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In den Armen des Sizilianers

In den Armen des Sizilianers

Titel: In den Armen des Sizilianers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick
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dem Arm stieg Vincenzo aus dem Privatjet. Er hielt seinen Sohn so fest, als wäre er eine kostbare Trophäe. Mit diesen Worten will er mich wahrscheinlich ausgrenzen und mir klarmachen, dass ich nicht hierhergehöre, dachte Emma. Als sie den Fuß nach langer Zeit wieder auf die Insel setzte, die sie so sehr geliebt hatte, tobten die widersprüchlichsten Emotionen in ihr.
    Sie hatte Sizilien von Anfang an für ein kleines Paradies gehalten, auf das die Bewohner zu Recht stolz waren. Da Vincenzo sich meist in Rom aufhielt, wo sich die Hauptgeschäftsstelle des Familienunternehmens Cardini Corporation befand, hatten sie auch dort nach der Hochzeit gewohnt. Die Feiertage und die Ferien hatten sie allerdings hier verbracht, sodass ihr vieles noch vertraut war.
    Die Zitronen- und Orangenhaine der Küstenregionen bildeten einen interessanten Kontrast zu den dunkelgrünen Wäldern im Nordosten der Insel. Im Landesinnern fand man eine Hügellandschaft mit Mandel- und Olivenbäumen vor und endlos weite Getreidefelder. Im Frühling blühten Wildblumen in allen Regenbogenfarben, die mit dem hellen Grün der Felder wetteiferten.
    Die Familie Cardini besaß überall auf der Insel Grundstücke und Häuser sowie eine Skihütte. Emma erinnerte sich, wie sie vor Freude gejauchzt hatte, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben schneebedeckte Palmen sah.
    Obwohl die Sonne schien, war es so kühl, dass Emma den neuen Kaschmirmantel fester um sich zog. Als sie die Limousine bemerkte, die am Rand der Landebahn bereitstand, fragte sie: „Ist der Wagen mit einem Kindersitz für Gino ausgestattet?“
    Vincenzo warf ihr einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. „Natürlich. Wofür hältst du mich? Ich habe alles Notwendige veranlasst.“
    Wenig später beobachtete er sie dann, wie sie den Kleinen in den Kindersitz setzte und die Sicherheitsgurte befestigte. Ausnahmsweise dachte er einmal nicht über ihre Falschheit nach, sondern nur darüber, wie dramatisch Gino sein Leben verändert hatte. Wenn man Kinder hatte, funktionierte man mit einem Mal ganz anders. Man nahm jede erdenkliche Rücksicht und sprach in ihrer Gegenwart nicht alles aus, was einem durch den Kopf ging.
    Als Vincenzo sich auf den Rücksitz sinken ließ, streckte Gino die Ärmchen nach ihm aus. Seine Miene wurde weich, und er lächelte seinen Sohn an. Das Herz floss ihm über vor Zuneigung zu diesem reizenden, entzückenden kleinen Kerl, zu dem er jetzt schon eine starke innere Verbundenheit aufgebaut hatte.
    Er drehte sich zu Emma um, die neben ihm saß. Das lange blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihre blauen Augen sahen riesig aus in dem blassen Gesicht. In dem hellen Kaschmirmantel wirkte sie sehr elegant, und nichts erinnerte mehr an die ärmlich gekleidete junge Frau, die zu ihm ins Büro gekommen war.
    „Wie geht es dir heute Morgen?“, fragte er teilnahmsvoll.
    Sie war verwirrt und desorientiert und fühlte sich immer noch wie betäubt. Es war nicht zu fassen, mit welcher Geschwindigkeit sich alles in ihrem Leben veränderte. In mehr als einer Hinsicht war sie aus der Bahn geworfen und musste gegen ihre Ängste ankämpfen. Die Versuchung war groß, die Hand auszustrecken und Vincenzos Lippen zu berühren, wie um sich zu vergewissern, dass es noch dieselben waren, die in der vergangenen Nacht im Schlafzimmer der Hotelsuite ihren Körper erforscht hatten. Immer wieder hatte er ihr zärtliche Worte auf Sizilianisch zugeflüstert, und als sie fast gleichzeitig zum Höhepunkt gelangt waren, hatte sie sich ihm sehr nahe und innig verbunden gefühlt. Doch bei Sonnenaufgang war alles vorbei gewesen, und sie hatten einander wieder wie Fremde behandelt. Ich darf nicht vergessen, dass dies nur eine zeitlich befristete Vereinbarung mit ungewissem Ausgang ist, mahnte sie sich. Sie durfte den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern musste sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen.
    „Vincenzo, wir müssen miteinander reden“, erklärte sie kurz entschlossen.
    „Okay, dann fang an, ich höre zu.“
    „Nein, ich meine, wir müssen uns darüber unterhalten, wie es weitergehen soll, sobald du Gino deiner Familie vorgestellt hast. Es geht mir lediglich darum, zu erfahren, was als Nächstes geschieht.“
    Was erwartet sie eigentlich unter diesen Umständen?, überlegte er, während er sie unverwandt ansah. Ihr Blick verriet, dass sie auf der Hut war. „Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen, ich habe mich noch nicht endgültig entschieden,

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