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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terri Brisbin
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aber das war ihm gleich. Als er sich dort draußen im Wolkenbruch seinen Tagträumen hingegeben und den Hügel betrachtet hatte, auf dem die neue Burg entstehen sollte, hatte Giles jedenfalls Fayth an seiner Seite gesehen. Sie und keine andere.
    Gerade setzte Fayth zu einer unverfänglichen Antwort auf seine Frage an, als ein merkwürdiges Leuchten in seinen Augen sie innehalten ließ. Es war, als sehe er sie in diesem Moment zum ersten Mal und als ginge ihm erst jetzt wirklich auf, dass er eine Burg, Ländereien und eine Frau hatte.
    Fayth meinte sich zu erinnern, in der Nacht kurz aufgewacht zu sein, als Giles zu ihr ins Bett stieg, aber die einschläfernden Kräuter in Emmas stärkendem Trank hatten sie benommen gemacht. Als sie morgens gewärmt von Giles erwacht war, hatte Fayth einfach nur dagelegen und das Gefühl seines bloßen Körpers genossen, bis ihr Edmunds Worte wieder in den Sinn gekommen waren. Sollte sich ihre Verbindung nun zum Schlechteren wenden, waren es jener Moment und dieser, an die sie gerne zurückdenken würde.
    „Haben Euch wieder Erinnerungen an Euren Vater gequält, Fayth?“, fragte Giles. „Hat der Besuch im Dorf Euch aufgewühlt?“
    Wie unbarmherzig war ihr Giles erschienen, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, während er sich mit dem Schwert in der Hand den Weg durch die Soldaten ihres Vaters freigekämpft hatte. Diese Erinnerung war verblasst, neue Bilder überdeckten sie – Bilder von all den kleinen Gesten, die gefolgt waren. Er hatte sich von Anfang an um die Not ihres Volkes gesorgt und es beschützt, und nun sorgte er sich um ihr eigenes Wohlergehen und um ihren Schmerz.
    Und was tat sie? Sie suchte bei Giles’ Feinden nach dem Beweis für seine Schuld am Tod ihres Vaters. Noch immer hatte sie sich nicht dazu durchringen können, den Rebellen ihre Unterstützung zu versagen. Und auch der Sack mit Lebensmitteln, den Edmund mit in die Kate des Webers gebracht hatte, war ihr nicht entgangen – er und seine Männer plünderten die Burgvorräte.
    „Ja, es waren die traurigen Erinnerungen, Mylord“, erwiderte Fayth. Das zumindest war keine Lüge.
    „Habt Ihr in der Kate des Webers etwas gesehen, das Euch Anlass dazu gegeben hat?“, fragte Giles.
    Fayth erschrak, bemühte sich aber, nach außen hin ruhig zu erscheinen. Wusste er von Edmund? Wusste Giles, dass er dort gewesen war und sie getroffen hatte? Hatte Brice mehr gesehen, als ihr klar war?
    „Brice sagte, er habe die Kate noch einmal durchsucht, nachdem er Euch in Emmas Obhut gegeben hat, aber nichts finden können“, sagte Giles.
    Gott sei Dank, Edmund war entkommen! Im Schutz der Tischplatte verkrampfte Fayth ihre Hände. Sie war Giles noch eine Antwort schuldig. Was sollte sie sagen? Dann kam ihr die letzte Aufgabe in den Sinn, der sie in der Weberskate nachgegangen war. Sie nickte.
    „Ja, ich habe einen Posten Tuch gefunden, den mein Vater im Sommer auf dem Markt erstanden hat“, erwiderte sie. „Ich hatte das Tuch schon vergessen und bin erst gestern wieder darauf gestoßen. Das hat mich stärker mitgenommen, als ich erwartet hätte.“
    „Wäre es Euch lieber, wenn Brice künftig allein ins Dorf geht und erledigt, was dort zu erledigen ist, und Ihr Euch nur um die Angelegenheiten auf der Burg kümmert?“
    Ja! tönte es in ihrem Kopf. Wenn Fayth nicht ins Dorf ging, würde sie auch Edmund nicht mehr begegnen und zu einer Entscheidung gezwungen sein. Wenn man sie nicht in Versuchung führte und sie einfach die Gefahr mied, in eine solche Situation zu geraten, würde sie auch keine Schuld auf sich laden können.
    Dann riss Fayth sich zusammen. Sie musste stark sein. Sie musste von Edmund die Wahrheit erfahren, und sie musste allen Menschen Taerfords zur Seite stehen. Wenn das bedeutete, einigen von ihnen ein paar Vorräte zu überlassen, damit sie den Winter überstanden, dann war es eben so.
    Doch Fayth spürte, dass die Antwort, die sie zu geben ansetzte, nicht aus vollem Herzen kam. Denn ihr Herz sah, wie der Mann dort neben ihr sich um sie sorgte. Ihr Herz sah, dass er ein besserer Mensch war als viele derjenigen, die in Rang und Reichtum weit über ihm standen. Dieser Mann machte ihr Angst, oh ja, aber zugleich fühlte Fayth sich durch ihn lebendig und geschätzt.
    „Ich werde mich nicht vor meinen Pflichten drücken, nur weil sie sich als schwierig erweisen, Mylord“, sagte Fayth schließlich. „Ohnehin haben wir die Bestandsaufnahme fast abgeschlossen. Ein weiterer Tag, und wir sind

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