In den Armen des Scheichs
drückte.
„Sie werden meine Abwesenheit ausnutzen, um ihren Willen durchzusetzen“, seufzte Layla.
„Sie wären verrückt“, sagte Baja ruhig. „Deine Befehle waren glasklar.“
„Man dreht mir ständig die Worte im Mund herum.“
„Dann schreib sie nieder.“
Layla war so dankbar für die Weisheit ihrer alten Zofe, für ihre klugen Ratschläge und die große Geduld. Sie war der Mensch, dem sie fast ihr ganzes Vertrauen schenkte. Aber auch nur fast , da Layla früh lernen musste, dass man nur sich selbst wirklich trauen konnte.
„Das werde ich tun.“
„Aber erst wird geheiratet“, entschied Baja mit einem Lächeln.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel wurde Layla durch die langen Gänge des Palastes von Qusay hinaus in den Garten geführt. Die sengende Wüstenhitze nahm ihr den Atem und brachte ihren Puls zum Rasen. Fasziniert schaute sie sich in der zauberhaften Wüstenoase um. Winzige Vögel, bunt und schillernd wie kostbare Juwelen, schwirrten zwischen exotischen Blüten und grünen Blättern umher, wobei ihre Flügel so aufgeregt flatterten wie Laylas Herz, als sie endlich zum Stehenbleiben aufgefordert wurde, um auf ihren Bräutigam zu warten.
Die Zeremonie würde kurz und schlicht sein.
In der nächsten Woche sollte es, so wie es seit jeher in Haydar Tradition war, einen festlichen offiziellen Empfang geben. Dabei würden Xavian und sie hohen Würdenträgern und Herrschern anderer Königreiche als Paar präsentiert. Doch heute waren die einzigen Zeugen ihrer Vereinigung der Friedensrichter und die Ältesten beider Länder.
Layla stand stocksteif im Schatten eines Orangenbaumes und wartete inmitten verführerischer Düfte, die Blüten und Früchte um sie herum verströmten. Und wartete und wartete …
Mehr als zehn Jahre hatte sie bereits diesem Augenblick entgegengefiebert. Was bedeuteten da schon zehn weitere Minuten?
Oder noch einmal zehn!
Man brachte ihr einen Stuhl, doch Layla lehnte brüsk ab. Hoch aufgerichtet, das Kinn stolz erhoben und brennend vor Scham stand sie da und rührte sich nicht. Konnte dieser Mann noch deutlicher machen, was er von ihr hielt?
Am liebsten wäre sie einfach gegangen. Hätte der Tradition den Rücken gekehrt, Xavian schriftlich hinterlassen, was sie von seinem rüden Benehmen hielt, und einen Helikopter verlangt, um augenblicklich nach Haydar zurückzufliegen.
„Der König wird jeden Moment erscheinen.“
Layla senkte den Kopf und starrte auf ihre Hände, die sie so fest zu Fäusten geballt hielt, dass die zarten Knöchel weiß hervortraten.
„Vielleicht sollten Eure Hoheit sich doch lieber setzen?“ Erneut wurde ihr ein Stuhl angedient, den Layla nicht eines Blickes würdigte. Der alte Richter hatte den Vorschlag längst akzeptiert und schien mit auf die Brust gesunkenem Kinn friedlich vor sich hinzudämmern.
Warum bietet man uns nicht auch noch Erfrischungen an? dachte Layla aufrührerisch. Oder pflückt zumindest ein paar Orangen vom Baum. Dann könnten wir wenigstens an den saftigen Fruchtspalten lutschen und dabei diskutieren, wie man sich am besten verhält, wenn der König beschließt, seiner eigenen Hochzeit fernzubleiben!
Dies hier war jedenfalls die Hölle! Stehen … sich zutiefst gedemütigt fühlen und warten, warten, warten …
Layla tat es allein für ihr Volk, das fest mit der Bereitschaft seiner Königin rechnete, sich um seinetwillen der Tradition zu beugen und die von ihrem Vater arrangierte und von allen ersehnte Vernunftehe einzugehen. So blieb sie geisterhaft blass und mit zusammengepressten Lippen stehen und schwor sich innerlich, dass er für all dies würde bezahlen müssen …
König Xavian hätte lieber sorgfältiger recherchieren sollen, dann wüsste er nämlich, dass sich unter den undurchsichtigen goldenen Schleiern eine selbstbewusste, stolze Frau verbarg, die man nicht ungestraft demütigte!
Er hat wirklich keine Vorstellung, was ihn erwartet, dachte Layla mit einem siegessicheren Lächeln, das allerdings langsam verebbte, als ihr zukünftiger Gatte sie auch weiterhin warten ließ …
1. KAPITEL
König Xavian Al’Ramiz las den Brief wieder und wieder. Es war einer von vielen mit Glückwünschen zu seinem heutigen Hochzeitstag.
König Zakari von Calista war der Absender. Zusätzlich zu den formellen guten Wünschen drückte er seine Freude darüber aus, ihm anlässlich des offiziellen Empfangs in einer Woche noch einmal persönlich gratulieren zu können.
Es war bereits sein dritter Brief an
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