In den Haenden des Eroberers
gepresst.
„Dies ist meine Frau, und Ihr werdet nicht auf diese Weise über sie sprechen. Ihr werdet in ihrer Gegenwart überhaupt nicht auf diese Weise sprechen“, sagte Giles. Als der Normanne unter ihm mit seiner Antwort zögerte, drückte Giles ihm das Messer fester in die Haut, bis Sir Eudes nachgab. Giles erhob sich, versetzte ihm einen Tritt und ließ das Messer zurück in den Stiefelschaft gleiten. Fayth bemerkte, dass ein Großteil von Giles’ Männern die vier am Tisch umzingelt hatte.
„Ich fordere Euch noch einmal auf, mir Euer Begehr mitzuteilen, und dann werdet ihr schnurstracks verschwinden“, befahl Giles.
Sir Eudes stand auf und klopfte sich den Staub ab, ohne zu antworten. Erst als Giles drohend einen Schritt auf ihn zutrat, machte er Miene zu sprechen.
„Einige von Lord Huards Leibeigenen laufen immer wieder davon, und er möchte Euer Wort, dass Ihr ihnen auf Eurem Grund keinen Unterschlupf gewährt“, sagte Sir Eudes missmutig. „Er hat mich geschickt, um sicherzustellen, dass Ihr auch versteht, was man von Euch erwartet, wo Ihr doch nur …“ Der Ritter brach ab, und Fayth fragte sich, ob er das Wort wirklich aussprechen würde. Und tatsächlich fuhr er fort: „… ein Bastard seid und nicht wissen könnt, wie sich ein anständiger Lord verhält.“
Fayth stockte der Atem angesichts einer solch rüden Dreistigkeit. Doch Lord Giles stürzte sich nicht auf den Ritter, wie sie erwartet hatte. Stattdessen wurde es ganz still in der Halle. Alle warteten auf ein Zeichen, denn auf eine solch grobe Beleidigung würde Giles reagieren müssen. Giles trat so dicht an Sir Eudes heran, dass Fayth die Worte, die er sprach, kaum hören konnte. Seine Männer schlossen den Kreis enger; sie waren Sir Eudes’ Gefolgsleuten zahlenmäßig überlegen und sorgten dafür, dass diese es auch sahen.
„Bretone, nehme ich an, war das Wort, das Ihr suchtet, nicht wahr, Sir Eudes? Sicherlich wolltet Ihr sagen, dass ein Bretone wie ich nicht weiß, wie ein normannischer Lord sich verhält, ist es nicht so?“
Sir Eudes mochte ein Grobian sein, aber ein Dummkopf war er nicht. Er nickte stumm und gab damit zu verstehen, dass er einsah, in dieser Situation den Kürzeren gezogen zu haben. Doch das hinterhältige Funkeln in seinen Augen verriet Fayth, dass er nicht vergessen würde, von einem seiner Ansicht nach Nichtswürdigen erniedrigt worden zu sein.
„Bretone war das Wort, das ich suchte, ja“, presste er hervor.
„Ja?“ Giles ließ nicht locker. „Nur weiter.“
„Bretone war das Wort, das ich suchte, Mylord .“ Sir Eudes spie das Wort förmlich aus.
Lord Giles trat zurück und nickte. „Meine Empfehlungen an Lord Huard. Sagt ihm, ich sei über meine Pflichten meinen normannischen Nachbarn gegenüber im Bilde. Roger, Lucien, geleitet die Herren bis an die Grenze meines Landes, damit sie sich nicht verlaufen.“
Gemeinsam mit sechs weiteren Rittern begleiteten Roger und Lucien die vier Normannen hinaus. Giles, Brice und einige andere standen zusammen und diskutierten im Flüsterton, aber hitzig. Dann und wann wurde ein Fluch oder Schimpfwort laut. Es war nicht zu übersehen, dass die bretonischen und normannischen Krieger sich abgrundtief hassten. Dieser Disput hatte seine Wurzeln auf dem Kontinent und war weit mehr als nur eine nachbarschaftliche Auseinandersetzung.
Fayth wollte die Gruppe nicht stören, aber andererseits konnte sie nicht ewig so dastehen. Sie wartete darauf, dass sich irgendjemand ihrer Gegenwart erinnerte, und versuchte bis dahin aufzuschnappen, was besprochen wurde. Doch es dauerte nicht lange, bis Giles zu ihr herübersah, den Männern einige Anweisungen gab und zu ihr trat.
„Heute werde ich Euch nicht ins Dorf lassen, Mylady“, sagte er, „denn ich kann nicht für Eure Sicherheit garantieren. Ich möchte diesem Lumpenpack keine Gelegenheit bieten, mich oder meine Leute in Schwierigkeiten zu bringen.“
„Ich weiß, dass dieser Mensch Euch in Wahrheit in Eurer Ehre treffen wollte, als er mich beleidigte“, erwiderte Fayth. „Und ich danke Euch, dass Ihr für mich eingestanden seid.“
„Ihr seid meine Gemahlin.“ Giles hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. „Ich würde Eure Ehre jedem gegenüber verteidigen.“
Der Leibhaftige selbst musste ihr die nächsten Worte in den Mund gelegt haben, aber sie waren herausgeschlüpft, bevor Fayth sich besinnen konnte. „Dann kann ich wohl von Glück sagen, dass Sir Eudes nicht schon vor ein paar Tagen hier
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