In den Haenden des Eroberers
Anteilnahme und nahm ihr schließlich den leeren Becher ab. Ohne Fayth um Erlaubnis zu fragen, nahm er dann den Saum ihres Übergewands, streifte es ihr über den Kopf und drehte sie, damit er die Schnürung der Cotte darunter lösen konnte.
Es fühlte sich vollkommen natürlich an, mit Fayth zu plänkeln und an ihrer Seite das süße Nichtstun zu genießen. Giles hatte nie viel Zeit in einem Frauengemach verbracht. Die Damen, die ihm bislang Zutritt zu dem ihren gewährt hatten, waren auf andere, schneller zu erledigende Dinge aus gewesen, und die Frauen seines Standes, Bedienstete und Mägde, verfügten meist über keine eigene Kammer.
Also hatte er seine Lust immer und überall befriedigt, wo sich ein wenig Abgeschiedenheit und eine willige Frau fanden – an der Rückwand eines Schuppens, unter Kutschen, in Ställen oder Scheunen und einmal gar in Küche und Waschraum. Nie war ihm damals in den Sinn gekommen, dass er eines Tages ein eigenes Gemach mit einer Gemahlin vornehmen Standes teilen würde.
Fayth ließ das Kleid an sich herabgleiten und trat heraus, sodass sie nur im Unterkleid dastand. Bevor sie unter die Bettdecken schlüpfte, nahm Giles sie in den Arm und küsste sie, was er schon hatte tun wollen, seit er am Vorabend nach Hause gekommen war.
Nach Hause?
In der Tat. Giles lächelte unwillkürlich, bis seine Lippen die ihren trafen und Begehren das Lächeln verdrängte, ein Begehren, das stets gefährlich in ihm brodelte.
Er ließ seine Finger durch das Haar seiner Frau gleiten, zog sie zu sich heran und küsste wieder und wieder ihre Lippen. Dann gab er Fayth frei. „Ich würde gern neben Euch liegen und Euch spüren“, sagte er.
Fayth nickte, und Giles legte Kleider und Schwert ab und folgte ihr ins Bett. Fayth schmiegte sich in seine Arme. Der Schlaftrunk zeigte Wirkung, und nach wenigen Augenblicken war sie fest eingeschlafen.
Zu Hause.
Die Worte ließen Giles nicht mehr los, bis auch er in den Schlaf sank.
Fayth war allein, als sie erwachte. Das Sonnenlicht, das sich durch die hölzernen Fensterläden stahl, kündete von einem schönen Tag. Der noch schöner wurde, als sie feststellte, dass sie aufgehört hatte zu bluten.
Mit Emmas Hilfe kleidete Fayth sich an und stieg dann die Treppe hinab, um sich zu ihrem Gemahl in die Halle zu gesellen. Sie hoffte, dass Giles ihr heute erlauben werde, ins Dorf zu gehen. Inzwischen zweifelte sie, dass an Edmunds Behauptungen, alle Normannen würden die Angelsachsen misshandeln, etwas Wahres war. Fayth hatte Giles’ Plänen gelauscht und hatte mit angesehen, wie empört er auf Lord Huards Männer und ihre Forderungen reagiert hatte. Sie würde Edmund wissen lassen, dass sie ihm nicht länger helfen konnte.
Als Fayth die Halle betrat, stritten ihr Gemahl und sein Freund wieder einmal heftig miteinander. Sie fragte sich, wie die beiden es bloß schafften, Freunde zu bleiben, denn es war weder der erste noch der schlimmste Streit, dessen Zeuge sie wurde.
„Keiner von uns weiß, was zu tun ist, Giles. Sie aber weiß es“, knurrte Brice hitzig.
„Du hast gehört, was ich gesagt habe – Lady Fayth wird die Burg heute nicht verlassen“, gab Giles scharf zurück. Als Brice laut fluchte, fuhr er fort: „Du hast diese Männer doch erlebt, Brice. Die Grenzen meines Landes bedeuten ihnen nicht das Geringste. Sie achten sie nur, wenn ihnen gerade danach ist. Huard wird es nicht zu schätzen wissen, dass ich etwas habe, was ihm gehört, und du kannst gewiss sein, dass er es bereits weiß.“
„Himmel, Giles, sei doch kein solcher Unmensch!“, brüllte Brice. Fayth erwartete fast, dass die beiden handgreiflich wurden, doch so weit gingen sie nicht. „Dieser Frau geht es sehr schlecht, und es heißt, Lady Fayth verstehe sich auf Heilkunde. Ich will doch gar nicht, dass sie gemütlich und für alle sichtbar durchs Dorf schlendert, sie soll sich doch nur die arme Frau anschauen.“
„Eines der Dorfweiber soll sich darum kümmern. Lady Fayth bleibt hier!“ Giles verschränkte die Arme und gab Brice damit zu verstehen, dass die Sache für ihn beschlossen war.
„Darf ich auch etwas dazu sagen, Mylord?“, fragte Fayth. Überrascht wandten sich die beiden Streithähne zu ihr um. So sehr waren sie in ihr Gezänk vertieft gewesen, dass keiner von ihnen Fayth bemerkt hatte.
„Eine Frau aus dem Dorf ist verwundet worden“, erklärte Giles und warf Hallam, der etwas abseits stand, einen Blick zu.
„Es ist Nissa, Mylady“, sagte Hallam. „Die Frau von
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