In den Armen des Sizilianers
war nach dem Duschen noch feucht, und irgendwie wirkte die Situation sehr intim. Außenstehende waren bestimmt überzeugt, sie seien ein glücklich verheiratetes Paar. Bei dem Gedanken verzog Emma spöttisch die Lippen.
Schweigend setzten sie sich an den Tisch, während der Kellner ihnen das Essen servierte und Wein einschenkte. Nachdem er gegangen war, blickte Vincenzo sie nachdenklich an.
„Du sollst etwas zu dir nehmen, statt nur dazusitzen und lustlos auf den Teller zu blicken, Emma“, sagte er ungeduldig. „Du wirkst fürchterlich zerbrechlich, und das gefällt mir nicht.“
Hastig griff sie nach Messer und Gabel. Nach den ersten Bissen merkte sie, wie hungrig sie war, und aß schnell das halbe Steak auf, ehe ihr bewusst wurde, dass er ihr belustigt zuschaute.
„Na, geht es dir jetzt besser?“, fragte er ironisch.
„Oh ja, viel besser“, erwiderte sie betont unbekümmert. Obwohl das Essen ihre Lebensgeister weckte, verspürte sie ein seltsames Unbehagen. Zu viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Es war irgendwie befremdlich, wieder mit ihm an einem Tisch zu sitzen, andererseits hatte es etwas seltsam Vertrautes an sich. Was würde sie nach ihrer Rückkehr nach Sizilien empfinden, wenn sie die Orte wiedersah, wo sie sich in ihn verliebt hatte und wo sie so glücklich gewesen waren?
Eine Antwort auf diese Frage zu finden war unmöglich. Deshalb verdrängte sie die Gedanken und genoss den Frieden, der momentan zwischen ihnen herrschte und der wahrscheinlich nur von kurzer Dauer war. Es war nichts dagegen einzuwenden, dass sie das glückliche Ehepaar spielten, trotzdem musste sie in jeder Hinsicht auf Distanz bleiben, sonst würde er ihr noch einmal das Herz brechen.
Demonstrativ hielt sie die Hand vor den Mund und fing an zu gähnen. Glücklicherweise verfügte diese Luxussuite über mehrere Schlafzimmer, und die breiten Betten wirkten einladend und sehr bequem. Sie sehnte sich danach, sich hinzulegen, die Decke über den Kopf zu ziehen und für eine Nacht alles um sich her zu vergessen. „Ich bin müde und gehe jetzt ins Bett“, verkündete sie. „Es war ein langer Tag.“
Sie ist so leicht zu durchschauen, schoss es ihm durch den Kopf, und er lächelte. „Ja, das ist eine gute Idee, Darling“, stimmte er ihr sanft zu. „Es gibt nichts Schöneres als eine lange Nacht“, fügte er rätselhaft hinzu.
„Aber du hast ja kaum etwas gegessen“, wandte sie ein.
„Ich habe keinen Appetit – jedenfalls nicht auf das hier, sondern nur auf dich.“ Er trank einen Schluck Rotwein und stellte das Glas hin, ehe er aufstand und um den Tisch herum auf Emma zuging.
Plötzlich klopfte ihr das Herz zum Zerspringen. „Ich schlafe nicht mit dir in einem Bett! Das ist völlig ausgeschlossen!“
Sein Lachen klang weich und nachsichtig. „Oh doch, das wirst du tun.“ Mühelos zog er sie hoch, als wäre sie federleicht. Dann legte er ihr einen Finger unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Wie jedes verheiratete Paar schlafen wir selbstverständlich in einem Bett. An den Gedanken musst du dich gewöhnen, Emma, denn genau das werden wir auch auf Sizilien tun.“
„Um den Schein zu wahren?“, konnte sie sich nicht verbeißen zu bemerken. Sofort verfinsterte sich seine Miene, offenbar hatte sie einen wunden Punkt getroffen.
„Vielleicht auch deshalb“, räumte er ein. Doch dann verzog er die Lippen. „Der Hauptgrund ist jedoch, dass ich bisher mit keiner anderen Frau so guten Sex hatte wie mit dir.“
Sogar das klang wie eine Beleidigung. Er ließ wirklich keine Gelegenheit aus, sie zu demütigen. „Und wenn ich mich weigere?“
„Das würdest du nicht wagen, selbst wenn du es wolltest. Zu viel steht für dich auf dem Spiel“, antwortete er ruhig. „Außerdem kannst du mir ja gar nicht widerstehen.“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Das ist üble Erpressung!“, fuhr sie ihn an.
„Du siehst es völlig falsch, Emma“, entgegnete er sanft. Ihm entging nicht, wie ungläubig und voller Verlangen es in ihren Augen aufleuchtete, als er sie an sich zog. „Ich gebe dir einfach nur die Möglichkeit, dich deinen Gefühlen hinzugeben.“ Er spürte ihr Erbeben und streichelte ihre aufgerichteten Brustspitzen. Ohne noch länger zu zögern, hob er sie hoch, trug sie in das große Schlafzimmer und legte sie auf das breite Bett. Dann streifte er ihr das neue Seidenkleid ab.
10. KAPITEL
„Schau genau hin, Gino. Was du jetzt siehst, ist die Heimat deines Vaters.“
Mit dem Jungen auf
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