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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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am besten fertig werde, wenn er ihn aufforderte, sich seiner eigenen Expedition anzuschließen. Er war beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit der Gran auf Skiern zum nächsten Schmied gefahren war, um die Achse eines Motorschlittens reparieren zu lassen, und auch seine Skitechnik imponierte Scott: Gran benutzte zwei Stöcke statt einem, was für ihn neu war. Das Angebot wurde akzeptiert. Gran interpretierte es als eine Aufgabe, »diese Ablehnung und Aversion gegen das Skifahren, die für frühere englische Südpolarexpeditionen so typisch war, mit Stumpf und Stiel auszumerzen«. 31 Er hatte eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten – ein Expeditionskollege schilderte später, wie es ihm Spaß machte, »Reden zu halten und Geschichten über seine Heldentaten auf Skiern zu erzählen – unser starker Mann – auf jeden Fall nach seiner eigenen Darstellung«. 32 Die Probefahrten verliefen sehr gut. Der Motorschlitten schnitt vielversprechend ab, obwohl es Probleme mit dem Treibstoff gab. Der Schlitten wurde auf ebenem Gelände und bergauf getestet. Man stellte fest, dass er zehn Zentner über tiefen Schnee und das Mehrfache an Gewicht über festes Eis ziehen konnte.
    Scott liebäugelte mit einigen anderen neuen Ideen. Die British and Colonial Aeroplane Company in Bristol bot Scott die Nutzung eines Zodiac-Eindeckers an, aber er lehnte ab, weil dieser sich seiner Meinung nach noch zu sehr im Versuchsstadium befand. Scott war auch an der drahtlosen Telegraphie interessiert, aber er musste den Plan aufgeben, weil der Transport und der Aufbau der Ausrüstung zu mühsam gewesen wäre. Doch die National Telefone Company lieferte eine telefonische Verbindung für seine beiden Hütten im McMurdo Sound.
    Scott ließ den Schlitten zurück, der noch abschließenden Tests unterzogen und umgebaut werden sollte, und kehrte nach London zurück, wo er mit der Nachricht begrüßt wurde, dass es noch weitere Rivalen gab, die zum Pol wollten. Auch die Deutschen hatten eine Expedition zum Pol angekündigt. Sie sollte von Leutnant Wilhelm Filchner geleitet werden, der mit seiner Expedition zu Pferde durch das Pamirgebirge im Jahr 1900 und seinen Forschungen in Tibet 1903–05 zu einigem Ruhm gelangt war. Filchner würde, wie die Amerikaner, vom Weddell-Meer aus starten. Er beabsichtigte, dann eine transantarktische Überquerung über den Pol zum McMurdo Sound zu unternehmen. Diese neue Einmischung provozierte die Royal Geographical Society zu mehr als ihrer üblichen Bissigkeit, und sie sandte eine scharfe Note nach Berlin.
    Doch wahrscheinlich machte sich Scott mehr Sorgen wegen Shackleton, der jetzt seine Pläne, die westliche Küste erforschen zu wollen, öffentlich bekanntgab. Es bestand keine Absicht, mit Scott zu konkurrieren, aber Scott insistierte, dass seine eigene Handlungsfreiheit eindeutig bestätigt wurde, und schrieb an den Vorsitzenden der Royal Geographical Society: »Ich möchte vor meiner Abreise geregelt haben, dass ich die Freiheit habe zu gehen, wohin ich will, ohne den Vorwurf, ich würde unbefugt sein Terrain betreten.« 33 Doch letzten Endes hätte sich Scott deswegen keine Sorgen zu machen brauchen. Shackleton gab seine Pläne auf und überließ die Arbeit dem jungen Australier Mawson, den er ursprünglich hatte begleiten wollen.
    Während der letzten Wochen vor der Abreise wurden weitere Versuche unternommen, einem zunehmend unwilligen Publikum noch einige letzte Spenden abzuringen. Scott schätzte die Kosten der Expedition jetzt auf 5 0 000 Pfund, aber er hoffte, in Australien und Neuseeland noch 1 0 000 Pfund zusammenkratzen zu können. Geld tröpfelte immer noch herein, und im April kam dann die Nachricht, dass Peary seinen Versuch, zum Pol zu gelangen, infolge Geldmangels aufgegeben habe. Die Bühne schien für Scott bereitet. Er beschloss, dass er, wenn die Terra Nova in See stach, zurückbleiben müsse, um die letzten Gelder aufzutreiben; dann würde er mit einem Dampfschiff hinterherfahren.
    Am Vorabend der Abreise der Terra Nova stattete Scott Thomas Marlowe, dem Verleger der Daily Mail , den er seit der Discovery -Expedition kannte, einen aufschlussreichen Besuch ab. Er überlegte bereits, was er nach seiner Rückkehr tun könne, und fragte Marlowe, wann seiner Meinung nach der Krieg mit Deutschland ausbrechen werde. Marlowe erwiderte mit erstaunlichem Vorherwissen: »Ich kann Ihnen nur sagen, dass nach Ansicht gut informierter Leute Deutschland im Sommer 1914 bereit sein wird zuzuschlagen, und man

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