In den Armen des Scheichs
Xavian.
Als Erstes erreichte ihn eine Beileidsbekundung zum Tod seiner Eltern, verbunden mit einer Einladung in den Palast von Calista, auf die Xavian nicht antwortete. Er hatte sie einfach verbrannt.
Dann folgte eine Danksagung für das Geschenk des Königreiches Qusay zur Geburt seines Sohnes, Prinz Zafir. Auch darauf reagierte Xavian nicht, obwohl er den Brief tagelang mit sich herumtrug und ihn immer wieder las, bis er auch ihn dem Feuer überantwortete.
Und nun dies.
Die freundlichen Zeilen enthielten nichts Unerwartetes oder gar Beunruhigendes, wie er sich immer wieder versicherte, trotzdem las er das Schreiben zum x-ten Mal. Hunderte solcher Briefe mit Glückwünschen hatte er erhalten, doch in diesem versuchte Xavian verzweifelt, zwischen den Zeilen zu lesen. Warum, konnte er sich allerdings auch nicht erklären …
Seine Braut erwartete ihn. Er war längst unentschuldbar zu spät dran, dennoch klammerte er sich wie ein Ertrinkender an jedes einzelne Wort des formellen Glückwunschschreibens des Königs von Calista und seiner Frau, Königin Stefania von Aristo. Ihre Verbindung hatte die beiden Mittelmeerinseln wieder zum vereinten Königtum Adamas zusammengeschlossen.
Doch warum hatte Zakari, anstatt Adamas’ Wappen zu benutzen, den Brief mit dem von Calista versiegelt?, grübelte Xavian und fuhr mit der Fingerspitze über die erhabenen Konturen. Da ihm das Wappen nichts sagte, hätte es ihn kaltlassen müssen, stattdessen spürte er einen seltsamen Schauer über den Rücken rinnen. Irgendetwas beunruhigte ihn zutiefst und schien ihn regelrecht zu verfolgen. Und zwar seit der Krönung von Zakaris Frau, Stefania von Aristo, im letzten Jahr. Vielleicht war es der schockierte Ausdruck in ihren klaren blauen Augen gewesen, als sich ihre Blicke begegneten?
Unsinn!, rief er sich zur Ordnung. Sie war nicht schockiert gewesen, sondern nahe davor, in Ohnmacht zu fallen. Er hatte sie nur gestützt und mit ihr gesprochen, bis ihr Gatte zur Stelle war und ihm die Verantwortung abnahm. Wie sich später herausstellte, war sie zu dem Zeitpunkt bereits schwanger, was im Nachhinein alles erklärte.
Außer für ihn.
Denn die quälende Unruhe in seinem Herzen hatte begonnen, noch ehe er Stefania zu Hilfe kam. Und zwar in dem Moment, als er Zakari aus der beigen Luxuskarosse steigen sah, wie er sich freundlich der jubelnden Menge zuwandte, ehe er seiner Frau aus dem Wagen half.
Von einer Sekunde zur anderen hatte sich Xavians Herzschlag verdoppelt. Ein seltsames Gefühl zwischen Panik und Erregung hatte ihn überfallen. Und genau das war es auch, was ihn nach fast einem Jahr immer wieder nachts hochschrecken ließ und was er beim Lesen dieses Briefes fühlte. Es war keine Angst, sondern eher wie ein Warnsignal, ein Vorzeichen … aber wofür?
„Alles ist bereit, Eure Hoheit.“ Xavian wandte sich nicht einmal um, als Akmal, sein Großwesir, die königliche Privatsuite betrat. „Ihre Braut wartet.“
Der drängende Unterton in Akmals Stimme war nicht zu überhören. Okay, seine Braut, Königin Layla von Haydar, wartete bereits eine ganze Weile auf ihn. Als wenn er das nicht selbst wüsste!
„Ich werde gleich da sein.“
„Eure Hoheit, dürfte ich vielleicht vorschlagen …“
„Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe?“ Als Xavian sich jetzt umdrehte, funkelten seine nachtschwarzen Augen vor Wut und erinnerten den Großwesir höchst wirksam daran, wer hier der König war.
In der olivengrünen Militäruniform, die Brust mit Orden bestückt, die langen, muskulösen Beine in schwarzen Lederstiefeln, mit einem Schwert an der Seite und einer goldenen Kordel um den traditionellen Kafeya , gab Xavian eine wahrlich imposante Erscheinung ab.
Aber das tat er eigentlich immer. Dank seiner beachtlichen Größe von annähernd einem Meter neunzig, den breiten Schultern und einem durchtrainierten Körper brauchte er weder Waffen noch irgendwelche Auszeichnungen, um sich Respekt zu verschaffen.
„Sie kann warten, bis ich so weit bin“, erklärte er arrogant.
„Eure Hoheit …“ Akmal wusste, wann er geschlagen war, und wagte keinen weiteren Vorstoß, sondern zog sich nach einer knappen Verbeugung zurück. Wieder allein trat Xavian erneut ans Fenster und starrte hinaus auf den Ozean.
Sie würde warten, immerhin war sie es seit Jahren gewohnt. Von Kindertagen an füreinander bestimmt, hätte er sie bereits vor zehn Jahren heiraten sollen, hatte sich aber anders entschieden. Stattdessen genoss er lieber rund um
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