In den Armen des Scheichs
den Globus seine Freiheit als begehrter Junggeselle.
Doch damit war es jetzt vorbei.
Xavian trat hinaus auf den Balkon und wünschte, er könne von hier aus in die Wüste schauen und nicht zum Meer. In der Wüste fand er den Frieden, den er suchte und ersehnte. Und dorthin würde er heute Nacht seine Braut entführen …
Wie müde und lustlos er sich bei diesem Gedanken fühlte.
Seit seine Eltern bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren, machten seine Berater ständig Überstunden. Sein Playboyleben hatte er von heute auf morgen aufgeben müssen. Er war jetzt König und hatte die Pflicht, Thronerben zu produzieren. Nach drei Monaten tiefer Trauer sollte die Hochzeit, der er bisher erfolgreich ausgewichen war, endlich stattfinden.
Es würde keine große Angelegenheit sein. Angesichts der besonderen Umstände schickte sich einfach kein rauschendes Fest. Der Bevölkerung wollte man morgen mitteilen, dass der König geheiratet habe, und die wenigen Tage bis zum offiziellen Empfang würden seine frisch angetraute Gattin und er in der Wüste verbringen.
Nach einer angemessenen Zeit der Staatstrauer war eine feierliche Krönungszeremonie geplant, anlässlich derer auch das Volk seiner Begeisterung Ausdruck geben konnte. Möglicherweise gab es neun Monate nach der Eheschließung ja bereits einen weiteren Anlass dazu, lautete ein diskreter Wink des Ältestenrates. Zum Beispiel, wenn ein kleiner Prinz unterwegs war …
Um die Chancen dafür zu optimieren, war Xavian sogar vom Großwesir angewiesen worden, mindestens eine Woche vor der Hochzeit sexuell enthaltsam zu leben, was er natürlich ignorierte. Auf diesem Gebiet hatte es nie ein Problem gegeben.
Seine Hochzeit würde ein geschäftlicher Deal sein, mehr nicht. Und natürlich würde er für seine privaten Bedürfnisse auch Geliebte haben.
Die Unruhe, die Xavian momentan empfand, war also kaum mit amourösem Lampenfieberzu erklären. Schon lange, ehe die Hochzeit geplant war, und lange, bevor seine Eltern tödlich verunglückt waren, zerfraß eine quälende Unrast seine Seele.
Es war wie ein verborgener Ort, den er nicht besuchen oder erforschen wollte. Häufig, während der Nacht, wenn er aus einem Albtraum hochschreckte, oder jetzt, beim Lesen dieses Briefes, überfiel ihn eine namenlose Panik, und er fürchtete, den Verstand zu verlieren.
Wie oft hatte er versucht, in den Armen seiner jeweiligen Geliebten Ruhe und Trost zu finden. Doch wenn er von seinem eigenen rasenden Herzschlag erwachte, klatschnass geschwitzt, fluchend aus dem Bett sprang und sich anzog, schickte er die Schönen der Nacht angewidert dahin zurück, woher sie gekommen waren. So wollte er von ihnen nicht gesehen werden.
Auch jetzt schlug sein Herz wie ein Vorschlaghammer, und sein schwerer Atem drohte ihm den Brustkorb zu sprengen, während er mit düsterem Blick auf die bewegte Wasserfläche starrte. Er fühlte Übelkeit in sich aufsteigen, als würde er selbst von den rollenden Wogen des Ozeans hin- und hergerissen. Die wulstigen Narben an seinen Handgelenken brannten und schmerzten, wie sie es manchmal ohne ersichtlichen Grund taten.
Xavian wandte sich ab und ging zurück in seine Suite. Er presste die heiße Stirn gegen das kühle Fensterglas, schloss die Augen und versuchte, sich mit einer angenehmen Erinnerung abzulenken. Doch dabei kam ihm nicht das Bild seiner Braut in den Sinn, sondern die endlose Weite der Wüste …
Ja! Er wollte die Hochzeit so schnell wie möglich hinter sich bringen, seine Braut mit in die Wüste nehmen, die Ehe vollziehen und ab morgen die geliebte Einöde durchwandern, um Ruhe für seine gepeinigte Seele zu finden. Nur so würde er die nötige Kraft tanken können, seinen Pflichten als König und Herrscher eines Volkes nachkommen zu können, das auf ihn angewiesen war.
Allein der Entschluss verschaffte ihm schon spürbare Erleichterung. Den Brief immer noch in der Hand durchquerte Xavian das Zimmer, blieb vor dem Kamin stehen und warf das Schriftstück ins züngelnde Feuer. Aus schmalen Augen beobachtete er, wie das schwere Büttenpapier zusammenschrumpfte und der Siegellack über dem Wappen von Calista kurz aufloderte, bevor er zu einer unförmigen Masse verschmolz.
Und nach diesem rituellen Akt war er endlich so weit, sich der nächsten Herausforderung zu stellen … seiner Hochzeit.
Als er die Tür seiner Suite öffnete, fiel Akmal ihm förmlich in die Arme. Xavian bedachte seinen Großwesir mit einem vernichtenden Blick, ehe er voller
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