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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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unterstellt wurden?“
    „Einen guten Tag wünsche ich Euch, Mylord“, sagte Fayth. Sie sagte es ruhig, doch Giles hörte den stummen Vorwurf heraus, der seiner Hast galt. Ihre Hand entzog sie ihm jedoch nicht, und das wertete er als gutes Zeichen.
    „Euch auch einen guten Tag, Lady Fayth“, erwiderte Giles. „Ich hoffe, Ihr seid wohl?“
    „Ich habe keine Gesellschafterinnen, Mylord“, beantwortete Fayth seine erste Frage, ohne auf die zweite nach ihrer Gesundheit einzugehen. Das war Giles nur recht, denn er hätte nicht gewusst, was er zu dem Thema noch hätte sagen oder fragen sollen.
    „Hat Euch denn niemand Gesellschaft geleistet, als Euer Vater noch Herr über diese Burg war?“ Endlich gab Giles ihre Hand frei, griff nach einem Apfel, schnitt ihn in zwei Hälften und bot Fayth eine davon an. Stumm schüttelte sie den Kopf und nahm nur den Becher Bier, den eine Magd ihr reichte.
    „Zwei meiner Cousinen haben hier gelebt, Mylord“, sagte sie. „Die eine wurde verheiratet und die andere kehrte zu ihren Eltern zurück, noch bevor der König nach Norden aufbrach.“
    „Dann seid Ihr die ganze Zeit über allein gewesen?“, fragte Giles, worauf Fayth nickte. „Und Eure Mutter, Mylady? Wie lange ist sie schon tot?“
    „Sie ist vor zwei Jahren am Fieber gestorben“, entgegnete Fayth.
    „Ich möchte keine alten Wunden aufbrechen, Mylady“, erklärte Giles. „Vielmehr möchte ich Euch das Dasein als meine Gemahlin nur so angenehm wie möglich machen. Gibt es noch eine andere Cousine, die Ihr gerne einladen würdet? Ich könnte auch meinem Freund oder vielmehr seiner Frau Nachricht schicken. Vielleicht kennt sie geeignete Kandidatinnen – sofern Ihr das wünscht, natürlich. Madame Elise scheint nie Mangel an Damen zu haben.“
    Was, wie Giles wusste, in den vergangenen Jahren nicht zuletzt auf die drei Männer ihm Dienste ihres Gemahls zurückgegangen war, vor allem auf Soren, aber durchaus auch auf Brice und Giles selbst. Und auf Simon, bevor dieser heiratete.
    „Mir kommt derzeit keine Dame in den Sinn, Mylord“, sagte Fayth.
    Natürlich nicht. Sie befanden sich mitten im Krieg. Fayth musste ihn für verrückt halten. „Wenn sich die Lage beruhigt hat, könnt Ihr die Angelegenheit ja noch einmal überdenken“, erwiderte er. „Jedenfalls habe ich keine Einwände dagegen, Gesellschaft für Euch auf die Burg zu holen.“
    Er ließ Fayth in Ruhe essen oder vielmehr trinken, denn außer dem Becher Bier nahm sie an diesem Morgen nichts zu sich. Giles schob es auf ihre Magenverstimmung.
    „Ist gestern im Dorf irgendetwas vorgefallen?“, fragte er schließlich.
    Er ertrug die neuerliche Angst in ihren Augen nicht und konnte sie sich auch nicht erklären. Ihre letzte Begegnung war voller Leidenschaft gewesen, bereitwillig gegeben und empfangen. Waren Fayth in seiner Abwesenheit erneut Zweifel gekommen? Sorgte sie sich vielleicht immer noch, Schuld auf sich zu laden, wenn sie sich seinen Händen hingab?
    War dies vielleicht der Grund dafür, warum verheiratete Männer ihr Vergnügen unter fremden Röcken suchten und nur die Notwendigkeit, für Nachkommen zu sorgen, sie zu ihrer Angetrauten trieb?
    Beinahe jeder Mann von Rang, den Giles kannte, hielt sich eine Gespielin für Liebesdienste – nicht nur die Adligen, sondern auch jene, die in hohem Ansehen bei ihrem Herzog oder ihrem Grafen standen, also Ritter und Landbesitzer wie Giles. Viele Männer sanken in die Arme der Geliebten, kaum dass sie das Ehebett verlassen hatten, wechselten manchmal in ein und derselben Nacht von der einen zur anderen und dies für Tage oder gar Wochen in Folge. Giles hatte sich für eine neue Burganlage in der Nähe der Flussgabelung entschieden, und ihm kam in den Sinn, wie einfach es wäre, seine Gemahlin dort zu beherbergen und sich hier, auf der alten Burg, eine Mätresse zu halten.
    Was sind das nur für Gedanken, schalt er sich. Er musste tatsächlich verrückt sein. Verstohlen blickte er zu Fayth hinüber. Schon als er sie zum ersten Mal gesehen hatte und obwohl sie an jenem Tag um das Leben eines anderen Mannes flehte, war Giles klar gewesen, dass er keine andere Frau als sie begehrte. Er wollte Fayth – in seinem Bett, in seinen Armen, an seiner Tafel und auf seiner Burg. Er wollte, dass sie seine Kinder gebar. Er wollte mir ihr zusammen alt werden.
    Vielleicht hatten all die Schlachten, die er geschlagen hatte, ihn den Verstand gekostet, oder vielleicht hatte ihn der Regen oder etwas anderes närrisch gemacht,

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