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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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Aufgabe betraut – nur weiße Ponys zu kaufen, weil Shackleton festgestellt hatte, dass seine dunklen Ponys vor den weißen verendet waren. Dies engte Meares’ Handlungsspielraum sehr stark ein und veranlasste einen zweifellos ungläubigen, aber hocherfreuten Pferdehändler auf einem Markt in Mukden zu »einem riesig breiten Grinsen«. 22 Oates sollte beim Anblick der ausgemergelten alten Klepper, die schließlich in Neuseeland an Bord genommen wurden, erschrecken und bedrückt auflisten: »Schmalbrüstig, X-Bein e ... Alt. Windschlucke r ...« 23
    Nachdem er seinen Kauf abgeschlossen hatte, überredete Meares Anton Omeltschenko, der ihn beim Pferdekauf beraten hatte, und einen russischen Hundetreiber namens Dimitri Gerow, ihm beim Transport der Tiere nach Neuseeland zu helfen, wo sie auf die Expedition stoßen sollten. Es war eine schwierige Aufgabe, und Kathleen Bruces Bruder Wilfred, »breit, strahlend und immer nach Mädchen Ausschau haltend«, wurde entsandt, um dieser Arche Noah zu assistieren. 24 Es gelang ihnen, ihre Menagerie über den Pazifik bis nach Lyttelton zu befördern, ohne ein einziges Tier zu verlieren, aber sie wechselten kein Wort mehr miteinander. Meares meinte, Bruce sei »zu ›etepetete‹ für diesen Job«. 25
    Schließlich gab es noch den erfahrenen und talentierten Herbert Ponting, der sich der Expedition als offizieller »Kamerakünstler« anschloss. Seine wunderbaren Bilder sollten die unheimliche, überwältigende Schönheit von Antarktika bannen; darüber hinaus diente er der Expedition auch als »Kameramann«. Sein ergreifender Streifen über den Abschied von Kapitän Scott und seinen Kollegen vor ihrem Aufbruch zum Pol – kleine, resolute Gestalten, die in eine große, weiße Unendlichkeit hinausstapfen – ist heute noch genauso beeindruckend wie 1912. Ponting, der viel reiste, schrieb gerade ein Buch über Japan, als Scott sich an ihn wandte: »Er sprach mit solchem Eifer von seiner bevorstehenden Reise; von der Verlockung der südlichsten Meere; vom Geheimnis des Ross-Schelfeises; von der Erhabenheit des Erebus und der Westlichen Berge und von den Wundern der Tierwelt rund um den Pol, dass ich mich von seiner Begeisterung mitreißen ließ.« Ponting ließ sich auch von dem Menschen Scott bezaubern: »das entschlossene Gesicht; die klaren blauen Augen mit ihrem aufrichtigen, suchenden Blick; die einfache, direkte Sprechweise und sein ernsthaftes Wesen; die stille Kraft des Mannes – all das zog mich unwiderstehlich an.« 26 Mit Ponting war das Team komplett.
    Es stellte sich auch noch die Frage nach einem Schiff. Scott versuchte, die Discovery zu bekommen, die ihm sehr ans Herz gewachsen war, aber sie befand sich mittlerweile im Besitz der Hudson Bay Company. Deshalb verhandelte er über die Terra Nova , das Versorgungsschiff, dessen Auftauchen im McMurdo Sound ihn und Wilson so entsetzt hatte. Sie war alt und hatte einen außergewöhnlich hohen Kohlenverbrauch, aber, wie Teddy Evans schilderte, eine ehrenwerte Geschichte auf dem Buckel: »Sie war der größte und stärkste der alten schottischen Walfänger, hatte sich im antarktischen Packeis bewährt und sich in den nördlichen Eisfeldern wacker gehalten, bei Wal- und Robbenfangreisen, die sich über einen Zeitraum von 20 Jahren erstreckt hatten. Trotz ihres Alters leistete sie Beträchtliches.« Ihr Rumpf war aus massiven Eichenbalken gebaut, die 36 Zentimeter dick waren, während ihr Bug aus einem soliden, 2,75 Meter dicken, mit Eisenplatten verstärkten Holzschott bestand. Scott sicherte sie sich gegen eine Anzahlung von 5000 Pfund, die aufzubringen er große Schwierigkeiten hatte.
    Die Terra Nova war zwar ein geeignetes Schiff, doch sie war auch sehr verschmutzt. Teddy Evans war für ihre Umwandlung in ein schwimmendes Laboratorium verantwortlich: »Ich liebte sie von dem Tag an, als ich sie das erste Mal sah, weil ich auf ihr mein erstes Kommando erhielt. Armes, kleines Schiff, es sah so verdreckt und ungepflegt aus.« Ihre Ekel erregenden Trantanks mussten entfernt und das ganze Schiff geschrubbt und desinfiziert werden. Es mussten Wohnräume für Offiziere und die Mannschaft, Laboratorien, Instrumenten- und Chronometerräume sowie Vorratskammern eingebaut werden. Während die Arbeiten in den West India Docks voran schritten, lockte die Terra Nova viele Besucher an, aber der arme Teddy Evans »errötete oft, wenn Admiräle kamen, um unser Schiff zu besichtigen, [denn] sie war so furchtbar schmutzig«. Er hatte nur ein

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