In Den Armen Des Schicksals
etwas.“
„Allein das ist ungewöhnlich.“ Sie beugte sich vor. Seine Finger verfingen sich in ihrem Haar. Sie legte die Hände auf seine Schultern. Sie wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben, das schien ihr angebracht. Es schien ihr das Normalste zu sein, nach allem, was sie heute zusammen erlebt hatten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Er hielt ihren Blick gefangen, während sie sich weiter zu ihm lehnte.
Sie fand seine Lippen, dort, wo seine Wange hätte sein sollen. Sie waren kühl und fest, und noch nie hatte Billie eine Berührung mit solcher Intensität empfunden. Sie schnappte nach Luft, aber sie zog sich nicht zurück. Er löste die Finger aus ihrem Haar, um die Arme um sie zu schlingen und sie an sich zu ziehen.
Der Wind strich über ihren Rücken, doch seine Umarmung schützte sie. Sie konnte seinen harten Körper an sich spüren, unmissverständlich männlich und unmissverständlich erregt. Sie schmiegte das wenige Weiche, das an ihr war, an ihn. Sein Geschmack war ihr seltsam vertraut und doch so aufregend und überwältigend neu. Sie öffnete die Lippen und verspürte das süßeste Wohlgefühl, als seine Zunge ihre fand.
Fast im gleichen Moment zog er sich von ihr zurück, ohne sie jedoch aus seiner Umarmung zu entlassen. „Billie.“ Er legte seine Wange an ihr Haar.
„Das kam wohl ein bisschen zu plötzlich.“
„Mehr als ein bisschen.“ Kreisend streichelte er ihr über den Rücken. Vermutlich sollte es sie beruhigen, doch es wirkte nur erregend auf sie.
Sie konnte das Bedauern in ihm geradezu wachsen fühlen. „Wünschst du dir jetzt, du wärst heute nicht in den See gesprungen?“
„Ich konnte nicht weniger tun als Ruaridh.“
„Ruaridh?“
Er schwieg.
„Iain, war Ruaridh dein Vorfahre?“
„Du solltest jetzt besser reingehen. Flora wird sich Sorgen um dich machen.“
„Also hast du die Geschichte vorher schon gehört!“
„Nicht so detailliert wie heute.“ Er hielt sie von sich ab. „Ich habe nie gehört, dass die Ross’ je etwas anderes als perfekt gewesen sein sollen.“
„Wirst du mir erzählen, was du gehört hast? Irgendwann einmal?“
„Ich fahre morgen weg. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme.“
„Weg?“
„Aye.“
„Ich verstehe.“ Seine Abreise hatte mit ihr zu tun. Um das zu wissen, brauchte sie keine hellseherischen Fähigkeiten.
„Vorher werde ich noch ein Wörtchen mit Fletcher reden. Er wird nicht wieder in deine Nähe kommen.“
„Und du auch nicht, nicht wahr?“, fügte sie traurig hinzu.
„Erledige, was du hier erledigen willst, Billie, und dann kehre nach Hause zurück, nach Amerika. Für die MacFarlanes hat es in Druidheachd immer nur Probleme gegeben.“
„Und für die Ross’?“
„Für die Ross’ die meisten.“ Iain strich ihr über die Wange. Einen Moment ließ er seine Finger dort ruhen, dann drehte er sich um und ging.
Billie sah ihm nach. Der Wind schien ihr plötzlich kälter geworden. Selbst als das Brummen des Wagenmotors längst nicht mehr zu hören war, stand sie noch immer an derselben Stelle und sah den Winter Einzug in Druidheachd halten.
6. KAPITEL
G anz gleich, was sie auch tat … um Punkt elf Uhr am Morgen legte Flora eine Pause ein und gönnte sich eine Tasse frisch gebrühten Tees. Eine Woche, nachdem Billie ihr Zimmer in Floras Cottage bezogen hatte, hatte die alte Dame sie eingeladen, an dem Ritual teilzunehmen. Billie nahm das als ein Zeichen der Anerkennung. Flora hatte Söhne, die in der Nähe wohnten, Enkel und Urenkel und Nachbarn schauten häufig auf einen Plausch vorbei, oder um sie zum Einkaufen abzuholen. Aber ihren Elf-Uhr-Tee hatte Flora immer allein eingenommen – bis Billie bei ihr eingezogen war.
Es war Anfang Dezember, als Billie aus dem Dorf zurückkam, mit frisch gebackenen Hörnchen vom Sinclair Hotel und einem Glas Himbeermarmelade, das Mara ihr gegeben hatte. Über den vergangenen Monat waren Billie und Mara gute Freundinnen geworden, und an diesem Vormittag hatte Billie Neuigkeiten über sie zu berichten.
„Sehen Sie nur, was ich mitgebracht habe.“ Billie setzte ihre Ausbeute auf der Küchenanrichte ab, zusammen mit einer Flasche frischer Sahne, die sie bei Cameron’s erstanden hatte. Cameron’s war Lebensmittelladen, Postamt und Dorftreffpunkt in einem, und hier erfuhr man vor allem auch immer zuerst, was im Dorf vor sich ging.
Flora lugte in die Tüte mit den Hörnchen. „Sehr schön, genau richtig.“
Flora mochte fünfzig Kilo wiegen, wenn’s hoch
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