In den Armen des Meeres
haben uns immer gefragt, ob dafür nicht Alexi der Richtige wäre – ihr beide steht euch doch schon seit Jahren sehr nahe. Er ist ein guter Mann, und er ist dein Freund. Er hat dich gern, und du ihn auch. Und jetzt, in dieser Notsituation, tritt er für dich ein. Wenn du ihn magst – und ihn gern zum Mann haben würdest – dann wären wir beide einverstanden.«
»Und wenn du dir nicht sicher bist, dann würde ich mein Möglichstes tun, um das Gerede zum Verstummen zu bringen.«
Auf diese Nacht des Grauens folgte ein wenig Freude, noch zart und zerbrechlich, wie eine Blüte nach einem langen Winter. Es gelang Elysse aufzustehen, auch wenn sich das Zimmer noch immer ein wenig um sie drehte. Und endlich begann sie zu lächeln. »Natürlich möchte ich Alexi heiraten.«
»Geht es dir gut?«, fragte Devlin und drückte ihren Arm ein wenig fester.
Elysse hörte ihn kaum. Sie konnte kaum atmen. Ihr weißes Spitzenkorsett schnürte sie ein. Sie sah ihren Vater an, der in seinem Frack schön und elegant aussah. Dann drückte sie ihren Brautstrauß noch etwas fester.
»Jede Braut ist ein wenig aufgeregt«, sagte er zu ihr und tätschelte ihre Hand.
Sie holte tief Luft und nickte. Dies war ihr Hochzeitstag. Sie hatte das Gefühl, schon ihr ganzes Leben lang auf diesen Tag gewartet zu haben. Endlich war die Tragödie, die zu diesem Augenblick geführt hatte, nicht mehr so wichtig. Zum ersten Mal seit zwei Wochen dachte sie nicht daran. Stattdessen sah sie in die Kirche hinein, vorbei an den Bänken, in denen ihre Familien saßen. Ihr Herz schlug wie rasend.
Alexi stand vor dem Altar, zusammen mit seinem Trauzeugen, Stephen Mowbray, dem Duke of Clarewood. Der Geistliche des Earl of Adare stand bei ihnen, ebenso ihr Bruder Jack und Ned de Warenne, der älteste Sohn des Earls und sein Erbe. Den Männern gegenüber standen ihre Mutter und Ariella. Virginia lächelte strahlend, und Ariella blickte erwartungsvoll den Mittelgang hinunter. Die Musik setzte ein, und alle drehten sich um zur Kirchentür, wo sie mit ihrem Vater stand.
Alexi sah sie an.
In seinem Frack sah er unglaublich gut aus. Aber irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Seine Miene war verschlossen, und er hatte die Lippen zusammengepresst, entschlossen und doch voller Abscheu.
Dies war ihr Hochzeitstag. Aber er schien nicht glücklich zu sein.
Seit der Ballnacht hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Als sie ihm eine kurze Nachricht geschickt und gefragt hatte, ob sie vor der Hochzeit noch einmal miteinander sprechen könnten, hatte er nur kurz geantwortet – er würde erst am Abend vor der Hochzeit wieder in Irland sein. Zwei Tage nach dem Ball war er nach London aufgebrochen, um sich um seine Geschäfte zu kümmern. Elysse konnte sich denken, dass er noch einiges zu erledigen hatte, denn sie würden sicher die Hochzeitsreise aufs Festland machen. Doch bisher gab es noch keine Pläne dafür. Sie hatte eine Nachricht von ihm erwartet, einen Brief, doch sie hatte kein Wort von ihm gehört.
Der Organist spielte den Hochzeitsmarsch, und Devlin flüsterte: »Sollen wir?«
Elysse konnte nicht sprechen. Sie sah Alexi an, während ihr Vater sie durch den Mittelgang geleitete. Beim Näherkommen war sie sicher. Sie kannte Alexi zu gut. Sein Unmut war unübersehbar.
Panik stieg in ihr auf. Das war nicht richtig – so sollte es nicht sein! Er heiratete sie nur, um sie zu beschützen! War er deshalb böse? Weil er sie heiratete, ohne es wirklich zu wollen?
Hatte er seine Meinung geändert, war aber zu sehr Gentleman, um sie im Stich zu lassen?
Schlossen sie eine Ehe, weil ein Unschuldiger gestorben war? Ganz plötzlich blieb sie stehen, konnte nicht mehr weitergehen, so groß war ihre Angst.
Ihr Vater sah sie besorgt an.
Was, wenn er mich nicht heiraten will? Er macht das nur, um mich zu beschützen ...
»Das ist ein Fehler«, flüsterte sie. Sie sah weiterhin ihren Bräutigam an und öffnete den Mund, um ihrem Vater zu sagen, dass sie unter diesen Umständen nicht heiraten konnte. Aber es kam kein Laut.
»Elysse!«, sagte Alexi, und obwohl er es sehr leise sagte, war es ohne Zweifel ein Befehl.
Irgendwie gelang es ihr weiterzugehen und sich neben Alexi zu stellen, in seine kalten blauen Augen zu sehen. Der Pastor begann zu sprechen. Ihre Knie gaben nach. Alexi griff nach ihrem Ellenbogen, um sie zu stützen.
Sie war wie benommen, bewegte sich wie eine Puppe. Aber er sah ihr in die Augen und riet ihr, sich nicht zu bewegen. Der Geistliche sprach weiter, aber
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