In den eisigen Tod
wenigstens seine Spende anzunehmen. Das war genau die Art von Geste, wie sie Scott gefiel, der sich bereit erklärte, den jungen Mann noch einmal zu empfangen.
Dieses Mal sollten drei Geologen mitfahren, an der Discovery -Expedition hatte nur ein einziger Geologe teilgenommen. Zwei von ihnen waren Australier: Der eine war Griffith Taylor, der in Berichten in der für seine Landsleute so typischen Manier von »seinen Kumpeln« sprach und seine Zufriedenheit mit dem »Fraß« ausdrückte, und der andere Frank Debenham. Der dritte, Raymond Priestley, ein Mitglied von Shackletons Expedition, war Engländer; er wurde später rekrutiert und schloss sich der Expedition erst in Australien an. Der etwas trockene und schroffe, aber äußerst kompetente Dr. George Simpson vom Indian Weather Bureau in Simla erhielt eine Stelle als Meteorologe. Die Biologen waren Edward Nelson vom Plymouth Marine Laboratory, ein reicher und ziemlich träger Mann mit »einer Vorliebe für Gin und Bridge« 20 , wenn auch ein sorgfältiger Wissenschaftler, und Denis Lillie, ein ausgewiesener Kenner der Meeressäugetiere und in Scotts Augen ein bisschen plemplem – er glaubte an Wiedergeburt und daran, dass er in seinen früheren Leben einmal Perser und einmal Römer gewesen sei. Einer seiner Kollegen schrieb spöttisch: »Wenn man ihn richtig behandelt, kann man viel Spaß aus ihm herausholen.« 21 Der junge Kanadier Charles Wright aus Toronto wurde als Physiker angeheuert.
Taylor und einige der anderen Wissenschaftler beschlossen, ihre Fitness unter Beweis zu stellen. Gestärkt durch ein Dutzend hartgekochter Eier und einige Schokoladenriegel, legten sie die 130 Kilometer von Cambridge nach London in vierundzwanzig Stunden zu Fuß zurück. Taylor beschrieb die Szene, die sich nach ihrer Ankunft im Londoner Büro der Expedition abspielte: »Das Büro lag in Westminster, in einer Gegend also, die den Interessen des Empire im besonderen Maße verpflichtet war … in einem großen Raum saß hin und wieder Kapitän Scott, aber gewöhnlich war er [anderswo] mit irgendwelchen zweckdienlichen Nahrungsmitteln oder patentierten Geräten beschäftigt … Daneben war das Sekretariat, und dort wurde [Scott] gesehen, wie er durch einige der 8000 Bewerbungen emsiger Leute watete, die darauf brannten, aus ihrem Trott herauszukommen und sich der Expedition anzuschließen … [Ein anderer] Raum wurde fast von einem riesigen Marineunteroffizier ausgefüllt, der Ausrüstung für die Schlitten sortierte … Ein alter Schlitten, Baujahr 1902, stand im Flur herum …«
Bernard Day, der ebenfalls mit Shackleton gereist war, wurde mit den Motorschlitten betraut. Er kaufte auch ein Fahrrad, das einige Mitglieder der Mannschaft in Antarktika benutzten. Einmal fuhr Griffith Taylor damit so weit über das Eis, dass er sich verirrte. Der Mann, der nach Sibirien geschickt worden war, um den Kauf von Hunden und Ponys zu regeln, war Cecil Meares, ein geheimnisvoller Mensch von etwas wildem und ungepflegtem Äußeren. Es wurde gemunkelt, er sei ein Geheimagent gewesen und habe eine Rolle im »Great Game« – den Intrigen zwischen Großbritannien und Russland an den fernen nordwestlichen Grenzen Indiens – gespielt; auf jeden Fall beherrschte er Hindustani und Russisch. Er war Pelzhändler auf der Halbinsel Kamtschatka und Ochotsk in Nordostsibirien gewesen und behauptete, den Fall von Peking miterlebt und im Russisch-Japanischen Krieg sowie im Burenkrieg gekämpft zu haben. Er erzählte auch eine erstaunliche Geschichte über eine große Reise, die er nach Tibet unternommen hatte, wo sein Begleiter, ein Armeeoffizier namens Brooke, von Stammesangehörigen der Lolo ermordet wurde, und wie er dessen Leichnam in die Zivilisation zurückbrachte. Wilson, der Pazifist, war fasziniert von Meares, den er für einen Mann der Tat, einen höchst unterhaltsamen Tischgenossen und einen Spaßvogel hielt. Aber für Meares sollte sich die Beziehung zu Scott als schwierig erweisen. Als Abenteurer, der an ein ungebundenes Leben gewöhnt war, reagierte er sauer auf das, was er für Einmischung und Reglementierung hielt. Und Scott seinerseits ärgerte sich über das, was er als Aufsässigkeit ansah.
Doch das lag noch in der Zukunft. Meares unternahm zunächst eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn, mit Pferd und Schlitten nach Sibirien, wo er seine Hunde sorgfältig auswählte. Doch von Ponys verstand er viel weniger und ließ sich dabei beraten. Scott hatte Meares mit einer bizarren
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