In den Armen des Meeres
sie sich, ob er wirklich so viele Geliebte hatte. Sie war nicht sicher, warum sie das interessieren sollte ... aber das tat es irgendwie.
Wieder berührte er ihr Kinn. »Warum siehst du so finster aus? Freust du dich nicht, mich zu sehen?« Sein Tonfall wurde sanfter. »Ariella sagte, du hättest dich um mich gesorgt. Dass du befürchtet hättest, ich könnte im Chinesischen Meer verschwinden.«
Sie holte tief Luft, wütend auf den Freund und unsicher, was er damit sagen wollte. »Ariella hat sich getäuscht. Warum sollte ich mich um dich sorgen? Dazu bin ich zu beschäftigt. Ich bin gerade aus London und Paris zurückgekommen, Alexi. In den Salons dort sprechen wir nicht über Tee und nicht über Stürme.«
»Oder über mich?«, fragte er. Seine Miene war ernst, aber offenbar unterdrückte er ein Lachen. »Alle sprechen über den China-Handel, Elysse. Es ist eine neue Welt. Die East India Company kann China nicht allein halten, und das Land muss seine Häfen der Welt öffnen.«
»China ist mir egal, ebenso wie der freie Handel oder du«, gab sie zurück und wusste genau, dass sie log. Schließlich war er ihr Freund, seit sie Kinder gewesen waren – und er würde immer ihr Freund bleiben.
»Himmel, mein Herz ist gebrochen.« Er lächelte ein wenig. »Und wir wissen beide, dass du dich für meine Reisen interessierst. Du bist die Tochter deines Vaters.«
Sie verschränkte die Arme, und er betrachtete ihre Brust. Sie war irritiert, trotz ihres Wunsches, er möge bemerken, dass sie eine erwachsene Frau geworden war. Mühsam gelang es ihr zu sprechen. »Wirst du dein Schiff wieder der East India Company leihen?«
»Oh, ich werde nach China zurückkehren – ich werde mehr als fünf Pfund pro Tonne bekommen, Elysse, nach dieser letzten Fahrt. Aber es gibt Gerüchte, dass die Company bald das Geschäft verlieren wird.«
Er würde die Reise also noch einmal machen. »Und wann wirst du dieses Mal aufbrechen?«
Er grinste. »Also ist es dir doch nicht egal! Du wirst mich vermissen!«
»Ich werde dich nicht vermissen – ich werde zu beschäftigt sein damit, meine Verehrer abzuwehren!«
»Jetzt ist mein Herz wirklich gebrochen.«
Sie bebte vor Zorn. Dieses Mal würde sie ihn vermissen, vielleicht, weil er so lange fort gewesen war. Sie hatte vergessen, wie sehr sie seine Gesellschaft genoss – selbst seine schrecklichen Neckereien. Und das hatte er geahnt.
»Wann wirst du wieder lossegeln?«, hörte sie sich selbst fragen. Die beste Zeit für eine Seereise nach China war der Sommer. Jetzt war es Ende März. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Alexi für weitere zwei Monate auf dem Land blieb und nichts tat.
»Du vermisst mich also«, sagte er schnell. Sein Blick war durchdringend.
Sie leckte sich über die Lippen, antwortete aber nicht. Er beugte sich vor und flüsterte. »Ich habe dir den russischen Zobel mitgebracht, Elysse.«
Er hat sich an das Versprechen erinnert, das er mir gegeben hat.
Ehe sie antworten konnte, kam einer ihrer Nachbarn heran. »Ich hoffe, ich störe nicht«, murmelte Louisa Cochrane. »Ich würde gern jemanden kennenlernen, der mit China handelt. Ich liebe meinen Souchong-Tee.«
Einen Moment lang starrte Elysse Alexi ungläubig an. Würde er ihr ein so kostbares Geschenk mitbringen? Er erwiderte ihren Blick, dann drehte er sich zu Louisa um.
Galant beugte er sich über deren Hand. »Alexi de Warenne ist stets zu Ihren Diensten, Madam«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Und wenn Sie Souchong mögen, dann werden Sie Pekoe lieben.«
»Ich kann es kaum abwarten, ihn zu probieren.« Louisa lächelte ihn strahlend an.
Elysse hatte Louisa immer gemocht. Jetzt, da sie den koketten Unterton in ihrer Stimme hörte, konnte sie sie kaum ertragen. Hatte Louisa vor, Alexi nachzustellen? Wieder sah sie ihn an.
»Darf ich Ihnen eine Probe nach Hause bringen? Sagen wir, morgen? Es wäre mir ein Vergnügen.« Alexi grinste. Seine Absichten jedenfalls waren plötzlich klar.
»Ich möchte Ihnen keine Umstände bereiten, Kapitän«, sagte Louisa leise.
»Sie können mir keine Umstände bereiten, Mrs Cochrane, dazu sind Sie viel zu schön. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen den Tee selbst zu überbringen.«
Louisa errötete und versicherte ihm, dass er sich nicht so viel Mühe machen musste. Elysses Gedanken überschlugen sich, und sie war verwirrt. Nie zuvor hatte sie sich an seinen Flirts und Verführungsversuchen gestört. Warum sollte sich das bei seiner nächsten Affäre
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