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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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Legende, Billie. Es macht keinen Unterschied.“
    „In dieser Geschichte geht es um wilde Schwäne. Kennst du sie?“
    Er hob eine Braue. Sie konnte sehen, wie er sich bemühte, sich desinteressiert zu geben.
    „Du weißt sicher, dass man hier oben im Norden die wilden Schwäne manchmal als verzauberte Königssöhne bezeichnet?“
    „Ich sehe nicht, womit das zu tun haben soll.“
    „Diese bedauernswerten Prinzen wurden mit einem Fluch belegt, Iain, deshalb verwandelten sie sich in Schwäne. Jeden Tag fliegen sie von Ort zu Ort, wohin immer der Wind sie trägt, um sich andere Dinge anzusehen. Denn neue Felder und Berge und Bäume sind das Einzige, was ihnen geblieben ist.“
    Er schwieg, aber sie hatte auch nichts anderes erwartet. Sie fuhr fort: „Man sagt, wenn du an einsamen Bergseen auf die Schwäne triffst, kannst du manchmal beobachten, wie sie sich aus ihrem Federkleid schälen. Dann werden sie wieder zu Männern und versuchen, sich von dem Zauber zu befreien. Aber das können sie nicht, nicht, bis der Fluch aufgehoben ist.“
    „Warum erzählst du mir das?“
    „Auch im MacFarlane-Fluch ist von einem wilden Schwan die Rede. Jetzt verstehe ich es endlich. Du bist wie der Schwan. Du fliegst von Ort zu Ort, weil es keinen Platz gibt, den du wirklich dein Zuhause nennen kannst, nicht einmal dieses unglaubliche alte Haus. Deshalb hast du nie etwas unternommen, um es zu einem Heim zu machen. Du kommst nicht zur Ruhe, du findest weder Frieden noch Freude. Ich glaube, du suchst nach einem Weg, dich von dem Zauber, der auf dir liegt, zu befreien, aber du weißt nicht, wie. Ich kann es dir sagen, und ich habe es auch versucht, aber du willst nicht auf mich hören, weil du nur daran denkst, mich zu beschützen.“
    „Ich kann nicht ändern, wer ich bin und was mir vielleicht zustoßen wird.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Der wahre Fluch ist nicht die Krankheit, die in deiner Familie liegt. Der wahre Fluch ist deine Angst vor dem Leben. Und ich bin die schlimmste Bedrohung. Denn zum ersten Mal seit Langem fühlst du dich lebendig. Ich habe dich dazu gebracht, dass du um etwas kämpfen willst.“
    Sie hatte keine Erwiderung erwartet, und es kam auch keine. Doch er wandte sich von ihr ab. Das war ihr Erwiderung genug.
    „Meine Liebe ist stark, Iain. Aber deine Liebe muss auch stark sein. Sonst wird der Fluch nie aufgehoben.“
    Sie ging, ohne sich umzublicken. Denn nichts, was sie auf seiner Miene lesen könnte, würde irgendetwas zwischen ihnen ändern.

15. KAPITEL
    E ine leichte Schneedecke hatte sich in der letzten Stunde über das gelegt, was von Cumhann Moor übrig geblieben war. Vom Turm auf Ceo Castle konnte Billie das Moor sehen, den silbern daliegenden See und die schneebedeckten Berge mit den weißen Gipfeln. Nach dem Zusammentreffen mit Iain hatte sie sich danach gesehnt, einen letzten langen Blick auf die Landschaft zu werfen, die sie so bezaubert hatte. Sie würde Druidheachd verlassen müssen. Und Schottland. Sie hatte Unmengen an Material gesammelt, genug für die Doktorarbeit und vielleicht eines Tages für ein Buch. Sie hatte Kontakte hier, Personen, die ihre Briefe erwidern würden, sie kannte genügend Leute, die sie anrufen konnte, und hatte eine Liste von Bibliothekaren zusammengestellt, die begeistert jede ihrer weiteren Fragen beantworten würden.
    Es gab keinen Grund mehr für sie, noch länger zu bleiben. Dafür umso mehr Gründe für die Abreise.
    Sie fragte sich, wie es wohl im Frühling hier aussehen mochte. Sie war in der düstersten Jahreszeit gekommen, wenn nur die Hartgesottensten sich zur Liebe zu ihrer Heimat bekannten. Und doch hatte sie dieses Land lieben gelernt, so, als wäre es ihr eigenes. Da lag etwas in den zerklüfteten Bergspitzen, in den schiefergrauen Nebelschwaden und den vom Wind aufgewühlten Wassern von Loch Ceo, das sie ansprach, das sie in ihrem Innersten berührte und die Saiten anschlug, die sie mit der vergangenen Geschichte ihrer Familie verbanden. Sie hatte sich in die Highlands verliebt, als es am schwierigsten war, sich in sie zu verlieben.
    Sie hatte einen Hang dazu, das zu lieben, was sie nicht halten konnte.
    Es wurde jetzt schnell dunkel, sie wusste, sie sollte gehen. Ihr Knöchel hatte schon beim Aufstieg protestiert, und um wieder nach unten zu gelangen, würde sie Zeit, Ausdauer und vor allem Licht brauchen. Ein letztes Mal noch ließ sie den Blick schweifen. Da unten auf der Uferstraße fuhr ein bekanntes Auto und bog langsam auf den Weg ein,

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