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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Erforschung der westlichen Region mit ihm zusammenzuarbeiten. Scotts Reaktion fiel lauwarm aus. Am 3. Februar ergab sich eine weitere Entwicklung, die öffentliches Interesse weckte. Die American Geographical Society teilte mit, dass sie eine amerikanische Expedition von der Küste des Weddell-Meers aus zum Pol schicken werde, die im Dezember 1911 starten und ein Jahr später den Pol erreichen sollte. Peary hatte Scott geschrieben und ihn gefragt, ob er irgendwelche Einwände gegen diese Pläne habe. Scott hatte geantwortet, dass er die Absicht begrüße und bei der wissenschaftlichen Arbeit gern kooperieren würde. Doch jetzt griff die Presse die ganze Geschichte auf und stellte sie als Herausforderung britischer Ambitionen dar. Scott ließ die Korrespondenz zwischen ihm und Peary veröffentlichen, und er fügte hinzu, dass die Rivalität einen völlig freundschaftlichen Charakter habe, aber jeder natürlich eifrig bedacht sein werde, dass seine eigene Nation die erste sein sollte. Ende Februar gab Peary dem Publikum das, was es wollte, und versprach »den aufregendsten und nervenaufreibendsten Wettkampf, den die Welt je gesehen hat«. 29
    Im folgenden Monat war Scott in Norwegen, um sich mit Fridtjof Nansen zu beraten – der sehr von Kathleen eingenommen gewesen zu sein schien – und um in Fefor, am Fuße der Jotunheim-Berge, nördlich von Oslo, den Prototyp eines Motorschlittens zu testen. Dieser war nach Entwürfen von Scott und Reginald Skelton von der Wolseley Tool and Motor Company gebaut worden, und dieses Modell war der Vorläufer des Tanks und der Sno-cats, die später von Fuchs und Hillary auf der Transantarktischen Expedition von 1955–58 verwendet wurden. Er konnte auch die Firma besichtigen, die seine herkömmlichen Schlitten und andere Ausrüstungsgegenstände, einschließlich 50 Paar Ski, herstellte.
    Nansen hörte sich Scotts Pläne aufmerksam an und tat sein Bestes, um ihn zu beraten. Er persönlich hatte wenig Vertrauen in motorisierte Schlitten, befürwortete aber Scotts Entscheidung, sowohl Hunde als auch Ponys mitzunehmen. Er riet ihm auch, einen erfahrenen Skifahrer anzustellen, und machte ihn mit einem gut aussehenden, lebhaften, selbstsicheren jungen Mann, Tryggve Gran, bekannt. Gran war reich (oder, wie Wilson etwas herablassend bemerkte, zumindest für norwegische Verhältnisse reich) und hatte ernsthafte Absichten, selbst zum Pol zu reisen. 30 Er hatte sich eigens ein Schiff bauen lassen, und seine Idee, die auf Ratschlägen von Nansen, Shackleton und Borchgrevink beruhte, war es, auf Skiern zum Pol zu fahren und Hunde mitzunehmen. Er beabsichtigte, im folgenden Sommer von Norwegen aus zu starten, und wünschte, dass Scott über seine Pläne im Bilde sei. Es muss Scott vorgekommen sein, als entwickele sich Antarktika zu einer Art Piccadilly Circus für Forschungsreisende, wobei jeder seine Pläne allen anderen mitteilte, um sicherzustellen, dass keiner über den anderen stolperte oder in mögliche Interessensphären eindrang.
    Doch ein Forscher, ein Norweger, schwieg sich zu dieser Zeit eisern über seine Pläne aus – der 37jährige Roald Amundsen. Seit er als Zweiter Offizier auf der Belgica gedient hatte, war er zu einem regelrechten Polarforschungsreisenden herangereift. Er hatte die Nordwestpassage durchquert und war der erste gewesen, der bestätigte, dass der magnetische Nordpol der Erde kein fester Punkt ist, sondern wandert. Seine öffentlich erklärte Absicht war es jetzt, den Nordpol zu erreichen und trotz Pearys Expedition das Polarbecken zu erforschen. Es sprach jedoch Bände, dass Amundsen Scott aus dem Wege ging, obwohl dieser mehrere Versuche unternahm, mit ihm in Kontakt zu treten. Scott schickte ihm sogar einen zweiten Satz seiner eigenen Instrumente, damit vergleichende Messungen von Nord und Süd vorgenommen werden könnten. Amundsen akzeptierte diese schweigend, hatte aber, obschon es ihm peinlich war, nicht die Absicht, ihm zu verraten, dass er seit sechs Monaten insgeheim plante, in Richtung Südpol zu fahren. Gran, der versucht hatte, ein Treffen der beiden zu arrangieren, war tief beschämt. Amundsen wollte keine Telefongespräche entgegennehmen, und als Gran Scott zu Amundsens Haus begleitete, wurde ihnen von dessen Bruder beschieden, dass Amundsen nicht zu Hause sei – und dies, obwohl er gewusst hatte, dass Scott vorbeischauen könnte. Sie warteten eine Stunde, aber Amundsen kam nicht zurück.
    Scott beschloss, dass er mit dem begeisterten Tryggve Gran wohl

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