In Den Armen Des Schicksals
machst, wenn du am intensivsten fühlst.“
„Dann müsste ich die ganze Zeit über dumme Witze machen.“
„Geh zu ihm.“
Ein guter Rat, doch Billies Herz begann wild gegen ihre Rippen zu hämmern. Sie fürchtete sich vor einer Begegnung mit Iain. Er hatte sie nicht wissen lassen wollen, dass er zurückkam. Er hatte eine Entscheidung für sie beide getroffen, ohne sie mit einzubeziehen.
„Ich weiß nicht recht …“
„Er liebt dich.“
Billies schlimmste Angst regte sich in ihr. „Falls nicht, wäre es ja nicht das erste Mal, dass ich mich irre.“
„Du erwähntest einmal einen anderen Mann. Hast du ihn auch so sehr geliebt?“
„Nein.“ Billie war über diese Antwort selbst überrascht. „Es war überhaupt nicht so.“
„Was war anders?“
Es war anders, weil Iain ihr Herz, ihr Leben war. Billie glaubte weder an Seelenverwandtschaft noch Bestimmung, auch nicht an Reinkarnation oder irgendein anderes Gebiet, das nicht solide und wissenschaftlich belegt war. Sie konnte nicht an solche Dinge glauben.
Aber sie glaubte daran, dass Iain ihr Herz war.
„Weil meine Liebe stark ist .“ Sie berührte Maras Arm. „Stark genug, so hoffe ich, um das alles durchzustehen.“
Mara kramte in ihrer Tasche und zog einen bekannten Schlüssel hervor. „Ich brauche den Wagen morgen den ganzen Tag nicht. Auch nicht in der Nacht.“
„Ich kenne dich erst so kurze Zeit, und doch bist du mir zur besten Freundin geworden, die ich je hatte.“
Mara drückte Billies Hand. „Sei auf der Hut, Billie. Achte auf alles und auf jeden. Folge keinem Rat, wenn dein Herz dir nicht sagt, dass es ein guter Rat ist. Und höre auf die Dinge, die nicht ausgesprochen werden, sowie auf die, die die Wut laut herausschreit.“
Wie gelähmt beobachtete Billie, dass Maras Augen glashell wurden, während sie sprach. „Ja, sicher.“
Mara nickte. Dann zog sie das grüne Cape enger um sich und ging gemächlich über den Weg auf das Hotel zu. Billie stand reglos da und sah ihr nach. Auf den Stufen, die ins Innere führten, trat Mara in das fahle Sonnenlicht, das durch die Wolken brach, und einen Moment lang sah sie überhaupt nicht aus wie Mara. Ein Strahlen umfing sie, sie wirkte geradezu überirdisch, so, als wäre sie nicht aus Fleisch und Blut.
Dann drehte sie sich noch einmal um und winkte Billie zu, bevor sie ins Haus ging und die Tür hinter sich schloss.
Billie fand Iain im Wintergarten. Dieses Mal jedoch beschäftigte er sich nicht mit den Pflanzen, sondern lag auf einer Steinbank auf dem Rücken und starrte durch das hohe Glasdach in den trüben Winterhimmel hinauf. Er stand auf, als sie zu ihm kam, aber er sagte kein Wort.
Dafür tat sie es. „Mara sagte mir, dass du wieder zurück bist. Beim nächsten Mal musst du sie ebenfalls beschwören, nichts zu verraten.“
„Mach’s nicht schwieriger, als es sein muss.“
Er wirkte so gefasst, mit genau der richtigen Portion Bedauern im Blick. Sie fragte sich, wie oft er diese Abschiedsszenen schon durchgespielt hatte. Denn ganz offensichtlich beherrschte er sie perfekt. Aber sie war anders als die anderen Frauen, die er kannte. Er hatte sie ja auch nicht gewählt, weil sie einfach zu verlassen war.
Sie verschränkte die Arme. „Wie schwierig muss es denn sein?“
„Schwierig genug. Ich habe dir nie etwas vorgemacht, ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich allein bleiben will.“
„Es war eine schöne Zeit, aber jetzt ist sie vorbei?“ Sie hob eine Augenbraue. „Lass uns doch mal sehen, mit welchen Klischees wir noch aufwarten können. Wie wär’s denn mit: ‚Du bist eine so wunderbare Frau, Billie, vergeude dich nicht an einen Mann wie mich‘? Oder vielleicht: ‚Dir wird immer ein Platz in meinem Herzen gehören‘?“
„Es ist unsinnig, es mit Sarkasmus zu beenden.“
„Es ist unsinnig, es überhaupt zu beenden. Du liebst mich. Ich liebe dich. Wir lösen die Probleme.“
„Probleme?“ Etwas flackerte unter der eisernen Selbstbeherrschung auf. „Das trifft es nicht einmal annähernd.“
„Sondern?“
„Grundsätzliche Unvereinbarkeit. Wir kommen aus verschiedenen Welten. Du verstehst meine Welt nicht, du verstehst mein Leben nicht, und du weigerst dich, zu verstehen, was ich dir die ganze Zeit über sage.“
„Vielleicht verstehe ich es ja dieses Mal. Komm, erklär’s mir noch mal.“
„Ich will keine Beziehung.“
„Vielleicht begreife ich besser, wenn du etwas genauer bist. Sei sogar sehr genau, Iain, und sag es so, als sei es dir
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