In den Armen des Meeres
dass das nicht der Fall war. Sicherlich würde jeder Opernbesucher diese Besonderheiten bemerken.
Blair murmelte: »Sie scheinen abgelenkt, Elysse.«
»Warum sollte ich das sein?«, brachte sie heraus. Sie konnte Blair nicht ansehen, denn sie beobachtete Alexi.
Er beugte sich vor. »Weil er mit einer anderen hier sein könnte und Sie eifersüchtig sind?«
Sie fuhr herum und sah ihn an. »Ich bin nicht eifersüchtig, Thomas«, sagte sie, aber ihre Stimme war zu hoch, und einige Besucher, die in der Nähe standen, drehten sich zu ihr um. Sie errötete. Man hatte sie belauscht, und das würde dem Klatsch neue Nahrung geben. »Alex macht, was er will, das hat er schon immer getan. Daran bin ich gewöhnt.« Besitzergreifend nahm sie Blairs Arm und lächelte ihn an, um die heitere Fassade aufrechtzuerhalten. Jedenfalls hoffte sie, dass ihr das gelang.
Blair schien Zweifel zu haben. »Er hält sich ja kaum jemals in der Stadt auf, wie könnten Sie also daran gewöhnt sein? Ich dachte, Sie führten eine solide Ehe, aber Ihre Begegnung gestern war eine der angespanntesten, die ich je gesehen habe.«
Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. »Wir führen eine ungewöhnliche Ehe«, sagte sie schließlich, »aber sie ist solide, Thomas, wirklich«, schwindelte sie in dem verzweifelten Bemühen, ihn zu überzeugen.
Der Blick, mit dem er sie ansah, verriet ihr, dass er nicht viel von dem glaubte, was sie behauptete. »Ich hoffe«, murmelte er, »dass Sie für mich inzwischen echte Zuneigung empfinden, ungeachtet dessen, was Sie vielleicht für Kapitän de Warenne fühlen.«
Sie wurde unruhig. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um überhaupt irgendwelche Gefühle zu bekennen, nicht, wenn Alexi sich in Hörweite aufhielt, nicht, wenn zufällige Passanten bemerken könnten, wie sie mit Blair zusammenstand, in einiger Entfernung von ihrem Ehemann. Natürlich mochte sie Blair. Aber sie sah wieder zu Alexi hin. Bisher hatte er sie nicht entdeckt. Dann drehte sich die Frau, bei der er stand, ein wenig herum, und sie erstarrte. Er sprach mit Louisa Cochrane! Natürlich war sie jetzt Mrs Weldon, denn vor einigen Jahren hatte sie erneut geheiratet. Mr Weldon schien jedoch nicht anwesend zu sein. Louisa lächelte Alexi an.
Offenbar wollte Louisa ihr Verhältnis wieder aufnehmen, wenn sie es nicht schon getan hatte. Elysse war traurig und verärgert. Der Abend konnte kaum schlimmer werden.
»Wann werden Sie mir die Wahrheit gestehen? Ich werde Ihr Geheimnis bewahren, Elysse. Sie und Ihr Mann leben getrennt – und Sie haben kein gutes Verhältnis«, sagte er. »Aber das haben nicht Sie so gewollt.«
Zitternd drehte sie sich zu ihm um. »Thomas, das ist nicht fair.« Sie wollte sagen, dass sie und Alexi einander sehr mochten, doch sie brachte die Worte nicht heraus.
Er berührte ihre Wange. »Ich möchte helfen, Elysse. Ich sehe Sie nicht gern so unglücklich. Ich weiß, wie stolz Sie sind. Dass Kapitän de Warenne mit einer anderen Frau hierherkommt, muss sehr schmerzlich für Sie sein, ungeachtet der Tatsache, dass jeder hier denkt, wir wären ein Liebespaar.«
Sie biss sich auf die Lippe. Woher wusste er das alles? »Wir sind kaum das einzige Paar hier, das getrennt lebt. Wie sollten wir auch zusammenleben? Wie Sie schon ganz richtig bemerkten, ist er nur selten an Land. Wir haben eine Vereinbarung.« Sie umklammerte ihre Handtasche so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie dachte daran, wie er sie nach ihrer Hochzeit einfach stehen gelassen und nicht einmal die Hochzeitsnacht mit ihr verbracht hatte. So entfremdet konnte kaum ein zweites Paar hier sein.
Er musterte sie. »Aber Sie wollen im Grunde gar nicht getrennt von ihm leben, oder? Und auch keine Übereinkunft haben. Ihre Ehe ist nicht so glücklich, wie Sie es jedem gegenüber behaupten, der es hören will, oder?«
Sie wollte das leugnen, doch vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder von ihrer letzten Begegnung mit Alexi. Diese Ehe war unerträglich. Aber das konnte sie niemandem sagen, am wenigsten Blair, selbst wenn er schon so viel von der Wahrheit erraten hatte.
Da nahm er sie ganz plötzlich fest beim Arm und warf ihr einen kurzen, warnenden Blick zu. Er sah an ihr vorbei. »Guten Abend, Kapitän de Warenne. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich an Ihrer Stelle heute Abend der Begleiter Ihrer schönen Frau bin.« Langsam und voller düsterer Ahnungen drehte Elysse sich um – und begegnete Alexis Blick.
Er war wütend – das
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