In den Armen des Meeres
es fiel ihr schwer zu verstehen, was er sagte. Sie konnte sich nur auf Alexis Blick konzentrieren. Und dann hörte sie, wie er sagte: »Ja, ich will.«
Sie erstarrte und konnte den Pastor nicht ansehen, als er sagte: »Und willst du, Elysse O'Neill, diesen Mann zu deinem Ehemann nehmen, in guten und in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?«
Sie starrte Alexi an. Ihr Herz drohte stillzustehen. Er war zornig – aber sie liebte ihn. Das wusste sie jetzt ganz sicher. Sie hatte ihn doch immer geliebt, oder nicht? Seit sie einander als Kinder zum ersten Mal begegnet waren.
Würde er ihr jemals verzeihen, was sie getan hatte?
»Elysse«, drängte Alexi und drückte ihren Arm fester.
Sie hörte sich flüstern: »Ja, ich will.«
Sie fühlte sich seltsam, blickte nach unten und sah, wie Alexi ihr einen schweren goldenen Ring auf den Finger schob. Vor ihren Augen verschwamm alles. Bitte sei nicht böse mit mir.
Er nahm wieder ihren Arm. Sie sah zu ihm auf. Einen Augenblick sahen sie einander in die Augen, ehe er sich mit finsterer Miene abwandte.
»Dann erkläre ich euch hiermit kraft der mir von der Kirche von England und dem Staate verliehenen Macht zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut küssen.«
Elysse hatte entsetzliche Angst. Einen Moment lang fürchtete sie, er würde sich weigern, sie zu küssen.
Er beugte sich vor und berührte flüchtig mit seinen Lippen ihren Mund.
Bei dieser Berührung schlug ihr Herz schneller. Das seltsame Gefühl, nicht wirklich hier zu sein, verschwand. Er zögerte, sie spürte noch seine Lippen, und er drückte ihren Arm fester, damit sie nicht hinfiel. Sie hörte, wie er tief Luft holte, fühlte, wie seine Lippen sich öffneten, und noch benommener öffnete auch sie den Mund. Und einen Moment lang glaubte sie, er würde ihren Kuss wirklich erwidern.
Doch dann fühlte sie den schmerzhaften Druck an ihrem Arm, und er trat von ihr weg.
»Es tut mir leid.« Abrupt ließ er sie los.
Sie erschrak. Noch immer sahen sie einander in die Augen. Es war geschehen. In guten wie in schlechten Tagen – sie waren nun Mann und Frau.
Aber als ihre Familien zu ihnen kamen, wandte er ihr den Rücken zu. Seine Cousins und Onkel gratulierten ihm. Sein Vater umarmte ihn. Elysse spürte, wie ihr die Tränen kamen. Er war so distanziert und so zornig. Aber sie sagte sich, sie wollte nicht weinen. Jetzt nicht und auch später nicht.
»Ich freue mich so für dich!«, rief Ariella hinter ihr aus.
Elysse zwang sich zu einem Lächeln und drehte sich zu ihren Tanten, Onkeln und Cousins um. Irgendwie gelang es ihr, allen zuzulächeln, die sie umarmten, küssten und ihr gratulierten. Aber immer wieder drehte sie sich zu Alexi um, damit sie sah, was er machte. Er stand mit den Männern zusammen, lächelnd und entspannt, in der Hand ein Glas Wein. Kein einziges Mal sah er sie an. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt. Keine Geste könnte deutlicher sein.
Er war nicht verärgert, er war außer sich vor Zorn.
Elysse erinnerte sich an kein einziges Gespräch an ihrem Hochzeitstag – abgesehen von dem letzten, das sie mit Alexi führte.
Es war einige Zeit nach der Hochzeitszeremonie – sie wusste nicht, wie viel Zeit seitdem vergangen war. Endlich hielt er sie in seinen Armen, auf der Tanzfläche des Ballsaals auf Askeaton, aber noch immer war sie verletzt und ängstlich.
Alexi war immer ein wenig begeisterter, aber guter Tänzer gewesen. Er hielt sie sehr leicht, und es war das erste Mal, dass er sie ansah, seit sie die Ehegelübde gesprochen hatten.
»Alexi«, sagte sie mit belegter Stimme.
»Jeder beobachtet uns.« Er zwang sich zu einem Lächeln. Es war sehr kühl. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.«
Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Es tut mir so leid. Alles ...«
»Ich möchte nicht darüber reden«, erwiderte er schroff.
Sie holte tief Atem und zitterte dabei. »Du gibst mir also die Schuld für William Montgomerys Tod.«
Er blieb abrupt stehen und sah auf sie hinunter. »Ich habe begriffen, dass du mich dazu bringen wolltest, hinauszugehen und euch beide zusammen zu erwischen. Du wolltest mich eifersüchtig machen, Elysse. Und du hast bekommen, was du wolltest. Wie immer.«
»Ja, ich wollte dich eifersüchtig machen, das gebe ich zu. Und ich bedaure es!«
»Er war mein Freund – bis du gekommen bist. Er hat mir das Leben gerettet. Und ich habe ihn getötet.« Ganz plötzlich hielt er sie fester. »Ich weiß nicht, ob ich dir jemals verzeihen kann,
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