In den eisigen Tod
sehr begrenztes Budget zur Verfügung, andererseits musste viel gekauft oder zusammengeschnorrt werden: »Es mussten die Bootsmannvorräte angeschafft werden, die Kabeltrossen, Segeltuch für die Segel, Fahnen, Logs, Farbe, Teer, Zimmermannsvorräte und eine Unmenge von Dingen, die notwendig waren, an die man denken und die man auswählen musste und, wenn es irgendwie ging, nicht bezahlen sollte.« Er bemerkte spöttisch, dass man damals noch nicht die Wendung »jemandem etwas abluchsen« kannte, deshalb hätten sie alles nur »erhalten«. Ein großer Teil der Arbeit wurde von den Unteroffizieren und von Männern der Freiwilligen Britischen Marine in ihrer Freizeit erledigt. Witzigerweise lag direkt gegenüber der Terra Nova die Discovery vor Anker, die für eine Reise nach Nordamerika beladen wurde – die Birmingham Post stellte fest, dass Scotts früherer Stolz sehr »vernachlässigt und verwaist« aussah. Es blieb wenig Zeit, um die Terra Nova in Ordnung zu bringen. Scott hatte beschlossen, den Abreisetermin um zwei Monate vorzuverlegen und bereits am 1. Juni in See zu stechen. Durch ein früheres Eintreffen in Antarktika hoffte er, zusätzliche Zeit für das Anlegen der Vorratslager zu gewinnen, das er noch vor Beginn des antarktischen Winters beendet haben wollte.
Natürlich mühte sich Scott wieder einmal damit ab, Geld aufzutreiben, wobei er dieses Mal keine offiziellen Sponsoren hatte. Die Kosten schätzte er auf etwa 4 0 000 Pfund, während sich die Ausgaben für die Discovery -Expedition seinerzeit auf mehr als 9 0 000 Pfund belaufen hatten, die auch in den Bau der Discovery selbst flossen, und die Presse vertrat nunmehr den Standpunkt, dass er die Mittel ohne kleinliches Getue bekommen sollte. Die Pall Mall Gazette verkündete in einem hoheitsvollen Ton, die erforderliche Summe sei »eine bloße Bagatelle« und es sei »undenkbar, sie nicht aufzubringen«. Die Times zog alle Register und behauptete, es wäre »zutiefst bedauerlich, wenn, entweder aus Personal- oder aus Geldmangel, die brillanten Leistungen der jüngsten britischen Forschungsreisen in diesem Augenblick gestoppt würden«, und fügte, ein wenig prophetisch, hinzu, dass es ein harter Schlag wäre, wenn die Tür für einen Ausländer geöffnet bliebe. Die offenkundigste Gefahr schien hier von den Amerikanern auszugehen. Im November 1909 hatte Fregattenkapitän Robert Peary, der im April mit seinen zehenlosen Füßen bis zum Nordpol gehumpelt war, um ihn für sein Land zu beanspruchen (heute bezweifeln allerdings einige Forscher, dass Peary tatsächlich den Pol erreichte), angekündigt, dass die Amerikaner versuchen würden, innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Versuch zum Südpol zu starten.
Doch Scott verdrängte solche Gedanken, während er mit Hilfe von Teddy Evans gegen die Zeit ankämpfte, um das notwendige Geld zu beschaffen. Im Frühjahr des Jahres 1910 hatten sie erst 1 0 000 Pfund zusammen. Evans beschrieb, wie unangenehm es war, von einem Ende des Landes zum anderen zu hasten. Während er nach Südwales und in das West Country gefahren war, »um Mittel aufzutreiben«, wie er es nannte, klapperte »Scott, wenn die Admiralität ihn entbehren konnte, Newcastle, Liverpool und den Norden ab, ... in London taten [wir zu zweit], was wir konnten ... Für Scott war es eine Zeit des bangen Wartens.« Evans hatte eine herzlich-derbe und unkomplizierte Art, auf einen künftigen Spender zuzugehen, indem er sagte: »Ich möchte einen schönen Scheck von Ihnen haben!« Scott dagegen hielt es für eine schwierige, unangenehme und deprimierende Arbeit, und seine Briefe an Kathleen sind voller Pessimismus, aber auch voller Liebesbekenntnisse: »Mein Liebes, mein Herz ist ganz voll mit Dir, trotz der harten Kruste, die zu durchdringen Dir so schwierig erscheint.« Es finden sich aber auch gelegentliche Einblicke in die praktischen Schwierigkeiten, die das Herumreisen im ganzen Land mit sich brachte: So bat er sie im Februar 1910 dringend um Socken. 27
Die Aussichten der Expedition färbten sich mit einem Schlag viel rosiger, als die Regierung 2 0 000 Pfund bewilligte. Zu dieser Zeit war es Scott bereits gelungen, sich ungefähr 1 2 000 Pfund entweder aus Spenden oder Zusagen zu sichern, so dass er jetzt nur noch etwa 8000 Pfund auftreiben musste. Doch da die Expedition im Juni abreisen sollte, blieb wenig Zeit, und er brach zu einer Vortragsreise in den Norden des Landes auf.
Scott hatte gewisse Schwierigkeiten, die Ziele seiner Expedition zu
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