen würde«, erwiderte Virginia. »Du bist nicht die erste junge Frau, die versucht, einen Mann eifersüchtig zu machen. Montgomery hat sich dir aufgedrängt, gegen deinen Willen. Hätte er sich wie ein Gentleman benommen, dann wäre er noch am Leben. Pass auf, dass du das nicht vergisst.«
»Es ist also seine Schuld, dass er tot ist?«, rief sie und glaubte das keinen Augenblick lang. Sie fühlte, wie ihr die Tränen kamen. »Er sagte, er wollte mir in aller Form den Hof machen. Er wollte mich heiraten, Mutter.«
»Er wollte nur dein Vermögen!«, entgegnete Virginia in scharfem Ton. »Ich wollte mit dir darüber sprechen, aber ich habe es aufgeschoben, weil ich glaubte, er würde Irland bald wieder verlassen.«
Elysse sah sie an und erkannte, dass ihre Mutter die Wahrheit sagte. Doch das war ihr kein Trost. Langsam erklärte sie: »Wenn ich nicht mit ihm nach draußen gegangen wäre, weil ich ihn ermutigen wollte, dass er mir seine Liebe erklärte, dann wäre er noch am Leben.«
»Das ist nicht deine Schuld«, wiederholte Virginia. »Es ist vorbei, Elysse. Wir alle müssen das erkennen und es hinter uns lassen.«
Aus irgendeinem Grund hatte Elysse nicht das Gefühl, dass sie William Montgomery oder auch ihr leichtsinniges Verhalten einfach so vergessen könnte. Sie glaubte nicht, dass dieser Albtraum jemals ein Ende finden würde. »Ich muss mit Vater sprechen«, erklärte sie. Sie wollte wissen, ob Alexi ihr die Schuld gab an Montgomerys Tod. Dann fügte sie zögernd hinzu. »Ich muss auch Alexi sprechen.« Sie hatte Angst, dass er sie nicht mehr sehen wollte.
»Dein Vater wollte auch mit dir sprechen. Es gibt Neuigkeiten.« Virginia lächelte. »Man könnte sie vielleicht sogar als gute Neuigkeiten bezeichnen. Warum ziehst du dir nicht einen Hausmantel an, und ich rufe ihn herauf?«
Elysse konnte sich nicht vorstellen, welche guten Neuigkeiten Devlin haben könnte. Sie fühlte sich, als wäre sie innerhalb weniger Stunden um Jahre gealtert.
Wenig später kam Virginia mit ihrem Vater zurück. Devlin sah müde und erschöpft aus, aber sehr entschlossen. Elysse konnte nicht sprechen, als ihr plötzlich klar wurde, was er in der vergangenen Nacht durchgemacht haben musste. Sie wusste, wie viele Töchter hatte auch sie im Herzen ihres Vaters einen besonderen Platz inne. Natürlich musste er entsetzt sein über das, was geschehen war.
»Es tut mir so leid«, brachte sie heraus. »Ich bedauere mein Verhalten sehr, Vater, und ich werde mich nie wieder so dumm und
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