In den Armen meines Feindes
noch skrupelloser und unehrenhafter, als ich dachte.“
„Signor Androletti ist ein guter Mann“, beharrte Ricardo. „Er wird immer nur das Richtige tun.“
Nikki unterdrückte den Seufzer und stieg weiter die Außentreppe hinauf. Das war ja auch der Grund, warum ihr das Herz brach.
Vor fünf Jahren hatten sie ihre Chance verpasst, und entgegen allen Hoffnungen würden sie keine zweite bekommen.
Es war zu spät.
Drei Tage später kam Nikki gerade aus dem Bad, als das Telefon klingelte.
„Hallo?“
„Nikki“, ertönte Massimos Stimme kühl am anderen Ende. „Du hast so lange gebraucht, um ans Telefon zu kommen, dass ich schon dachte, du wärst nicht mehr da.“
„Ich kann ja kaum verschwinden, wenn dein Wachhund mir ständig auf den Fersen sitzt“, hielt sie ihm böse vor.
Ein leises Lachen kam durch die Leitung. „Ricardo weiß eben, welche Hand ihn füttert“, sagte er. „Und du weißt es hoffentlich auch.“
„Ich will ausziehen“, informierte sie ihn. „Unter diesen Umständen hat unser Arrangement ja wohl wenig Sinn.“
Eine Weile blieb es still, dann: „Hast du das Geld vergessen, das du mir schuldest?“
„Hast du die Frau vergessen, die ein Kind von dir erwartet?“
Dieses Mal schien die Stille eine Ewigkeit zu dauern.
„Ich wüsste nicht, dass irgendeine Frau schwanger von mir ist. Es sei denn, du hast mir Neuigkeiten zu berichten.“
In ihrem Magen begann es zu flattern. Bis jetzt hatte ihre Periode noch nicht eingesetzt, und die Mattigkeit, die sie bisher auf den Jetlag geschoben hatte, war trotz ausreichend Schlaf noch immer nicht vergangen.
„Nikki?“
„Nein, natürlich nicht. Aber ich dachte …“
„Ich sagte dir doch schon, meine Exfreundin ist fest entschlossen“, fiel er ihr ins Wort. „Ich bin nicht dumm genug, um auf ihren Trick hereinzufallen. Ich habe auf einen Vaterschaftstest bestanden, doch letztendlich war nicht einmal der nötig. Sabrina gab zu, dass das mit der Schwangerschaft eine Lüge war.“
„Oh …“
„Daher werde ich übermorgen auch in Melbourne zurück sein“, ließ er sie wissen. „Ich gehe davon aus, dass du mich erwartest.“
„Dafür werde ich ja bezahlt“, erwiderte sie bitter.
„Richtig“, bestätigte er kalt. „Also vergiss das besser nicht.“
„Du arroganter Mistkerl“, stieß sie aus. „Ich hätte es von Anfang an wissen müssen.“
„Du klingst, als würde ich dir fehlen, cara“, meinte er spöttisch. „Wärmst du dich schon für unseren nächsten Streit auf?“
Nikki biss die Zähne zusammen. „Ich kann es kaum erwarten, dich los zu sein. Ich hasse dich.“
Er lachte nur. „Du wirst nicht eher gehen, bis ich es dir erlaube. So lautet die Vereinbarung.“
Nikki fühlte, wie ihre Gefühle die Oberhand zu gewinnen drohten. Ricardo verfolgte jede ihrer Bewegungen mit Argusaugen. Seit sie aus Sizilien zurück war, hatte sie keine Gelegenheit gehabt, Jayden zu besuchen. Sie hatte im Heim angerufen, und der Pfleger hatte ihr berichtet, dass Jaydens Zustand sich leicht gebessert hatte. Die behandelnde Ärztin wollte daher eine Sitzung einberufen, um über neue Medikamente und Therapiemöglichkeiten mit Nikki zu sprechen.
„Ich … ich kann das nicht mehr, Massimo“, presste sie erstickt hervor. „Ich kann es einfach nicht.“
„Nikki.“ Sein Ton wurde weicher. „Weinst du etwa?“
„Nein, natürlich nicht“, schluchzte sie. „Ich weine nie.“
Massimo stieß einen langen Seufzer aus. „Es tut mir leid, Nikki. Du musst dich überwacht fühlen.“
„Ja“, schnüffelte sie. „Ricardo folgt mir auf Schritt und Tritt. Ich ertrage das nicht länger. Ich kann nicht unter ständiger Beobachtung leben. Ich habe es schon gehasst, als ich noch als Model arbeitete. Weil ich dann nicht ich selbst sein kann.“
„Hör auf zu weinen, Nikki.“
„Ich weine doch gar nicht …“, schluchzte sie. „Und selbst wenn, was interessiert es dich? Du hasst mich.“
„Ich habe nicht vergessen, was ich für dich fühle“, sagte er nach einer kleinen Pause.
„Ich will einfach nur, dass es endlich vorbei ist“, stieß Nikki bedrückt aus. „Wie viel schulde ich dir?“
Massimo stählte sich gegen ihren flehentlichen Ton. „Das sage ich dir, wenn ich zurück in Melbourne bin.“
„Aber ich muss es jetzt wissen.“
„Wozu?“
„Weil es zwischen uns nicht funktioniert, Massimo“, sagte sie. „Du weißt es selbst. Wir können vorgeben, einen Waffenstillstand zu schließen, der dann für ein paar Tage
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