In Den Armen Des Schicksals
Augen blickten noch immer besorgt und misstrauisch.
„Und während sie einander ansahen und erkannten, dass ihr Schicksal auf immer verwoben sein würde, da erreichte ihr Cousin, der Mann, dem sie versprochen war, mit seinen Mannen das Ufer des Sees. Sie hätten deinen Vorfahren getötet, Iain, doch die Lady flehte um sein Leben. Sie erzählte, was sich zugetragen hatte, und ihr Cousin ließ deinen Ahn frei. Doch wurde ihm gesagt, dass er sich ihr nie wieder nähern dürfe, denn sonst würde ihn ein schrecklicher Tod ereilen.“
Billie war fasziniert und bezaubert – und skeptisch. Ihr war auch bewusst, dass Iains Hand noch immer auf ihrer Schulter ruhte.
„Ist da noch mehr?“, fragte Iain, als Mara lange schwieg.
„Aye, da ist noch mehr, aber nichts davon kann ich klar sehen.“ Tränen stiegen Mara in die Augen. „Doch da ist so viel Qual, so viel Trauer.“
„Verdammt, ich verstehe nicht, warum du das durchmachen musst!“ Mit wenigen Schritten hatte Duncan das Zimmer durchquert und ging vor Mara in die Hocke, um sie in seine Arme zu ziehen. „Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet du es sein musst!“
„Weil es so ist“, sagte sie schlicht.
„Mara.“ Billie legte ihre Hand auf das Knie der anderen. „Ich weiß, das, was Sie gerade gesehen haben, ist real für Sie, aber … könnte es nicht sein, dass Sie nur das verarbeiten, was Iain und mir heute passiert ist? Eine Geschichte, entstanden aus den Ereignissen seit unserer Begegnung? Die Rettung aus dem See, die Konfrontation mit Jeremy und wie ich Iain davor bewahrt habe, dass ihm der Schädel eingeschlagen wird. Können Sie immer sicher die Grenze zwischen der Realität und dem, was Ihnen Ihre Fantasie eingibt, bestimmen?“
Mara lächelte traurig. „Immer.“
Billie sah zu Iain, suchte nach einer Bestätigung, dass sie sich nicht irrte. Er schüttelte stumm den Kopf, wie eine Warnung, nichts mehr zu sagen.
„Das hier bleibt innerhalb der Wände dieses Raumes“, sagte Duncan entschieden. „Mara gehört der Respekt der Dorfbewohner, doch je weniger die Rede von ihrem Zweiten Gesicht ist, desto besser. Ich will nicht, dass sie noch mal zum Gespött der Leute wird.“
„Dann glauben Sie also, dass das wirklich passiert ist?“ Billie sah von einem Mann zum anderen. Iain tat, als hätte er ihre Frage gar nicht gehört, Duncan zuckte wortlos mit den Schultern.
Mara entzog Iain ihre Hand und legte sie auf Billies. „Sie wissen, dass es passiert ist, Billie. Einen Moment lang haben Sie es auch gesehen. Die Geschichte ruht tief in Ihnen. So wie Vögel Tausende von Meilen fliegen, um an denselben Plätzen zu nisten, an denen schon ihre Vorfahren genistet haben, sind Sie nach Druidheachd gekommen, um Antworten zu finden. Jeder von uns trägt die Geheimnisse von Generationen in sich. Die Zeit ist gekommen, Ihre Geheimnisse zu lüften.“ Sie sah zu Iain.
„Und deine auch, Iain. Die Zeit ist da, um das Leid von Jahrhunderten hinter sich zu lassen. Endlich.“
Iain fuhr einen alten Jaguar, ein Auto, das vor Jahrzehnten als Synonym für Bequemlichkeit und Verlässlichkeit gebaut worden war. Durch die Lederpolster zogen sich haarfeine Risse, was den Eindruck des über Generationen vererbten Wohlstands nur verstärkte. Billie lehnte sich in den Sitz zurück und schaute Iain beim Fahren zu. Er hatte wunderschöne Hände, mit langen, kräftigen Fingern. Der einzige Ring, den er trug, faszinierte sie. Ein Band aus verflochtenem Weiß- und Gelbgold, das aussah wie ein Ehering, dafür aber am falschen Finger saß.
„Was für ein höchst ungewöhnlicher Tag“, entfuhr es ihr schließlich.
Er lachte, doch in diesem Lachen lag kein Humor. „Werden Sie Fletcher anzeigen?“
„Wahrscheinlich nicht. Es würde nur sein Wort gegen meines stehen. Aber es wäre vielleicht gut, Ihren zuständigen Bobby hier davon zu informieren, für den Fall, dass es Fletcher nochmals einfällt, mich zu bedrohen.“
„Ich werde dafür sorgen, dass er es nicht tut.“
„Nein, Iain, ich möchte nicht, dass Sie sich einmischen. Offensichtlich steht zwischen Ihnen auch so schon genug. Ich möchte da nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.“
„Was halten Sie von Maras Geschichte?“
„Wie viel davon haben Sie schon vorher gehört?“
Er warf ihr einen Blick zu. „Was meinen Sie?“
„Nun, Sie wirkten nicht sonderlich überrascht. Sie müssen zumindest einen Teil davon schon einmal gehört haben. Vielleicht hat Mara sie ja auch irgendwo aufgeschnappt und erinnert
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