In den Haenden des Eroberers
dass sie ihm von dem Rebellennest im Norden würde erzählen müssen, wo auch Edmund sich aufhielt.
Fayth hatte keine Wahl, zu viel war zu verlieren. Edmund hätte ihren Rat ja befolgen und sich längst auf und davon machen können, um bei seinen Verwandten in Northumbria oder anderswo Unterschlupf zu finden.
Mit sich im Reinen, wartete Fayth auf Giles. Sie würde ihm beweisen, dass sie ihn liebte und ihm vertraute. Wieder einmal war sie nahe daran gewesen, alles zu verderben, aber sie war sich gewiss, dass er ihr noch eine Chance geben würde. Unten im Hof hatte er ihr zugeraunt, dass alles gut werden würde, und sie hoffte inständig, dass er recht behielt.
Noch immer drehte sich ihr der Kopf von der gerade erst überwundenen Unpässlichkeit, und so sank sie zurück in die Kissen. Als Fayth das nächste Mal die Augen aufschlug, stand die Sonne schon tief. Das Dämmerlicht ließ nur Konturen erkennen. Aber sie wusste genau, dass der Mann, der nun neben dem Bett stand, keinesfalls ihr Gemahl war.
Das abendliche Mahl war bereits aufgetragen, als Giles endlich die Zeit fand, Fayth alles zu erklären. Der Tag hatte schlecht begonnen und war in seinem Verlauf noch schlimmer geworden, und jedes Mal, wenn er zu ihr hatte gehen wollen, war eine weitere Katastrophe eingetreten, die ihn davon abhielt. Erst der unselige Morgen, dann die Sache mit Siward, und schließlich war auch noch auf dem Übungsplatz der Soldaten ein Streit ausgebrochen.
Das Handgemenge war wie ein Lauffeuer ausgeufert, bis schließlich alle Recken in die Rauferei verstrickt waren. Lediglich die Wachen, die entlang der Wand postiert waren, hatten sich nicht anstecken lassen. Da Giles schlecht auf seine eigenen Männer schießen lassen konnte, musste er warten, bis sie ihrer Narretei von alleine müde wurden. Noch immer versuchten Roger und Lucien zu erkunden, was den Streit ausgelöst hatte; Giles konnte lediglich in Erfahrung bringen, dass er etwas mit Lady Fayth zu tun hatte. Offenbar hatte die Sache mit Siward dazu geführt, dass jemand unbedacht Anschuldigungen gegen sie geäußert hatte.
Und zu allem Überfluss war all dies unter den wachsamen Augen des Bischofs geschehen.
Bischof Obert hatte Burg und Hof erkundet, das Dorf aufgesucht und mit Giles’ Soldaten, den Pächtern, Vater Henry und auch sonst jedem gesprochen, dem er habhaft werden konnte. Seine Schlüsse behielt er für sich.
Nur einmal hatte er eingegriffen, als Giles darum bat, Eudes auf der Burg zu halten. Ansonsten hielt er sich aus allem heraus, las allmorgendlich die Messe und suchte oft das gemeinsame Gebet mit Vater Henry.
Würde Giles die Möglichkeit bekommen, sein Verhalten zu rechtfertigen, bevor Bischof Obert zu William zurückkehrte? Und wie viel Zeit blieb ihm, um die Dinge zu richten?
Giles schritt die Treppe hinauf in der Absicht, Fayth zunächst in die Sache mit Siward einzuweihen und sie dann zum Mahl in die Halle zu geleiten. Das Volk von Taerford, das wusste Giles inzwischen, wurde unruhig, wenn es Lady Fayth längere Zeit nicht sah – das hatte sich unmittelbar nach seiner Ankunft wie auch in den vergangenen Tagen gezeigt. Er hoffte, dass ihre Unpässlichkeit vorüber war, für die er vollstes Verständnis hatte – wenn er an das Brandzeichen auf Siwards Brust zurückdachte, überkam auch ihn jedes Mal eine Welle der Übelkeit.
Giles lauschte vor der Kammer, doch innen rührte sich nichts. Vielleicht schlief seine Frau? Er schob den Riegel zurück und stieß leise die Tür auf. Der Raum lag im Dunkeln, keine Kerzen brannten, und es schien, als sei Fayth gar nicht da. An der ersterbenden Asche im Kamin entzündete Giles eine Kerze und sah sich um.
Das Gemach war leer.
Er rief Fayth beim Namen und sah auch in der angrenzenden Kammer nach ihr, doch seine Gemahlin war weder dort noch in einem der anderen Räume des Stockwerks.
Giles schlug keinen Alarm, sondern machte sich auf eigene Faust daran, systematisch die gesamte Burg zu durchsuchen. Nirgends fand sich die geringste Spur von Fayth. Da die Sonne bereits untergegangen war, hatte es keinen Sinn, jetzt im Dorf nachzusehen oder die Straßen nach ihr abzusuchen.
Herr im Himmel, er hoffte, dass sie nicht dort draußen war!
Eudes hatte sich vor Kurzem auf den Heimweg gemacht, und Giles mochte sich nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn er auf die schutzlose Fayth traf. Wobei er jedoch eher vermutete, dass sie in der Kapelle bei Vater Henry war. Das würde zwar bedeuten, dass Fayth sich einmal mehr
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