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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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der zum Schloss führte, und wo sie Maras Wagen geparkt hatte.
    Sie fragte sich, was Alasdair Melville auf Ceo Castle wollte.
    Sie stieg die Stufen nach unten, um ihn zu begrüßen. Mit ihrem Knöchel und dem schwindenden Licht war der Abstieg viel beschwerlicher. Sie kam nur langsam voran, und die Wände schienen mehr und mehr auf sie zuzukommen. Bis sie auf der letzten Stufe angekommen war, humpelte sie wieder stärker.
    Als sie aus dem Turm trat, überquerte Alasdair gerade den trockengelegten Burggraben. Sie hinkte auf ihn zu, durch die Überreste dessen, was einst die große Halle gewesen war. „Alasdair.“ Sie winkte ihm zu. „Ich bin hier drüben.“
    Er kam zu ihr. Eigentlich stand ihr nicht der Sinn nach Gesellschaft, sie war zu bedrückt, um sich mit irgendjemandem unterhalten zu wollen. Aber bei Alasdair wollte sie eine Ausnahme machen. Er war immer nett und aufmerksam zu ihr gewesen.
    Mit langen Schritten hatte er den Abstand zwischen ihnen schnell überbrückt. „Billie, was machst du denn hier?“
    Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie Druidheachd verließ. Sie war nicht sicher, ob sie es konnte. Noch nicht. Sie musste erst all ihre Kraft sammeln, um einen weiteren Abschied verkraften zu können. „Ich wollte mir nur die Gegend ansehen. Ich weiß, ich sollte nicht hier sein, aber es gibt keinen schöneren Ausblick als vom Turm oben.“
    „Als Junge bin ich auch oft hergekommen.“
    „Zusammen mit Iain und seinen Freunden?“
    „Nein, ich war nie bei ihren Unternehmungen dabei. Zum einen war ich jünger, zum anderen war ich keiner von ihnen.“
    Sie glaubte, eine verbitterte Note zu hören, wenn auch gut kaschiert. Obwohl ihr Herz in Scherben lag, brachte sie Mitgefühl auf. „Ich war die Jüngste von vieren, ich weiß genau, was du meinst. Mich wollte auch niemand mitschleifen, meine Brüder waren ja alle viel älter.“
    „Dann bist du so etwas wie ein Nachzügler?“
    „Genau genommen sind es meine Halbbrüder. Ihre Mutter starb sehr jung, und meine Mutter hat sie wie ihre eigenen Kinder aufgezogen.“
    „Das ist ja interessant. Also sind sie gar keine MacFarlanes.“
    „Nein, nicht einmal Schotten. Ihre Mutter kam aus Deutschland. Ich bin also die Einzige mit schottischen Wurzeln.“
    „Und gibt es noch Familie von deiner Mutter in den Staaten?“
    „Nicht, dass ich wüsste. Meine Mutter war Einzelkind, genau wie ihr Vater. So viel ich weiß, bin ich der klägliche Rest des Clans.“
    „Der klägliche Rest?“
    „Es fällt nicht leicht, über meine Abstammung begeistert zu sein.“ Sie machte eine ausholende Geste. Der Wind strich über das offene Feld, auf dem einst ein prachtvolles Schloss gestanden hatte. „Sieh dich doch nur um. Eine endlose Geschichte von Intrigen und Schlachten und Männern, die zusehen, wie die eigenen Kinder getötet werden. Und dann ist da natürlich auch noch der Fluch.“
    „Sag jetzt nicht, dass du daran glaubst?“
    „Gut, dann sage ich es nicht.“
    „Du glaubst wirklich, dass er noch immer wirkt?“
    „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Aber ich weiß, wie erstaunlich die Macht der Einbildung sein kann. Ich habe mich dem Einfluss auch nicht entziehen können. Und wenn der Fluch nicht mehr ist als das, dann ist es immer noch schlimm genug.“ Sie seufzte. „Aber damit sollte der Abend nicht zerstört werden. Ich gehe zurück zum Auto. Steigst du noch auf den Turm?“
    „Nein, heute nicht. Ich begleite dich.“
    Sie hatte keine Lust auf Alasdairs Gesellschaft, auf niemandes Gesellschaft, doch sie wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte. Langsam ging sie mit ihm Seite an Seite. Ihr Knöchel schmerzte, der kalte Wind fuhr ihr bis ins Mark, und der Wagen schien ihr noch endlos weit weg zu sein.
    „Überrascht mich, dass Iain nicht bei dir ist.“
    „Wie war er eigentlich als Junge, Alasdair? Du hast mal erwähnt, er sei in allem gut gewesen. Und dass du so sein wolltest wie er.“
    „Wieso fragst du?“
    Weil sie sich selbst fragte, wie Iain wohl geworden wäre, würde da nicht dieser schreckliche Druck einer ungewissen Zukunft auf ihm liegen. In einem Jungen waren auch schon immer die Züge des erwachsenen Mannes zu erkennen. „Reine Neugier. Und wen könnte ich eher fragen als dich?“
    „Er war mir gegenüber immer geradezu übertrieben höflich. Das hatten ihm natürlich seine Eltern befohlen, Lady Mary wohl im Besonderen. Aber hinter meinem Rücken hat er mich ausgelacht, da bin ich sicher. Ich stotterte damals leicht, und jedes

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